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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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konnte nicht »Pizza« geheißen haben, denn gleich darauf erstarben die Streitgespräche.
    »Snow handelt ohne die Zustimmung der Zusammenkunft«, sagte der Tieftöner. »Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, suchen Sie am besten nach seiner Verbindung mit den Triaden. Die Leichen, die Sie dort finden werden, werden Ihnen nicht gefallen.«
    »Nichts an meinen bisherigen Nachforschungen hat mir gefallen«, erwiderte ich. »Am wenigsten die Unfähigkeit sämtlicher Leute, mir eine einfache beschissene Antwort zu geben. Soll ich wegen Snows Leichen irgendjemand Bestimmten fragen?«
    »Den Mörder, den Sie in Schutz nehmen.«
    Tja, das war ein starkes Stück. Ich musste mal wieder irgendwie zu Rufus gelangen, und das war nicht leicht, solange er im Krankenhaus von den Triaden bewacht wurde, die mich für tot hielten. Und dann auch noch am Tag, bevor er der Zusammenkunft übergeben werden sollte, um bestraft zu werden. War es Zufall, dass Rufus sowohl mit dem Massaker in Sunset Terrace als auch mit Snow zu tun hatte? Von all den möglichen Verwicklungen tat mir der Kopf weh.
    »Eine letzte Frage«, sagte Jenner. »Wem gilt Ihre Treue?«
    Diese direkte Frage war zugleich eine Fangfrage. Zu gerne hätte ich mir eingebildet, dass ich stets die Seite der Gerechtigkeit wählen würde, ganz gleich, wer da sonst stand. Aber mir war klar, dass ich mir etwas vormachte. Zweiundzwanzig Jahre Menschsein und vier Jahre, in denen ich gelernt hatte, Dregs zu misstrauen, sie zu jagen und zu töten, konnte man nicht so einfach rückgängig machen. Zwar begann ich mich zu wandeln, wofür die letzte Woche Beweis genug war, aber eine solche Veränderung brauchte ihre Zeit.
    »Zum jetzigen Zeitpunkt«, gab ich zurück, »bin ich mir selbst treu.«
    »Bitte warten Sie draußen.«
    Die drei Scheinwerfer gingen aus, und Finsternis machte sich breit. Seltsame, farblose Flecken tanzten vor meinen Augen. Langsam tastete ich mich zurück, bis ich die Tür spürte. Ich drehte den Knauf und schlüpfte in den dämmrigen Flur hinaus. Augenblicklich eilte Wyatt zu mir. Zunächst beachtete ich ihn nicht, sondern rieb mir die Augen, bis ich wieder klar sehen konnte.
    »Und?«, fragte er.
    »Sie sagten, ich solle warten, während sie eine Ziege opfern, um aus ihren Eingeweiden die Antwort zu erfahren«, antwortete ich mürrisch.
    Er erbleichte. »Was?«
    »Sie sagten, ich solle warten.«
    »Haben sie nichts Aufschlussreicheres von sich gegeben?«
    Ich zuckte mit den Schultern und lehnte mich gegen die Wand. Da es in dem Gang hallte, sprach ich leise. »Sie bilden sich ein, sie wären moralisch überlegen, weil sie keine anderen Spezies jagen. Dabei haben sie das letzte Jahrzehnt tatenlos zugesehen und andere die Drecksarbeit machen lassen. Und nun besitzen sie die Frechheit, sich über die derzeitige Lage zu beschweren.«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Und das alles haben sie dir in einer zehnminütigen Anhörung gesagt?«
    »Nein, das dachte ich schon, als ich da hineinging, aber die Zusammenkunft hat meine Meinung bestätigt. Anscheinend glauben sie auch, dass alle Jäger blutrünstige Mörder sind, die den schlechtesten Menschen dem anständigsten Dreg vorziehen, und dafür bringen sie als leuchtendes Beispiel immer wieder Rufus an.« Lodernder Zorn erfasste mich, wenn ich daran dachte, mit welcher Hartnäckigkeit sie ihn Mörder genannt hatten.
    »Rufus ist nun wirklich kein gutes Beispiel für einen schlechten Menschen«, sagte Wyatt angewidert.
    »Ganz zu schweigen davon, dass er ein Handler ist.«
    Er runzelte die Stirn. »Ja, und?«
    »Das bedeutet, dass er die Befehle erteilt, aber nicht selbst den Abzug drückt.« Ich legte den Kopf schief und betrachtete Wyatts gerunzelte Stirn und seine zusammengepressten Lippen. »Was denn?«
    »Handler leben und sterben mit den Befehlen, die sie ihren Jägern geben, Evy. Kannst du dir vorstellen, wie schwer es ist, derjenige zu sein, der sagt, wann es für jemanden Zeit ist, zu sterben? Einen Neutralisierungsbefehl für jemanden rauszugeben, dem ich nie im Leben begegnet bin und der mir persönlich niemals ein Leid zugefügt hat? Und wie es ist, Leute, die mir etwas bedeuten, Tag für Tag der Gefahr auszusetzen?«
    Während seines kleinen Wortschwalls war er lauter geworden, und ich legte die Hand auf seinen Arm, um ihn zu unterbrechen. Noch immer starrte er wütend vor sich hin, allerdings richtete sich sein Zorn nicht auf mich. Vielleicht auf sich selbst oder auf die Rolle, die das Leben ihm zugedacht

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