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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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stets selbst in die Hand nahm. Wir stiegen die Leiter hinab in den Keller, der jetzt eher an einen von Jupiters Blitzen gerissenen Krater erinnerte. Die Sklaven des Unternehmers hatten den Schutt mit ameisengleicher Effizienz weg geschafft. Eine Kette von Männern mit Eimern hatte den Wasserstand auf maximal fünf Zentimeter reduziert, und wir platschten auf einen Haufen schräger Stützpfeiler zu, wo ein paar Sklaven einen Balken anhoben. Darunter war ein großer Fuß zu erkennen, blutig, aber unbestreitbar noch zuckend. »Daß er den Einsturz überlebt hat, ist an sich schon bemerkenswert genug «, sagte ich. »Aber wie hat er es geschafft, nicht zu ertrinken?« Als die Balken aus dem Weg geräumt waren, erkannten wir den Grund. Der Mann war offenbar mit den Füßen zuerst im Keller gelandet und in einer schrägen, aber fast stehenden Position an die Wand gedrückt worden. Das Wasser war nur bis zu seiner Hüfte gestiegen. Als man ihn befreite, sahen wir, daß er eine Tunika trug, die seine Schulter bedeckte. »Er war angezogen«, bemerkte ich.»Wahrscheinlich hatte er Nachtwache, um aufs Feuer aufzupassen«, sagte Hermes. »Sieh mal, er ist groß und hat keine Narben auf dem Rücken. Um was wollen wir wetten, daß er der Mann ist, der mit der Haushälterin einkaufen gegangen ist?«

    »Stimmt. Wenn er wach war, als das Unglück passierte, und von seinem Herrn so weit begünstigt wurde, daß er den Schlägen entgangen ist, kann er uns vielleicht ein paar Antworten geben - wenn er überlebt.« Der Mann war blutüberströmt und stieß nur gequälte, unzusammenhängende Laute aus.
    Ich rief die Sklaven vom Aeskulap-Tempel herbei, die mit ihren Tragbahren bei der Unglücksstelle warteten. »Ich möchte, daß dieser Mann auf die Tiber-Insel gebracht und bevorzugt behandelt wird. Ich erkläre kraft meines Amtes als plebejischer Ädile, daß er, bis ein legaler Erbe des Besitzers ihn beansprucht, Eigentum des Staates bleibt!« Ich war mir, ehrlich gesagt, keineswegs sicher, ob ich die Autorität hatte, etwas Derartiges zu verfügen, aber in jenen Tagen konnte man durch bloße Bestimmtheit schon eine Menge erreichen. Der Mann gab einen wortähnlichen Laut von sich, und ich beugte mich näher zu ihm.
    »Gala - gala -« Er klang wie ein Mann, der mit einer Handvoll Nägel gurgelt. Seine Kehle war voller Gipsstaub.
    »Hermes, gib ihm was zu trinken. Vielleicht kann der arme Kerl ja doch sprechen.« Hermes trug stets einen kleinen Schlauch gewässerten Weins bei sich, nur für den Fall, daß ich auf einen Verdurstenden stieß. Behutsam tröpfelte er den Wein in den Mund des Mannes. Lange Zeit würgte und sabberte der halbtote Sklave und versuchte, sich zu übergeben, doch nach jedem Anfall spülte Hermes seine Kehle geduldig aufs neue aus. Der Mann begann etwas zu murmeln, und ich beugte mich noch näher, doch er brachte kaum mehr als ein Flüstern heraus.
    »Hermes, du hast jüngere Ohren. Hör mal, ob du verstehst, was er sagt.« Hermes beugte sich vor und runzelte konzentriert die Stirn. Schließlich richtete er sich wieder auf. »Viel verstehe ich auch nicht, außerdem hat er einen Akzent. Für mich hat es sich angehört, als würde er immer wieder ›verflucht, verflucht‹ sagen.«
    Kurz darauf riß der Mann die Augen auf und starrte entsetzt ins Leere, bevor er die Augen verdrehte, bis nur noch das Weiße zu sehen war. »Ist er tot?« fragte Hermes.
    »Wieder bewußtlos«, erklärte ich ihm, bevor ich die umstehenden Sklaven anwies: »Ihr habt gehört, was ich angeordnet habe. Bringt ihn weg.« Wir gingen zu einer Wand, wo die Stützpfeiler klar erkennbar waren, weil die Holzwand zwischen ihnen nur dünn verputzt war. Ich setzte meinen Ellenbogen an einem Pfeiler an und hielt meinen Unterarm waagrecht. Der nächste Stützbalken war knapp zehn Zentimeter von meinen Finger-spitzen entfernt. »Das ist zwar ein bißchen mehr als eine ägyptische Königselle«, bemerkte ich, »aber nicht allzu viel. Jemand hat die Bauvorschriften sehr großzügig ausgelegt, ohne sie offen zu verletzen.«
    Hermes holte erneut sein Messer hervor und ritzte einen der Balken an. Sofort floß das Harz heraus. »Wieder ganz frisches Holz«, sagte er. »Aber kräftig. Es ist noch nicht alt genug, um schon zu faulen oder sich zu verbiegen. «
    »Worauf stehen die Balken?« fragte ich. Hermes bückte sich und kratzte eine Handvoll Kies zusammen. »Ich kann zwar guten Kies nicht von schlechtem unterscheiden«, sagte ich, »aber es ist unbestreitbar

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