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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ernst nimmt.« Das sagte ein Mann, der, wie sich praktisch stündlich aufs neue bestätigte, seine eigenen Ämter nur dazu benutzt hatte, sich auf Kosten der Bürger zu bereichern. Wie er als Statthalter einer Provinz geherrscht haben mußte, wollte ich mir lieber gar nicht erst vorstellen. Er war ein stämmiger Mann mit Glatze, einem einnehmenden Lächeln und fröhlich funkelnden blauen Augen.
    »Wir erinnern uns alle nur zu gut daran, was es heißt, Ädile zu sein«, meinte Nepos. Seine Anwesenheit war noch rätselhafter als die von Messala. Sein Leben lang war er ein Gefolgsmann von Pompeius gewesen, womit er das einzige prominente Mitglied unserer Familie war, das nicht zur Anti-Pompeius-Fraktion zählte. Offenbar ein weiteres Indiz für die neuen Neigungen meiner Familie.
    Ich nahm einen Becher vom Tisch und versuchte, mir den Geschmack der Stinkenden Gruben aus dem Mund zu spülen.
    »Was verschafft mir die Ehre derart hohen Besuches zu solch später Stunde?« fragte ich. »Womit ich nicht sagen will, daß ihr mir nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit willkommen wäret. Und dann noch in solch ungewohnter Zusammensetzung.«
    »Eine Reihe von Dingen«, sagte Vater. »Du hast doch bestimmt nicht vergessen, daß wir drei«, er zeigte auf sich, Scipio und Nepos, »in beträchtlichem Umfang zu deinen Spielen beitragen?«
    »Wie könnte ich das vergessen. Wo wir gerade davon sprechen -« Ich berichtete ihnen von Milos Lieblingsschlägern.
    Sie hörten sich die Liste der Namen aufmerksam an und nickten begeistert. »Das sind ja großartige Neuigkeiten«, fand Scipio. »Ich habe alle diese Männer kämpfen sehen, und sie zählen zu den Besten der Besten. Celer wird die imposantesten Bestattungsspiele bekommen, die diese Stadt je gesehen hat.«»Und dann noch für den Preis!« strahlte mein Vater. »Clodius wird außer sich sein«, sagte Messala. »Er wird behaupten, es wären Milos Spiele.«
    »Vergiß Clodius«, riet Nepos. »Er ist nur Caesars Wachhund, und Caesar beteiligt sich ebenfalls an Decius' munera , ein Hochzeitsgeschenk für seine Nichte. Aber wenn du mal etwas wirklich Ausgefallenes bieten willst, ich kenne zwei Senatoren, die sich wegen des gegenseitigen Vorwurfs der Bestechlichkeit bis aufs Blut zerstritten haben. Sie sind ganz erpicht darauf, die Sache in einem Kampf auszutragen, und haben mir gesagt, sie würden sich freiwillig für deine munera melden, Decius.«
    Ich fand den Gedanken faszinierend. Männer von hohem Rang kämpften gelegentlich als Gladiatoren, um das Verbot von Duellen zu umgehen. Da die Kämpfe religiöse Riten, also gleichsam freiwillige Opfer waren, konnten die Duellanten anschließend nicht angeklagt werden.
    »Ich verbiete es!« sagte Vater, jedes Wort mit einer schneidenden Bewegung seiner Hand unterstreichend. »Es ist empörend, daß sich Senatoren und equites in aller Öffentlichkeit so gebärden! Davon haben wir in letzter Zeit schon viel zu viel gesehen, und ich werde ein solch skandalöses Benehmen nicht auch noch unterstützen.« Was für ein Spielverderber! »Als Scipio Africanus die Bestattungsspiele für seinen Vater und seinen Onkel zelebriert hat«, sagte Metellus Scipio beschwichtigend, »waren alle Kämpfer freie Männer, die sich freiwillig gemeldet hatten, um den Toten und Africanus selbst zu ehren, darunter auch Senatoren, Centurionen und andere hochrangige Soldaten sowie die Söhne und andere hochgeborene Krieger der verbündeten Häuptlinge.« Er nutzte wirklich jede sich bietende Gelegenheit, die Leute an seine ruhmreichen Vorfahren zu erinnern.

    »Das war vor einhundertfünfzig Jahren«, wandte mein Vater ein, »bevor die jetzt gültigen Regeln der munera festgelegt wurden. Und diese Spiele wurden auch nicht in Rom, sondern in Karthago Nova zelebriert.«
    Valerius Messala wirkte äußerst amüsiert. »Außerdem gibt es in dieser Generation von Römern keinen, der so herausragend wäre, daß man ihn dergestalt ehren müßte.« Ein subtiler Seitenhieb sowohl auf die Scipios als auch die Metelli. »Wie dem auch sei, ich kenne die beiden fraglichen Herren, und sie sind beide fett und unsportlich. Es wäre lächerlich, und wir dürfen doch nicht zulassen, daß die Bürger unsere Senatoren auslachen. Wir bieten ihnen ohnehin schon genug Anlaß zur Belustigung.« Mein Vater schwieg mürrisch. Er haßte es, wenn jemand aus den falschen Gründen seiner Meinung war. Genau wie ich übrigens. Ich hatte nicht erwartet, daß Messala ein so sympathischer Zeitgenosse war.

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