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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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und schien mir mitteilen zu wollen, dass ich die Klappe halten sollte. Sie legte den Kopf auf die Seite und schwang sich wieder in die Luft. Ich trat unter der Leuchtschrift hervor, so dass ich beobachten konnte, wie sie dicht über der Straße dahinsegelte. Zwei Häuser weiter auf der anderen Straßenseite landete sie auf der Veranda eines Wohnhauses. Genau die andere Richtung als die, aus der ich gekommen war.
    »Danke, Aurora«, sagte ich.
    Nachdem ich mich zu ihr teleportiert hatte, fiel ich auf die Knie, und mit zitternden Händen und bebendem Körper erbrach ich das Wenige, das in meinem Magen war. Das ständige Pochen in meinem Kopf hatte sich in ein Wummern verwandelt. Die Wunden an meinem Hintern und die Kratzer auf den Rippen begannen zu jucken, während die Schulter noch immer empfindlich war. Das häufige Teleportieren strapazierte meine Verbindung zur Kluft, so dass meine Heilkräfte nicht mehr richtig funktionierten.
    Aurora, die ihre menschliche Form angenommen hatte, schlang ihre Arme um meine Taille und zog mich auf die Beine. Ich ließ mich von ihr in den dämmrigen, verglasten Hausflur des Wohnhauses führen, in dem ich mich an eine Reihe silberner Briefkästen lehnte.
    »Du siehst furchtbar aus«, meinte sie.
    »Gut, denn ich fühle mich auch so. In welchem Zimmer?«
    »Vierter Stock, Wohnung F. Die Fenster gehen zum Theater hinaus, er könnte dich also gesehen haben.«
    »Cole?«
    Sie nickte.
    »Ist Phin bei ihm?« Wieder ein Nicken. »Ist er verletzt?«
    »Ja.« In ihren großen Augen blitzte es gefährlich auf, und da fiel mir erst auf, dass sie halb gewandelt war und ihre Flügel am Rücken angelegt hatte. Als rechnete sie mit einem Kampf. Mir fiel ein, was Phin über die Stärke der Coni gesagt hatte, und wie grimmig er selbst in der Trainingshalle gekämpft hatte. Aurora würde da oben eine exzellente Mitstreiterin abgeben.
    Doch dann fiel mir Ava ein.
    »Du solltest hier abhauen. Die Polizei ist bereits unterwegs«, informierte ich sie.
    »Die Polizisten werden nicht ins Theater hineingelangen und sind keine Hilfe.«
    »Sie werden reinkommen, wenn es mir gelingt, den Schutzschild auszuschalten. Wahrscheinlich schaffe ich das, wenn ich an Cole rankomme.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Es sei denn, der Schutzzauber wurde auf einen Gegenstand innerhalb des Theaters gelegt. Dann bleibt uns nur die Hoffnung, dass die Triaden durch die vor Jahren zugeschütteten Tunnel eindringen können, den Gegenstand finden und den Zauber brechen, der darauf liegt.«
    Sie blinzelte und machte den Mund auf.
    »Bitte bleib hier«, sagte ich.
    »Zu all dem ist es bloß gekommen wegen der Dinge, die meinem Volk angetan wurden. Ich fühle mich dafür mitverantwortlich.«
    »Nein, dazu ist es gekommen wegen zwei Irren, die ein falsches Gerechtigkeitsverständnis haben. Ihr habt keine Schuld daran.«
    Ich ging auf die Treppe zu, um die vier Stockwerke zu erklimmen, als ich aus der Ferne Schreie hörte. Ich machte kehrt und rannte zur gläsernen Eingangsfront zurück, durch die ich nur die Fassade des Theaters erkennen konnte. Auf den undurchsichtigen Scheiben des Foyers erschienen immer wieder dunkle Punkte – trommelnde Fäuste. Mein Herz fing an zu hämmern. Es hatte begonnen.
    »Mist«, murmelte ich und rannte zur Treppe zurück.
    Panik und Schmerzen peitschten mich die Stufen hinauf, von denen ich immer zwei oder drei auf einmal nahm, schneller, als mein Zustand es eigentlich erlaubte. Ich war außer Atem, ich bekam Seitenstechen, und mein Kopf fühlte sich sechsmal größer an, als er war. Mir war, als würde er gleich wie ein Pickel aufplatzen. In vollem Lauf erreichte ich den vierten Stock und rammte meine Hände gegen die Feuerschutztür, die sich in einen verwahrlosten Flur öffnete. Die Betonwände waren mit Graffiti beschmiert, und der Fußboden hätte dringend einen neuen Teppichbelag gebraucht. Es roch feucht und nach Abfall. Niemand war zu sehen, und ich hielt mich nicht damit auf, an den anderen Wohnungstüren zu lauschen, ob jemand zu Hause war.
    Ich hatte nur ein Ziel: zu Wohnung F zu gelangen und dem allem ein Ende zu machen. Den Leuten im Theater war ich zwar nichts schuldig, aber es war meine Aufgabe, sie zu schützen. Im Herzen war ich nach wie vor eine Jägerin, auch wenn ich den Beruf nicht mehr offiziell ausübte. Erst hatten sich die Hohen Tiere gegen Cole gewandt, doch dann hatte er sich gegen sein Volk gewandt und mehr als dreihundert Menschen zu ihrer Hinrichtung gelockt.
    Nur über die Leiche,

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