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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Wohlhabende auseinander zu halten, mit oder ohne Kleider.
    Vor einer Reihe von Leichen blieb Hermes stehen; sie sahen aus wie Haussklaven, da sie keine Spuren harter körperlicher Arbeit aufwiesen, aber auch keinerlei aufwendigen Schmuck trugen.
    »Wer immer ihr Herr war, beliebt war er nicht«, bemerkte Hermes.
    »Das ist mir auch schon aufgefallen.« Viele der Leichen trugen den Halsring, der sie als Ausreißer kennzeichnete. Über der Leiche eines Mädchens von kaum sechzehn Jahren blieb ich stehen. Obwohl sie von Gipsstaub bedeckt war, konnte man erkennen, daß sie außergewöhnlich hübsch gewesen sein mußte.
    Auch sie trug einen Halsring. Einem Impuls nachgebend, winkte ich zwei der Staats-Sklaven zu mir. »Dreht sie um.«
    Die stämmigen Männer bückten sich, faßten sie bei den Schultern und Knöcheln und drehten sie auf den Bauch. Rücken, Hintern und Hüften des Mädchens waren von einem Netz tiefer, häßlicher Striemen überzogen.
    Hier hatte nicht nur jemand mit einem zeremoniellen flagellum gespielt, dessen Hiebe zwar brennen, sich aber nicht wirklich tief in die Haut schneiden.
    Dies waren die Spuren eines mit Bronze gespornten flagrum , das jemand mit vorsätzlicher Wucht geschwungen hatte. Hundert Schläge damit konnten einen erwachsenen Mann töten. Viele der Wunden waren so frisch, daß sie noch vor wenigen Stunden geblutet hatten, und sie bedeckten ihrerseits nur halb verheilte, ältere Striemen.
    »Was um alles in der Welt kann ein Kind wie dieses verbrochen haben, daß es eine solche Strafe verdient?« überlegte ich laut.
    »Wir haben die Herrin des Hauses noch nicht gesehen«, erwiderte Hermes.
    »Wenn sie eine häßliche alte Schachtel ist, war die Tatsache, daß das Mädchen so jung und hübsch war, vielleicht schon Grund genug.« Seine Stimme klang unbeteiligt wie die jedes gut ausgebildeten Sklaven. Wir waren uns im Lauf der Jahre recht nahe gekommen, trotzdem würde ich nie wissen, was er bei einem solchen Anblick empfand.
    Ich ließ noch einige weitere Leichen umdrehen. Viele von ihnen waren gezeichnet wie das Mädchen, auch solche, die keinen Ausreißer-Halsring trugen. Nur eine war anders, eine plumpe Frau mittleren Alters, die ein paar billige Armreifen trug, deren Haut jedoch keinerlei Striemen aufwies.
    Ihre Hände hatten offenbar weder Kleider noch Geschirr gewaschen, und sie war wohlgenährt.
    »Das war diejenige, die die anderen verpetzt hat«, sagte Hermes, »die Haushälterin.«
    »Nun denn, häusliches Glück fällt nicht in die Zuständigkeit meines Amtes, die Oberaufsicht über Gebäude indes sehr wohl.
    Ich möchte mir die Fundamente ansehen, sobald die Trümmer geräumt sind.«
    Kurz darauf wurden zwei weitere Leichen nach oben gehievt und ausgebreitet.
    »Ich glaube, hier haben wir jetzt Hausherr und Herrin«, bemerkte ich.
    Der Mann war rundlich und kahl mit einem grauen Haarkranz über den Ohren. Er trug bis auf den Bürgerring keinen Schmuck und auch keinerlei Spuren vom Militärdienst. Selbst eine kurze Zeit als Soldat hinterläßt in der Regel ein paar Narben.
    Die Frau hatte vermutlich ebenfalls ein beträchtliches Gewicht auf die Waage gebracht. Ihr Haar war mit Henna gefärbt und einmal kunstvoll frisiert gewesen. Sie trug Ringe, Armbänder, Halsketten und Ohrringe im Überfluß, die sie offenbar auch zum Schlafen nicht abgelegt hatte. Selbst im Tod wirkte ihr Gesicht mit seinen Schweinsäuglein und dem schmalen herabgezogenen Mund wie das einer übellaunigen Xanthippe.
    »Sieh mal«, sagte Hermes und wies auf eine zertrümmerte Truhe, aus der einige weiße Tuniken quollen, von denen eine schon auf dem Wasser trieb. Die Tuniken hatten den schmalen roten Streifen eines eques .
    »Jetzt kennen wir jedenfalls ihren Rang«, sagte ich. Die Leichen wurden neben einander gelegt, doch ihre Köpfe waren in seltsamem Winkel von einander abgewendet, als wären sie einander noch im Tod so verhasst wie im Leben.
    »Ihr Genick wurde gebrochen«, kommentierte ich.
    »Vermutlich beim Sturz in den Keller.«
    »Höchstwahrscheinlich«, sagte Hermes, der ihnen vermutlich ein langsameres und qualvolleres Ende gewünscht hätte.
    »Finde mir jemanden, der in der Lage ist, die Identität der beiden zu bestätigen «, trug ich ihm auf. »Ich bin überrascht, daß bis jetzt noch keine Verwandten aufgetaucht sind und nach ihnen gefragt haben. Die Neuigkeit muß sich doch bis zum Mittag in ganz Rom verbreitet haben.« Ein paar Minuten später kam Hermes mit einem Ladenbesitzer im

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