Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
der Wange mit. Schon in Vassalboro, Maine, hatten sie sich von ferne gekannt, und Roger war dort so etwas wie der örtliche Hilfsarbeiter gewesen, stets zu einem guten Streich aufgelegt. Vincent bezweifelte, dass sich Roger noch daran erinnerte, wie er ihn einmal die Straße hinabscheuchte und drohte, den »kleinen Quäkerjungen« zu verprügeln. Vincent hatte nicht vor, ihn daran zu erinnern.
    Inzwischen hatte Roger bewiesen, was er als Regimentskommandeur taugte, und wiederholte diese Leistung jetzt als Brigadekommandeur. Trotzdem spürte Vincent einen Hauch von Widerwillen in diesem einsachtzig Meter großen und breitschultrigen Riesen, weil er Befehle von einem winzigen Krieger entgegennehmen musste, der kaum auf hundertzwanzig Pfund kam.
    »Der erste Tag des Brigadedrills, nicht wahr?«, fragte Vincent.
    Roger nickte und wirkte leicht nervös.
    »Nun, dann lassen Sie sich von mir nicht aufhalten.«
    Roger drehte sich zu seinen Regimentsoffizieren um.
    »Noch einmal! Und verdammt noch mal, Alexi, Ihre Jungs müssen am weitesten rennen, also sorgen Sie dafür, dass sie in Reih und Glied bleiben!«
    Die Männer salutierten und stürmten auf ihre Posten zurück.
    Vincent musterte die lange Reihe prüfend. Drei Regimenter bildeten über mehr als dreihundertfünfzig Meter die Frontseite, und hinter ihnen waren zwei weitere Regimenter als Kolonne aufmarschiert. Der Anblick vermittelte ihm einen scharfen Kitzel – zumindest die drei Regimenter vorn verfügten über Musketen, die in der Morgensonne glitzerten. Eine Mauer aus Stahl und Fleisch.
    »Brigade!«, donnerte der Befehl die Reihe entlang. »Über die rechte Seite …« Er brach für eine Sekunde ab. »… schwenken!«
    Der Mann am weitesten rechts blieb stehen, während die Männer ganz links losrannten. Wie ein riesiges Tor an der Angel, so schwenkte die Reihe über einen Bogen von fast vierhundert Metern hinweg. Vincent wendete das Pferd und ritt vor dieser Schwenkbewegung her, wobei er über die Schulter blickte und sich das Manöver mit kalter, prüfender Miene ansah.
    Eine Lücke öffnete sich jetzt zwischen dem 2. und dem 3. Regiment, und Flüche hallten über den Platz, als Stabsoffiziere herumrannten und versuchten, diese Lücke wieder zu schließen. Sie weitete sich sogar noch, wobei die Männer an den Rändern zurückhingen. Die Reihe krümmte und kräuselte sich wie eine gespannte Saite, die erschlaffte. Die Kommandos der Offiziere wurden noch übertönt von donnernden Laufschritten, klapperndem Zeug und heiseren Schreien. Das 3. Regiment drohte jetzt jeden Zusammenhalt zu verlieren und die Formation in ein umgedrehtes V zu verändern. Vincent blickte Roger an, der vor Wut dunkelrot angelaufen war. Wenigstens die beiden hinteren Regimenter, die eine Kolonne von Kompaniebreite bildeten, hielten zusammen, und ihre tiefen Blöcke wendeten zackig.
    Als das Radmanöver endlich abgeschlossen war, erreichten die Nachzügler wieder ihre Positionen und dann ruhten alle Augen auf Vincent, als warteten die Männer auf sein Urteil.
    Mit Roger im Schlepptau kanterte er zum 3. Regiment hinüber, wo ein Roumkommandeur auf die Explosion wartete.
    »Das könnte besser laufen«, stellte Vincent fest, und seine Stimme trug die ganze Formation weit.
    Der Kommandeur schwieg.
    »Und zwar verdammt viel besser!«, schnauzte Vincent. »Das hier ist ein gottverdammter Paradeplatz, und Sie können nicht mal Ihr Regiment zusammenhalten! Falls die Merki der Armee in die Flanke fallen, dann Gnade uns Gott, falls Sie am Ende der Reihe stehen und wir gezwungen sind, die Flanke aufzugeben. Das wird dann kein Paradeplatz mehr sein, sondern voller Staub, Rauch und sterbender Menschen. Sie müssen es perfekt hinbekommen, oder wir sind alle tot. Ihr Mistkerle haltet so keine fünf Minuten in einer Schlacht durch!«
    Wütend riss er das Pferd herum und ritt davon, Dimitri an der Seite. Eine Zeit lang ritt er schweigsam dahin und drehte sich schließlich zu Dimitri um.
    »Nur zu, sagen Sie es schon.«
    »Was soll ich sagen?«
    »Dass ich noch nie zuvor explodiert bin, dass ich die Männer immer durch ruhige Erklärungen und Beispiel gewonnen habe … Ich weiß, was Sie denken.«
    »Sie haben es selbst gesagt, mein General.«
    »Ich möchte, dass sie bereit sind, Merki zu töten, all diese verdammten Bastarde umzubringen!«
    Er wurde still und fluchte lautlos. Sie alle umbringen: das ist es, was ich möchte.
    »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass diese Männer Fehler machen, die uns

Weitere Kostenlose Bücher