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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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entdeckte ich einen kleinen Fleck.
    »Nun, was haben wir denn hier?« sinnierte ich. Ich packte eine Handvoll trockenes Gras, einen Moment überrascht, daß auf diesem verdorbenen Boden überhaupt etwas wuchs, und wischte die Stelle damit ab. Vor Ansteckung fürchtete ich mich nicht. Im Tempel würde man nach seinem Tod die entsprechenden Todesriten zelebriert haben, zumindest hoffte ich das. Nachdem ich das getrocknete Blut und den Kalk abgeschrubbt hatte, wurde ein sauberer kleiner Einstich sichtbar.
    »Fachmännische Arbeit«, sagte ich. »Ein Dolchstoß unter das Brustbein ins Herz. Sofortiger Tod und nur innere Blutungen.«
    Ich richtete mich auf. »Ich habe genug gesehen. Vielen Dank, Aufseher. «
    Er zuckte die Schultern. »Stets ein Vergnügen, dem Senat und dem Volk zu Diensten zu sein.« Dann wandte er sich seinen Männern zu und rief: »Werft die Leiche wieder rein.« »Kannst du wegen diesem Ort nicht irgendwas unternehmen?« fragte Hermes, als wir zur Porta Esquilina zurückeilten. »Zu meinem Glück«, erklärte ich ihm, »hat ein Adile weder die Macht noch die Verantwortung für das, was jenseits der Stadtmauern geschieht. Wenigstens diese eine Sauerei fällt nicht unter die Zuständigkeit meines Amtes.«

VI
    Fast taumelnd vor Erschöpfung erreichten wir die Schwelle meines Hauses. Julia eilte mir entgegen, um mich zu begrüßen, schreckte jedoch auf halbem Weg zurück.
    »Decius, wo bist du gewesen?« Ihre Miene nahm einen Ausdruck beinahe komischen Entsetzens an.
    »In den Stinkenden Gruben«, erklärte ich ihr. »Eigentlich sollte ich mich glücklich schätzen. Normalerweise führt für die, die dorthin gehen, kein Weg zurück.« Sie riß mir die Toga förmlich vom Leibe, warf sie dem Sklaven zu und sagte: »Bring diese Toga aufs Dach zum Lüften. Und du, Decius, zieh dir eine saubere Tunika an. Wir haben Gäste.«
    »Gäste? Ich habe niemanden erwartet.« Sie scheuchte mich in unser Schlafzimmer, zerrte die Tunika über meinen Kopf, öffnete eine Truhe, holte eine frische heraus, schüttelte sie aus, zog sie mir über und gurtete sie, alles in atemberaubendem Tempo, während sie ununterbrochen auf mich einredete.
    »Wie kannst du irgend etwas erwarten? Wenn du das Haus am Morgen verläßt, ist es noch dunkel, und bevor du nach Hause kommst, ist es schon wieder dunkel. Ich habe Sklaven losgeschickt, die dich den ganzen Abend gesucht haben, aber sie konnten dich nirgends finden.«
    »Es war ein anstrengender Tag, wie alle Tage in letzter Zeit.
    Wer ist denn hier?«
    »Zum einen dein Vater sowie einige andere sehr bedeutende Männer. Sie wollten gerade schlecht gelaunt auf-brechen, doch ich habe ihre Becher noch einmal gefüllt und sie überredet, noch ein klein wenig länger zu bleiben. «

    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, sagte ich. »Vater ist schon gutgelaunt alles andere als eine angenehme Gesellschaft. Wer sind die anderen?«
    »Das wirst du schon sehen«, herrschte sie mich ungeduldig an. »Und jetzt verschwende nicht noch mehr Zeit.« Die Hand in meinem Rücken schob sie mich ins tridinium , wo mein Vater und die anderen, an ihrem Wein nippend, um einen Rost mit glühenden Kohlen saßen, der gegen die Kälte herein gebracht worden war. Auch wenn der Wind aus Afrika in den Bergen den Schnee schmelzen ließ, waren die Abende in Rom um diese Jahreszeit immer noch kühl. Neben meinem Vater waren zwei weitere Metelli anwesend, Scipio und Nepos sowie ein Mann, den ich von Senatssitzungen kannte, die er vor einigen Jahren geleitet hatte.
    »Das wurde aber auch Zeit«, knurrte mein Vater. »Du hast dich doch nicht wie üblich nur rumgetrieben, oder?« Mein Vater, Decius CaeciliusMetellus der Ältere, der inklusive des Censorats alle existierenden öffentlichen Ämter bekleidet hatte, behandelte mich noch immer wie ein Kind, obwohl ich längst selbst Amtsträger war. Dem Gesetz nach hatte er das Recht dazu, da er es nie für angebracht gehalten hatte, die Freilassungszeremonie zu vollziehen, die mir den Status eines vollwertigen Erwachsenen eingebracht hätte. Formal hatte ich nur mit seiner Zustimmung heiraten und Besitz bilden dürfen.
    Das war noch einer von diesen seltsamen alten Bräuchen, die mich immer wieder grübeln lassen, wie die Römer es je zu etwas gebracht haben in der Welt.
    »Dein Sohn ist ein unglaublich beschäftigter Mann«, besänftigte ihn Marcus Valerius Messala Niger. »Vor allem weil er die Pflichten seines Amtes im Gegensatz zu den meisten anderen Adilen so ungemein

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