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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Schweine und Rinder, Tauwerk von den riesigen Hanffeldern draußen in den abgelegenen östlichen Marken und schließlich Seide für die Ballons, beschlagnahmt aus den Garderoben sämtlicher Edelleute oder eingetauscht sogar aus den südöstlich gelegenen Ländern von Khata, die in Kürze von den Bantag überrannt werden würden.
    Unterhalb von Capra im Süden hatte man Kohle entdeckt, und schmutzige Schleppkähne transportierten das kostbare Gestein die Küste herauf, wo am Ostufer des Tibers eine Kokerei die Kohle zum Gebrauch im neuen Hochofen umwandelte.
    Hinter dem Hochofen ragte die Kupferdrahtfabrik auf und produzierte die so verzweifelt benötigten Stränge, die förmlich verschlungen wurden vom unersättlichen Bedarf an immer mehr Telegrafenleitungen und den Millionen Zündhütchen für Musketen und Granaten. An diese Fabrik wieder grenzte eine Gerberei für Ausrüstungsgegenstände wie Gürtel, Patronenschachteln, Schuhe, Sättel, Geschirre und Halterungen für die Feuersteine der alten Musketen, die immer noch in Gebrauch waren. In Hispania, ein Stück zurück an der Bahnlinie, verarbeitete man die Zünder und Zündkapseln, und ein zusätzlicher Eisenbahn-Wartungsschuppen war dort entstanden, ausgestattet mit allem Werkzeug, um Lokomotiven und Wagen zu reparieren und zu überholen. In Cilcia fand man am Strand den feinen Sand, der sich ausgezeichnet für die Herstellung von Feldstechern eignete, und direkt neben der entsprechenden Fabrik war auch schnell eine Flaschenfabrik emporgewachsen. Diese Flaschen füllte man dann mit Wein aus den Keltereien, mit eingemachtem Obst und konzentrierter Milch für die Kranken und Verwundeten.
    Im Binnenland, in Brindisia und Caprium, lieferten die Ölquellen mehrere Barrel Petroleum pro Tag, das gleich anschließend als Antriebsquelle für die Luftschiffe raffiniert wurde, und außerdem ging es in weitere Produkte wie Schmiermittel für die Lokomotiven und das gefährlich explosive Benzol.
    Eine Lokomotive fuhr vorbei und folgte der Schienenstrecke, die sich neben der Via Appia herzog, erstieg dabei langsam den letzten Höhenzug und gewann dann Tempo, als es nordwestlich weiter nach Hispania ging und dahinter in die Republik von Rus.
    Vincent betrachtete die verlorenen Seelen, die auf den geschlossenen Güterwagen und auf den Ausrüstungsgegenständen hockten, die mit den Flachbettwagen befördert wurden. Die Soldaten wirkten recht schick in ihren Uniformen: weiße, wadenlange Hosen, bis zu den Knien hinauf kreuzweise von Lederschnüren umwickelt, und genagelte Sandalen. Die Hemden waren nach den Jacketts der Nordstaatenarmee gestaltet und von dunkelbrauner Farbe – fast wie konföderierte Zimtfarbe, dachte Vincent; die Filzhüte waren breitkrempig und von der gleichen Farbe wie die Hemden. Einige Offiziere trugen noch die Uniformen der alten, längst aufgelösten Legion, und ihre polierten Brustharnische und Kammhelme ragten seltsam unpassend aus dem Bild einer modernen Armee heraus. Einige Männer hatten Rucksäcke, aber die meisten trugen die allgegenwärtige Deckenrolle im Stil eines Kummets auf der linken Schulter, was die Ähnlichkeit zu den Rebellentruppen noch verstärkte. Das Regiment war eine der ersten Roumeinheiten mit Springfieldgewehren, eine Tatsache, über die Vincent innerlich fluchte. Es war verdammt schwierig gewesen, die besten Waffen in die Hand zu bekommen, und jetzt entzog man sie ihm wieder.
    Anders als die Rus würden sie nicht auf dem eigenen Land kämpfen, gegen einen Feind vor den eigenen Toren. Diese Männer fuhren in ein fernes Land fast tausend Kilometer von hier. Obwohl alle Roum wussten, was geschah, falls die Rus fielen, fragte sich Vincent doch, wie gut diese Männer wohl kämpften, wenn der Zeitpunkt kam, an dem der erste Ansturm von Merki heulend heranfegte.
    Eine Erinnerung blitzte in ihm auf: erneut hielt er den Pass, während sich die restliche Armee zurückzog; eine Wand von Tugaren stürmte im Laufschritt heran und intonierte dabei ihren tiefen gutturalen Singsang, während die Nargas heulten, die Trommeln schlugen und Standarten mit Menschenschädeln und Pferdehaaren hoch gehalten wurden. Schwerter blitzten in Nebel und Rauch auf, und der Donner des Angriffs war wie ein heranfegender Sturm.
    Er blickte zu den Rekruten zurück, die jetzt den Aufmarsch im Regimentsviereck übten, und den Sergeants -einige Roum, meist jedoch Rus –, die ihre Befehle brüllten. Die Sonne brach gerade durch den Nebel des Frühlingsmorgens – ein

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