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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Schlepptau zurück. »Ich konnte keine Nachbarn auftreiben, die irgendwasüber sie wußten«, berichtete er, »aber dieser Mann sagt, daß er mit einigen ihrer Sklaven zu tun hatte.«
    »Wie ist das möglich?« fragte ich. »Wir sind schließlich in Rom. Hier weiß jeder alles über die Angelegenheiten seiner Nachbarn. Kannte keiner der Anwohner diese Leute?«
    »Sie sind erst vor knapp einem Monat eingezogen, Ädile«, sagte der Ladenbesitzer. »Ich glaube nicht, daß sie aus diesem Viertel stammten, vielleicht nicht einmal aus Rom. Soweit ich weiß, haben sie sich ihren Nachbarn nie vorgestellt.« Er war ein gebückter kleiner Mann, der so penetrant nach ranzigem Öl stank, daß ich ihn nicht nach der Art seines Geschäfts fragen mußte. »Es war vielmehr so, daß keiner etwas mit ihnen zu tun haben wollte.«
    »Warum denn nicht?«
    »Nun, Herr, manchmal drang ein Mordslärm aus der Wohnung, unangenehme Geräusche, Schreie und dergleichen.
    Ich glaube, sie sind mit ihren Sklaven ziemlich rauh umgesprungen. Einige Leute haben sich beschwert, und danach war es nicht mehr ganz so laut, aber vielleicht haben sie sie vor dem Auspeitschen auch nur geknebelt.
    Ich weiß, daß man seine Sklaven von Zeit zu Zeit disziplinieren muß, aber es gibt Grenzen. Manchmal hat es sich angehört, als würde da drinnen Spartacus mit all seinen Aufständischen gekreuzigt.« Der Mann teilte offenbar die Liebe der Römer zu Übertreibungen.
    »Hattest du je Kontakt mit einem Mitglied des Haushalts?« fragte ich.
    »Diese Frau«, antwortete er und zeigte auf die Sklavin, die Hermes als Haushälterin identifiziert hatte, »hat ihre Einkäufe erledigt. Sie kam immer mit dem großen Sklaven …« Er schritt suchend die Reihe der Leichen ab.
    »… nun, ich kann ihn hier nirgends finden. Wahrscheinlich liegt er noch unter den Trümmern. Sie hat ein paarmal Öl bei mir gekauft. Von den anderen Haussklaven habe ich nie einen gesehen.«
    Es überraschte mich nicht, daß sie ihre Sklaven nicht viel aus dem Haus gelassen hatten. »Wie konntest du dann die Besitzer identifizieren?« »Mein Laden ist gleich da drüben.« Er zeigte auf einen Stand auf der anderen Seite des Platzes, direkt gegenüber dem Eingang des zerstörten Hauses, der von einem leicht schlüpfrigen Schild geziert wurde, wie die Römer es lieben: Eros, der Öl auf den überdimensionierten Phallus des Priapus gießt. »Jedesmal wenn sie aus dem Haus gegangen sind, habe ich sie gesehen. Sie hat sich für gewöhnlich in einer Sänfte ohne Vorhänge herumtragen lassen. Er ist meistens gelaufen.«
    »Namen?«
    »Laut seiner Haushälterin hieß er Lucius Folius, irgendein Schiffseigner - kein Export, glaube ich. Er besaß eine Menge Flußkähne. Ihren Namen habe ich nie gehört. Die Frau nannte sie bloß ›Herrin‹.«
    »Das reicht, um ihre Identität festzustellen«, sagte ich, während Hermes die Namen auf ein Wachstäfelchen kratzte.

    »Weißt du, wem dieses Gebäude gehörte? Sogar die Bewohner der angrenzenden Häuser haben offenbar keine Ahnung.« »Nun, das Gebäude, das früher hier stand, ist vor einiger Zeit abgebrannt. Crassus hat das Grundstück ge- und dann wieder verkauft, als er Geld für seinen ausländischen Krieg brauchte.
    Ich habe gehört, der Käufer wäre ein Spekulant aus Bovillae gewesen, aber ob er auch die Insula hat bauen lassen, weiß ich nicht.« »Könnte Folius selbst der Besitzer gewesen sein?« fragte ich. Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ich so reich wäre, daß ich mir eine ganze Insula zum Wohnen bauen könnte, würde ich sie solider bauen.« »Das klingt vernünftig. Nun, wir -« Der Ruf eines der Sklaven, die Schutt aus dem Keller räumten, ließ mich innehalten.
    »Wir haben einen Überlebenden gefunden!«
    »Unter all den Trümmern?« meinte Hermes verblüfft.
    »Dieses Wunder will ich mit eigenen Augen sehen«, sagte ich. »Los.« Ich legte meine Toga ab, faltete sie und gab sie Hermes. »Laß sie nicht ins Wasser fallen, sonst kaufe ich mir auch ein
    flagrum. « Da ich plebejischer Adile war, war es die Toga eines gemeinen Bürgers ohne purpurnen Streifen. Aber es war ein gutes Stück, das ich nicht ruinieren wollte. Hermes war mittlerweile an diese Pflicht gewohnt. Mein Amt führte mich in die dunkelsten Keller, Kanäle und Kloaken Roms. Die meisten Adilen delegierten diese Pflichten an ihre Sklaven, doch meiner Erfahrung nach sind Sklaven Bestechungsversuchen noch zugänglicher als die Adilen selbst, so daß ich wichtige Inspektionen

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