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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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veranstaltet, und schon bald erwartete das Volk sie als etwas Selbstverständliches.
    Ironischerweise war es gar nicht notwendig, Ädile gewesen zu sein, um in ein höheres Amt gewählt werden zu können. Theoretisch konnte man nach einer erfolgreichen Amtszeit als Quaestor gleich für ein Praetorat kandidieren, wenn man das vorgeschriebene Mindestalter erreicht hatte. In Wirklichkeit aber wäre ein solches Bemühen von geradezu lachhafter Nutzlosigkeit gewesen. Die einzige Hoffnung, zum Praetor gewählt zu werden, lag bei Wählern, die einen nur dann wählten, wenn man ihnen zuvor denkwürdige Spiele geboten hatte. Deshalb konnte man die höchsten Ämter nur erringen, wenn man sich zuvor die ruinösen Kosten auf die Schultern geladen hatte, die mit dem Amt des Ädilen einhergingen. Es sei denn, man war Pompeius, versteht sich. Er war immer die Ausnahme von den Regeln, die für alle anderen galten, so-gar für Caesar und Crassus. Pompeius wurde zum Konsul gewählt, ohne auch nur ein einziges niederes Amt bekleidet zu haben. Andererseits wird man einem enorm erfolgreichen General, dessen unglaublich loyale Legionen vor den Toren der Stadt lagern, eine Menge nachsehen.
    Das alles führte dazu, daß ein Ädile sich in seiner Amtszeit Schulden aufbürdete, deren Abzahlung Jahre dauern konnte. Es mag verwundern, daß ausgerechnet die Beamten mit den höchsten Schulden und der drängendsten Geldnot für die Bekämpfung der Korruption zuständig waren, aber das war nur eine der Anomalien unserer klapprigen, antiquierten Republik, die bald untergehen sollte, obwohl wir das damals noch nicht wußten. Ich muß wohl kaum erwähnen, daß meine Gedanken damals nicht dem bevorstehenden Tod der Republik galten, nicht einmal meinen Schulden, um deren Unvermeidlichkeit ich wußte. Ich war vollkommen beschäftigt mit der Fülle meiner Pflichten und der unglaublichen Bürde des Amtes. Als ich mein erstes Vierteljahr als Ädile hinter mich gebracht hatte, war ich sicher, daß es zumindest nicht mehr schlimmer werden konnte. Wie üblich irrte ich.
    Alles fing damit an, daß ein Gebäude einstürzte. »Hier ist noch eine Leiche«, brüllte der Staatssklave, den seine Arbeit offensichtlich schon wieder langweilte. Es war vielleicht die fünfzigste Leiche, die in den Trümmern entdeckt wurde. Das Gebäude war eine fünfstöckige Insula , - oder war es gewesen, um die korrekte Zeitform zu wählen - von der Art, wie es sie im Rom jener Tage besorgniserregend häufig gab: ein stümperhaft zusammen gezimmerter Kasten aus minderwertigem Holz, in dessen obere Etagen man so viele verarmte Familien wie möglich quetschte, während es im Erdgeschoß einige wenige anständige Läden und Wohnungen gab. Manchmal erstreckte sich eine einzige Insula über einen ganzen Straßenzug. Sie waren überfüllt, dunkel, voller Ungeziefer und so leicht entflammbar wie ein ölgetränkter Scheiterhaufen.
    Nun, ich nehme an, irgendwo müssen die Armen leben. Ein gelegentliches Erdbeben brachte die Dinger gleich massenweise zum Einsturz, aber eine nicht geringe Anzahl brach einfach so aufgrund von Vernachlässigung oder minderwertiger Bauweise zusammen. Alarmierend am Einsturz dieses speziellen Gebäudes war jedoch die Tatsache, daß es praktisch neu war, der Mörtel kaum getrocknet, das Holz noch frisch und nach süßlichem Harz duftend. Das sollte eigentlich nicht passieren. Womit nicht gesagt ist, daß es nicht doch passierte, sogar einigermaßen häufig. Die Bauvorschriften waren, was Material und Konstruktionsstandards angeht, sehr streng und genau, wurden aber ziemlich unverhohlen mißachtet. Es war einfach billiger, einen Beamten zu bestechen, als vorschriftsmäßig zu bauen.
    »Bringt die Leiche raus«, befahl ich dem Trupp Sklaven, der mit Werkzeugen und Bahren bereitstand. Diese Sklaven waren ein herunter gekommener Haufen von den staatlichen Bestattungsgruben außerhalb der Stadt. Dort arbeiteten sie, weil sie keine Skrupel hatten, Leichen zu berühren. Bei einer Katastrophe wie dieser konnten die Reinigungsriten erst zelebriert werden, wenn die Leichen aus den Trümmern geborgen und aufgereiht worden waren, damit sich die libitinarii um sie kümmern konnten. Mittlerweile lag eine lange Reihe von Leichen auf dem kleinen Platz vor der eingestürzten Insula , viele von ihnen grausam verstümmelt, andere äußerlich scheinbar unverletzt und vermutlich Erstickungsopfer. Es gab Kleinkinder und Alte, junge Männer und Frauen, Sklaven und Freie. Um den Platz

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