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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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mir«, wiederholte Allen, » habe ich zwei von diesen Schreinen. Sie sehen alt aus.«
    » Geh näher ran.«
    » Einer sieht aus, als wäre er aus Gold. Er ist rechteckig. Er ist so groß wie ein großes Buch. Im unteren Teil ist ein Stück Glas eingefasst und drum herum sehe ich mehrere Engelfiguren.«
    » Das ist der Reliquienschrein mit der Heiligen Lanze«, belehrte Faber ihn mit herablassender Selbstsicherheit. » Und der andere?«
    » Die Heilige Lanze? Machst du Witze?«
    » Nick, kümmere dich um den anderen Reliquienschrein«, drängte Faber. » Siehst du ihn?«
    » Stopp mal. Wenn du schon einmal hier gewesen bist, warum erledigst du diese Arbeit dann nicht selbst?«
    Martin ging auf den Protest nicht weiter ein. Er konnte Nick ja nicht sagen, dass er schon drei Mal dort gewesen war, um genau diesen Diebstahl auszuführen, und jedes Mal gescheitert war. Deshalb hatte er entschieden, einen Profi damit zu betrauen.
    » Zur Sache, Nick. Wenn du eine Art Tabernakel vor dir hast«, sprach Martin weiter, » der ein zipfeliges Ende hat, und wenn sich auf dem Holzuntergrund ein goldenes Kreuz mit eingefassten Edelsteinen befindet, dann bist du am Ziel.«
    » Genau das habe ich vor meinen Augen«, antwortete Allen. » Was ist das?«
    » Es ist das Holz der Arche Noah.«
    » Hahaha. Das sieht funkelnagelneu aus…«
    » Da täuschst du dich. Man glaubt, dass ein Mönch namens Jakobus es bei einer Wallfahrt zum Berg Ararat fand.«
    » Wie bitte? Es gab damals schon Wallfahrten zum Ararat?«, platzte Allen heraus. » Aber das ist doch ein Fünftausender!«
    » Ja, das gab es damals schon, wenn auch die meisten Pilger niemals den Gipfel erreichten. Dieser Berg ist nicht gerade einfach zu bezwingen. Jakobus schlief mitten auf dem Weg ein, aber es heißt, dass Gott höchstpersönlich ihm zur Warnung einen Balken der Arche in den Schoß gelegt hat.«
    » Wow«, pfiff Allen. » Du bist ja ein wandelndes Lexikon.«
    » Ich versuche doch nur, die Zielobjekte zu erläutern.«
    » Sorry, aber das hier ist kein Balken, sondern ein schmales Brett.«
    » Hältst du es in Händen?«
    » Positiv.«
    » Gut…«, sagte Martin zögerlich. » Vielleicht haben sie den Balken in einzelne Stücke gehauen und diese dann in der Gegend verteilt. Jetzt nimm endlich deine Werkzeuge und fang an. Ich erinnere dich daran, dass uns nicht das Stück Holz interessiert, sondern dieser nierenförmige Stein.«
    » Ach, du willst kein Stück von der Arche haben?«
    » Nein, nur den Stein.«
    » Den schwarzen Stein?«
    » Genau. Das ist ein antiker Bätyl. Man nennt so etwas auch Sonnenstein. Nimm ihn vorsichtig aus der Fassung und ersetze ihn durch die Replik, die bei deiner Ausrüstung ist.«
    Der Amerikaner ertastete behutsam die Wand, um sich zu vergewissern, dass der Reliquienschrein nicht mit einem Alarm verbunden war. Dann befühlte er den Schrein, um zu sehen, ob er sich lösen ließ, und als er ihn erfreut in der Hand wog, nahm er aus seiner Tasche einen Uhrmacherstichel und führte ihn in den oberen Rand des Reifs, der das Schmuckstück einfasste. Bei der Hebelwirkung glitt es gefügig in seine Hände. Allen legte den Stein in die Tasche, gab einige Tropfen von dem Flüssigkleber auf die leere Öffnung und presste nun die Reproduktion drauf, die Martin in London beschafft hatte. Sie fügte sich auf den Millimeter genau ein. Nick lächelte. Es würden Monate vergehen, bis jemand den Austausch bemerken würde.
    » Fertig.«
    » Perfekt.« In Martin Fabers Stimme schwang Triumph mit. » Häng den Reliquienschrein wieder auf und komm raus.«
    » Hör mal…« Nicks Stimme dröhnte durch den Lieferwagen. » Kannst du mir mal sagen, warum du die Sache nicht selbst erledigt hast? Hierfür hast du doch keine Hilfe nötig, oder?«
    Aber nun gab Faber keine Antwort.
    Denn er konnte nicht antworten.
    Ein langbärtiger Mönch hatte die Tür seines mobilen Kontrollraums aufgeschoben und bedrohte ihn mit einer Waffe. Wortlos forderte er Martin auf, das Funkgerät abzuschalten, von seinen Computern zu lassen und mit erhobenen Händen auf den Platz vor der menschenleeren Kathedrale zu gehen. Drei weitere Schatten liefen durch die Gartenanlagen der Kathedrale von Etschmiadsin in Richtung Haupteingang. Sie hatten es auf Nick abgesehen. Dafür bezogen sie neben dem Grab des Patriarchen Teg Aghexander Stellung und warteten ab, dass Nick Allen, der nichts von ihrer Anwesenheit ahnte, die Kirche verließ. Diese Männer waren zwar mit schwarzen Tuniken bekleidet und

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