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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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bleiben musste, doch ich ließ ihn los und trat in das Dämmerlicht hinein. Als sich die Tür hinter mir schloss, wurde es noch dunkler um mich. Ich merkte, dass Jenner um mich herum nach vorn ging. Hier war die Luft feucht wie in einem Keller, doch sie roch frisch.
    »Bleiben Sie hier.« Ich hörte etwas rascheln, und dann war Jenner verschwunden.
    Wie angewurzelt blieb ich stehen und lauschte den Atemgeräuschen mehrerer Gestalten. Schritte. Dann wurde ein Stuhl zurechtgerückt. Allmählich gewöhnten sich meine Augen an das Dämmerlicht. Ich konnte vage Umrisse ausmachen und bekam eine Vorstellung von der Größe des Raumes. Nicht sonderlich groß, etwa so lang wie ein Schulbus und ein paar Meter breiter.
    Plötzlich fiel aus drei unterschiedlichen Ecken, aber jeweils von ziemlich weit oben, gleißendes Licht auf mich herab. Ich zuckte zusammen, beschattete mir mit der Hand die Augen und machte mich auf einen Angriff gefasst. Noch immer hatte ich die Gestalten im Blick, aber sie kamen nicht auf mich zu. Jenner musste sich unter ihnen befinden, aber ich konnte sie nicht voneinander unterscheiden. Auf einmal fühlte ich mich wie ein Krimineller, der von der Polizei verhört wurde. Die Lichtstrahlen bohrten sich in meinen Kopf und machten mich nervös.
    »Sie können sprechen«, donnerte eine Männerstimme, doch wegen der schwammigen Akustik konnte ich nicht bestimmen, woher sie kam.
    »Vielen Dank, dass Sie mich anhören«, sagte ich, denn das schien mir ein guter Einstieg zu sein. »Sie wissen, weshalb ich hier bin, deshalb möchte ich Sie nicht mit unnötigen Wiederholungen langweilen. Sicher wissen Sie auch, wer ich bin, was ich als Jägerin bei den Triaden getan habe und dass ich nicht länger bei ihnen beschäftigt bin.«
    Ein Gemurmel erhob sich unter meinem unsichtbaren Publikum. Na schön, das letzte Detail war offenbar noch nicht bekannt gewesen. Mir fiel ein, was Jenner über meine leidenschaftliche Redeweise gesagt hatte, und ich ruderte ein bisschen zurück. »Vier Jahre lang habe ich in dem unverrückbaren Glauben gelebt, dass das, was die Triaden tun, richtig ist. Ich habe Befehle befolgt, ganz gleich, wie sie lauteten. Und ich habe stets ein ruhiges Gewissen gehabt, da ich der Überzeugung war, dass alles, was ich tat, für die Sicherheit der Menschen unerlässlich war. Als sich meine eigenen Leute vor fast zwei Wochen grundlos und ohne jeden Beweis gegen mich gewandt haben, begann ich, diesen Glauben zu verlieren. Vollends verloren habe ich ihn gestern, als ich die Grundfesten ihrer Überzeugungen in Frage gestellt habe und sie mich beinahe getötet hätten. Soweit ich weiß, gehen die Triaden davon aus, dass ich nicht mehr am Leben bin.« Mit einem Lächeln fügte ich hinzu: »Mal wieder.«
    »Sie befinden sich in einer unglücklichen Lage«, erwiderte eine Frau in sanftem Singsang. »Aber wieso sollten wir Ihnen eines unserer am besten gehüteten Geheimnisse verraten? Sollten derlei Informationen in die falschen Hände geraten, könnte das für die Therianer in dieser Stadt verheerende Folgen haben.«
    »Das ist mir bewusst«, entgegnete ich. »Allein der Umstand, dass Phineas el Chimal mir vorbehaltloses Vertrauen schenkt, ist eine Garantie dafür, dass ich dieses Geheimnis hüten werde. Ich dulde keinen Massenmord und möchte nicht entschuldigen, was die Triaden den Clans der Coni und Stri angetan haben, aber ich kann die Last der Verantwortung für diese Dinge nicht einem Einzigen aufbürden. Nicht, solange letztlich jemand anders dafür verantwortlich ist.«
    Ich rang nach den richtigen Worten, um meine Gedanken so auszudrücken, dass sie mich klar verstehen würden. »Womöglich gelingt es mir nicht, die wahren Schuldigen auszumachen, so wie ich es Phineas versprochen habe. Und für gewöhnlich lasse ich mich eher von meinem Herzen als von meinem Verstand leiten. Deshalb ist es gut möglich, dass ich Verschwörungen wittere, wo gar keine sind. Aber selbst wenn Sie heute Abend entscheiden, mir die anderen Zweifachwandler-Clans nicht zu nennen, will ich Ihnen doch ein Bitte dringend ans Herz legen: Beschützen Sie sie. Denn solange auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass ich recht habe, schweben sie in größter Gefahr. Diese Gefahr droht ihnen vielleicht nicht unbedingt von den Triaden, aber von jemandem, der über genug Macht verfügt, um dafür zu sorgen, dass sie Stück für Stück ausgelöscht werden.«
    »Sie sprechen mit großer Überzeugung, Evangeline Stone.« Das war wieder

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