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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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anscheinend wieder hinaus.
    Ohne dass ich ihn darum bitten musste, schaltete er die Lautsprecher seines Handys ein. Schließlich war kaum etwas nerviger, als bei einem Telefonat nur einen Gesprächspartner hören zu können. Beim vierten Klingeln nahm Kismet ab und meldete sich knapp: »Joe’s Pizza.«
    »Ich bin’s, Truman.«
    »Gibt es einen speziellen Grund dafür, dass deine Nummer unterdrückt ist?«
    »Ja.« Doch er verzichtete auf eine nähere Erklärung. Ich lächelte, während ich uns in Richtung Axelrod Bridge und die Vorstadt zurückfuhr. »Tut sich in Park Place irgendwas?«
    »Bisher nichts. Wir bleiben auf Abstand und observieren weiter, aber ich muss sagen, dass mir die Sache allmählich ziemlich aussichtslos vorkommt. Und nebenbei vergeuden wir damit unsere Mittel.« Es raschelte in der Leitung, und man hörte undeutlich, dass sie mit jemand anderem sprach. »Entschuldige. Auch zu Call gibt es nichts Neues. Wir gehen allem nach, was wir haben, aber ohne Erfolg.«
    »Schon gut, hör mal«, entgegnete Wyatt so brüsk, wie ich es noch nie bei ihm gehört hatte. »Eventuell habe ich eine neue Spur, aber dazu muss ich etwas über eine Sache von vor einem Monat erfahren.«
    Sie zögerte. »Okay.«
    »In der zweiten Aprilwoche hast du einen Neutralisierungsbefehl bekommen. Wer war das Opfer?«
    »Du weißt, dass wir das nicht verraten sollen.«
    »Scheiß drauf, was wir sollen, Gina. Du bist mir was schuldig.«
    Mir war nicht klar, ob sie ihm wegen meines »Todes« oder wegen etwas anderem etwas schuldig war. Es war aber auch egal, denn während ich über die Brücke fuhr, beantwortete sie seine Frage. »Das Opfer war ein Vampir namens Orlan aus der Familie der Emai. Aus den mittleren Rängen, kein Hochadel. Er hat absichtlich Menschen infiziert.«
    Verdammt. Nichts davon gab ein Motiv für Snow ab.
    »Sonst noch was?«, fügte sie hinzu. Ihr Tonfall machte deutlich, dass es gefälligst nichts mehr zu geben hatte.
    »Nein danke.«
    »Wyatt, wo bist du?«
    »Unterwegs.«
    »Schau, ich weiß, dass du wütend bist, und ich weiß, dass du dich verletzt fühlst, aber wir brauchen dich. Wir haben Neulinge, die Übung im Feld brauchen und …«
    »Nein.« Sein Gesicht verwandelte sich in eine Maske des Zorns. Ich war froh, dass ich hinterm Steuer saß und nicht von diesem Blick zermalmt wurde.
    »Im Gehege sind sechs Jäger gestorben, Wyatt. Du bist nicht der Einzige, der Verluste erlitten hat.«
    Ich riskierte es und sah ihm ins Gesicht. Innerhalb eines Herzschlags verdrängte Scham die Wut. Auch wenn wir nicht mehr dazugehörten und uns die internen Probleme der Triaden nichts mehr angingen, spürten wir dennoch ihre Bedeutung. Die Zahl der Jäger schrumpfte, während die Gegner sich mehrten, und die erfahrensten Handler waren außer Gefecht gesetzt. Es war, als versuchte Kismet, einen Damm mit Kaugummi und Klebeband zusammenzuhalten.
    »Bist du noch dran?«, fragte sie.
    »Ja«, erwiderte Wyatt und klang etwas sanftmütiger. »Schau, wir warten auf gewisse Informationen. Sobald ich sie habe, gebe ich sie an dich weiter, okay? Im Moment kann ich aber nicht einfach zurückkommen.«
    »Wir?«
    »Okay?«
    »Ja … okay.«
    Ohne weitere Diskussion klappte er das Handy zu und steckte es in die Tasche. Ich atmete tief aus und war froh, dass sie nach seinem Versprecher nicht nachgehakt hatte. Nicht, dass Wyatt sich nicht hätte herauswinden können, denn Notlügen fielen ihm nicht schwer. Hinter der Brücke bog ich links in die erste Straße ein, und da sahen wir das Motel vor uns in einiger Entfernung.
    »Etwas sagt mir, dass der Tod des Vampirs diese Ereignisse nicht ausgelöst hat«, meinte Wyatt.
    »Ich würde schon davon ausgehen, wenn er ein höheres Mitglied der Familie gewesen wäre«, wandte ich ein. »Aber nicht wegen eines Vampirs aus dem mittleren Rang. Und nicht, wenn der Typ, der all das einfädelt, selbst ein Mensch ist. Dazu kommt, dass ich keinen Grund habe, an Isleens Worten zu zweifeln. Sie hat gesagt, dass die Blutsauger mit dem derzeitigen Status quo zufrieden sind.«
    »So viel also zu dieser Fährte.«
    Das All-Nite Inn war etwas vornehmer als die letzten paar Motels, in denen ich genächtigt hatte. Auf dem Parkplatz lag kein Müll, die Wände waren nicht mit Graffiti verziert, sondern mit frischen Farben bemalt, und die Fenster waren nicht vergittert. Das Gebäude besaß zwei Stockwerke, und zu den Zimmern gelangte man über den umlaufenden Balkon. In bestimmten Abständen führten

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