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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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werden, ist die größte Gefahr für uns. Tötet sie alle, meine Fürsten, tötet erbarmungslos auch den Letzten von ihnen auf der ganzen Welt! Dann können wir aufs Neue die Freude genießen, uns gegenseitig umzubringen, aber nicht vorher. Falls ihr euch nicht dazu durchringt, wird es letztlich das Vieh sein, das uns zur Strecke bringt.«
    Ohne darauf zu warten, dass man ihn entließ, verbeugte sich Tamuka tief nach Osten und nach Westen und verließ die Jurte, den Kopf hoch erhoben.
    Eine leichte Unruhe verbreitete sich, als sich alle unbehaglich anblickten. Muzta sah Jubadi an. Er konnte erkennen, dass der Qar Qarth der Merki beunruhigt war, aber ob nun durch Zorn oder Zustimmung, das entging Muzta.
    »Sagtest du: die Hälfte aller Gewehre?«, fragte Tayang.
    Muzta wandte sich ihm zu und sah das Lächeln, das über die Züge des Qar Qarth der Bantag lief.
    In gespielter Gleichgültigkeit gegenüber Tayangs Worten langte Muzta nach dem Tablett neben sich, nahm sich einen Happen gekochtes Viehfleisch und kaute langsam.
    Jetzt war ihm alles klar: die Tugaren würden sich einen schwierigen Weg zwischen den drei Mächten der Bantag, der Merki und des Viehs suchen müssen.
    Tamuka hatte zumindest in einem Punkt Recht, nämlich was seine Vorhersage des Krieges anbetraf. Ströme von Blut würden sich im Frühling übers Land ergießen, wenn jede Partei nach eigenen Plänen manövrierte. Aber mit Hilfe der Waffen, die derzeit schon von den Viehsklaven in Cartha hergestellt wurden, und mit den neuen Flugmaschinen würde Jubadi wahrscheinlich den Sieg davontragen. Die Viehsoldaten waren an Zahl einfach zu gering, um einer solchen Macht standzuhalten.
    Aber für die Tugaren kam es darauf an zu überleben. Und während er das Feilschen der beiden anderen ignorierte, lief ein schmales Lächeln über Muztas Züge.
    »Führt ihn herein«, sagte Andrew, ohne sich dabei zur Tür umzudrehen.
    Er öffnete den Herd und legte ein weiteres Scheit ins Feuer. Die erste echte Herbstkälte breitete sich derzeit aus, und draußen prasselte kalter Regen an die Fensterscheibe. Die Standuhr in der Ecke tickte leise, und Andrew stellte fest, dass es für ihn bedrohlich klang: von einer Sekunde zur nächsten schrumpfte kostbare Zeit zusammen. Komisch, fand er, wie eine Uhr klingt, während sie vor sich hintickt. Man hört es kaum, bis man allein ist. Es ist eine mahnende Erinnerung an die Sterblichkeit, an die verstreichende Zeit, die einem durch die Finger rinnt, und diese warnende Stimme ist laut, erbarmungslos, unaufhaltsam.
    Er blickte wieder zum Fenster hinaus. Es war dunkel, fast zwei Uhr früh. Kathleen und das Baby schliefen oben, und im Haus war es still, abgesehen vom Knarren des Holzes, wann immer draußen eine Windbö am Haus rüttelte, und vom Ticken der Uhr.
    Er drehte sich zu der Uhr um.
    Wie viel Zeit bleibt uns?, fragte er sich. Sie kommen nicht im Winter – sie haben nicht die nötigen Waffen, sie können den Nahrungsbedarf einer Horde nicht decken, die dreimal so groß ist wie die der Tugaren, und sie werden von ihrem Krieg gegen die Bantag aufgehalten. Nein, im Frühling, wenn das Gras hoch steht, werden sie kommen.
    In Gedanken zeichnete er die imaginären Linien, und er brauchte dazu nicht mal die Karte. Der Fluss Potomac, über hundertfünfzig Kilometer weit im Südwesten – er musste über den Namen lächeln. Seine Leute belegten all die Stätten ihrer neuen Welt mit solchen Namen, als wollten sie sich hier zu Hause fühlen lernen wie in der verlorenen Heimat, deren Erinnerungsbilder allmählich schwanden.
    Man soll einen Feind, falls möglich, immer außerhalb des eigenen Gebietes bekämpfen, aber darüber hinaus ist der Neiper nicht lange zu halten. Die Merki können durch den Wald flussaufwärts vorrücken und dem Fluss folgen, wenn er sich nach Osten wendet. Wenn sie dann Wasima im Osten umgehen, können sie uns in die Flanke fallen. Raues Gelände dort, viel zu rau für eine Eisenbahnlinie. In unsere Flanke, in den Rücken von Rus, und sie machen uns ein Ende. Nein, der Neiper ist keine Möglichkeit. Letztes Mal brauchten wir nur Suzdal zu halten, aber jetzt dürfen wir nichts von Rus aufgeben, nichts vom Bündnisgebiet und nicht die Bahnlinie nach Roum. Wir können uns nicht wieder im Loch verkriechen – Suzdal bietet nicht genug Platz für alle, und die Merki könnten uns aushungern, selbst wenn wir es so versuchten.
    Nein, der Potomac ist die Kampflinie, auch wenn sich Hans dagegen ausspricht. Dort am Rand der

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