Die Rache der Horden
nicht?«, wollte Tayang wissen. »Nach wie vor erkenne ich nicht, was uns das bekümmern sollte.«
»Ich habe gelacht, als ich zuerst vom Schmerz der Tugaren hörte«, sagte Jubadi. »Aber mein Lachen ist verstummt.«
Die Qarths der Bantaghorde blickten zu ihrem Fürsten auf und warteten auf seine Antwort.
»Was möchtest du eigentlich?«, wollte Tayang wissen. »Du, der du für den Qar Qarth der Merki sprichst.«
»Vernichten wir sie alle«, sagte Tamuka kalt.
»Alles Vieh umbringen?«, fragte Tayang erschrocken. »Du bist wahnsinnig! Diese Kreaturen bauen unsere Nahrung an, sie stellen alles her, was wir haben. Sie schneidern unsere Kleidung und Rüstungen, sie schmieden unsere Schwerter, befiedern unsere Pfeile und fertigen unsere Bögen an. Sie züchten das Getreide und die niederen Formen von Fleisch, das wir verzehren, und sie selbst sind die noble Speise, die unsere Bäuche füllt. Falls wir deinem verrückten Plan folgen, was sollen wir dann essen, Merki? Gras?«
»Falls wir sie nicht erschlagen, werden sie in zwanzig Jahren, wenn wir erneut durch diese Gegend reiten, dafür sorgen, dass wir Dünger für das Gras werden.«
Muzta lehnte sich zurück, ohne etwas zu sagen. Bis zu diesem Augenblick hatte er geglaubt, das Problem der Yankees eindämmen zu können – dass die Horden selbst dann, wenn es zwanzig Jahre dauerte, die man für eine erneute Umkreisung des Planeten brauchte, schließlich zurückkehren und Rache üben würden.
Und doch: was würden sie in zwanzig Jahren vorfinden? Tamuka hatte ein Bild heraufbeschworen, das sich in Muztas Gedanken mit einer Klarheit abzeichnete, die er früher bei Qubata gesucht hatte. Er hatte die Yankeemaschine gesehen, die sich über das Land bewegte und Rauch atmete. Damals hatte er das nur seltsam gefunden. Aber mit solch einem Ding konnten die Yankees in einem Tag eine Entfernung überbrücken, für die ein Pferd eine Woche brauchte.
»Diese Yankeemaschine, die Maschine, die sich übers Land bewegt …«, sagte Muzta.
»Sie nennen es einen ›Zug‹«, warf Tamuka ein.
»Ja, einen Zug. Falls wir alle unseren Ritt nach Osten fortsetzen, werden wir bei unserer Rückkehr in zwanzig Jahren feststellen, dass sie mit Hilfe dieser Maschinen Hundert ihrer Städte gegen uns geeinigt haben. Deshalb geht das auch dich an, Tayang. Ignoriere das Problem jetzt, und dein Sohn wird, wenn er die Horde wieder hierherführt, eine Vieharmee antreffen, deren Krieger so zahllos sind wie die Stängel des Grases auf dem endlosen Meer aus Grün, eine Armee, die zehn Tagesritte an einem Tag überbrückt.«
Tayang blickte von seinem Thron herab auf den, der nach Muztas Meinung der Erbe sein musste.
»Was erwartest du also von uns?«, fragte Tayang schließlich.
»Frieden, damit die ganze Macht der Merkihorde im Frühling gegen die Yankees marschieren kann.«
Tayang lachte leise.
»Und im Gegenzug?«
»Ein Ende der Gefahr, die von ihnen ausgeht«, erklärte Jubadi mit Nachdruck.
Tayang lachte.
»Bin ich vielleicht ein Dummkopf? Was ist mit diesen neuen Waffen? Ich gäbe gehört, dass Merki jetzt sogar fliegen können. Wie steht es damit?«
»Es stimmt«, sagte Jubadi. »Wir können fliegen.«
Ungläubiges Murmeln stieg von den Qarths auf, die rings um Tayang saßen.
»Es trifft zu«, warf Muzta ein. »Ich habe die Himmelsreiter gesehen, von den Merki hergestellte Maschinen, die fliegen können.«
»Wie ist das möglich?«, wollte Tayang wissen und konnte seine Neugier nicht verhehlen.
Tamuka blickte Jubadi an.
»Einer der Yankeeverräter kannte das Geheimnis, wie man einen unsichtbaren Wind erzeugt, mit dem man in der Luft schwebt.«
»Höchstwahrscheinlich Wind aus seinem Hintern«, sagte Tayang und lachte heiser.
Jubadi lächelte.
»Ein tödlicher Wind, der explodiert, wenn er mit Feuer in Berührung kommt. Man fängt ihn in einem gewaltigen Zelt, das als Beutel zusammengenäht wird, und sobald der Beutel gefüllt ist, schwebt er auf und davon. Unter dem Beutel haben wir Maschinen befestigt, die wir in den Grabwagen von Ahnen aus der Zeit vor den Umkreisungen fanden. Die verrotteten Wagenräder haben wir entfernt, und kreisende Klingen wurden in solcher Weise montiert, dass sie die schwebenden Zelte mit der leichten Luft von einem Ort zum nächsten befördern.«
»Die Grabwagen, die sich ohne Pferde fortbewegen?«, fragte Tayang.
Jubadi nickte.
»Ihr habt Ahnengräber geschändet! Das wird als Fluch auf euch lasten«, knurrte jemand hinter Tayang.
Jubadi
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