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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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drängte sich eine große Ansammlung von Menschen, die ängstlich oder schluchzend versuchten, Verwandte und geliebte Menschen zu identifizieren. Die Luft war erfüllt von leisem Gemurmel, das nur hin und wieder durch Wehklagen zerrissen wurde, wenn eine Frau Mann, Vater oder Kind unter den Toten entdeckt hatte.

    Es gab kaum Überlebende, die wenigen waren zur Tiber-Insel getragen worden, wo sie nach Möglichkeit ärztlich versorgt wurden und ihr Schreien und Stöhnen das allgemeine Durcheinander nicht noch vergrößerte. »Platz!« hörte man einen Liktor rufen. »Platz für den interrexl « Eine doppelte Reihe von Liktoren stürmte auf den Platz und drängte Gaffer und Trauernde mit ihren fasces beiseite. Hinter ihnen kam der Mann, der zwar über alle Macht und alles Ansehen eines Konsuls verfügte, nicht jedoch über den Titel oder eine entsprechende prokonsularische Ernennung. Die Wahlen im Vorjahr waren Gegenstand von so vielen Skandalen, Tumulten und Gerichtsverfahren geworden, daß die Konsuln ihr Amt noch nicht hatten antreten dürfen und an ihrer Stelle ein interrex ernannt worden war. Wie es der Zufall wollte, war es ein Verwandter von mir, der den klangvollen Namen Quintus Caecilius Metellus Pius Scipio Nasica trug.

    »Wie viele Tote?« fragte er mich.
    »Etwa fünfzig bis jetzt«, erklärte ich ihm. »Aber wir haben erst die oberen Stockwerke geräumt. Wir werden noch mehr Tote finden. Meinst du, daß das einen Tag der Trauer erforderlich macht?« Metellus Scipio war auch noch Pontifex und konnte einen solchen Tag der Trauer anordnen. »Wenn die Zahl der Opfer außergewöhnlich hoch ist oder eine bekannte Persönlichkeit unter ihnen gefunden wird, werde ich im Senat einen beantragen «, erwiderte er. »Obwohl es mir im Grunde recht sinnlos erscheint. Dieses Jahr war schon bisher so blutig, daß die ganze Stadt in Schwarz gehen und sich einen Bart wachsen lassen sollte.«
    »Wie wahr«, stimmte ich ihm zu. »Trotzdem werde ich denjenigen, derdiese Bausünde verbrochen hat, zur Verantwortung ziehen. Eine funkelnagelneue Insula hat ohne Erdbeben nicht einfach so einzustürzen. Das Ding stand ja nicht mal lange genug, als daß die Termiten sich an die Arbeit hätten machen können.«
    »Wenigstens hat es kein Feuer gegeben«, bemerkte Scipio.
    Wenn ein Gebäude über brennenden Heiz- und Kochfeuern zusammen brach, konnten sich die Flammen rasch in der ganzen Stadt ausbreiten.
    »Ein kleiner Segen Jupiters«, sinnierte ich. »Es ist kurz vor Tagesanbruch passiert. Die Feuer waren noch nicht geschürt und die Lampen für die Nacht schon erloschen.«
    »Tragisch«, seufzte er. »Aber es hätte schlimmer kommen können.
    Finde heraus, wer dafür verantwortlich ist. Ich will einen Namen. Du wirst wahrscheinlich zu beschäftigt sein, selbst Klage zu führen, aber wir können die Sache einem aufstrebenden jungen Mitglied der Familie übergeben. Mein jüngerer Sohn könnte eine solche Erfahrung gebrauchen.«
    Natürlich versuchte er, diesen Unglücksfall zum politischen Vorteil der Familie zu nutzen, so etwas taten wir ständig. Es war seine nächste Enthüllung, die mich wirklich überraschte.
    »Wo wir gerade von Kindern sprechen«, er sah sich um, um sich zu vergewissern, daß niemand lauschte, »du solltest es noch eine Weile für dich behalten, aber die Familie hat der Heirat meiner Tochter mit Pompeius zugestimmt. «
    »Ist das dein Ernst?« fragte ich fassungslos. »Wir bekämpfen Pompeius doch seit Jahren!« Ich war mehr als nur ein wenig verstimmt darüber, dass man mich von solch wichtigen Beratungen ausgeschlossen hatte. Trotz meines Alters, meiner Würde und meiner Erfahrung hielten die Älteren der Familie mich für zu jung und unzuverlässig, mich in ihren weisen Ratschluß einzubeziehen.
    »Man hat entschieden, daß es an der Zeit ist, neue Allianzen einzugehen. «
    Er mußte mir die grausamen Einzelheiten nicht erläutern. Die Familie hatte beschlossen, daß Caesar jetzt der gefährlichere Mann war. »Aber Pompeius' Anhänger fordern eine Diktatur. Wir werden sie doch nicht etwa unterstützen, oder? Eher gehe ich freiwillig ins Exil!«
    Er seufzte. »Decius, wenn du wüßtest, wie viele der Älteren ohnehin schon lange deine Exilierung fordern. Also werde jetzt nicht dramatisch, wir finden schon eine für alle befriedigende Lösung.«
    »Solches Gerede kenne ich«, knurrte ich. »Ich glaube an das Prinzip des Kompromisses, aber wenn ihr mit einem Amt zwischen Konsul und Diktator rechnet, würde ich

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