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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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die ich einst war.
    Ein gut gezielter Tritt neben das Schloss, und das billige Holz krachte. Die Tür flog auf. Ich ging neben dem Türrahmen in die Hocke, da ich mit Schüssen rechnete. Aber es passierte nichts. Die Küchennische im ersten Zimmer war leer und beinahe aller Einrichtungsgegenstände beraubt. Ein umgestürzter Esstisch und ein Stuhl waren gegen die Wand gerückt worden. Aus den aufgeschlitzten Armlehnen eines Sessels quoll die Polsterung hervor. Das waren die einzigen Möbelstücke in der Wohnung. Menschen waren jedoch keine zu sehen. Und auf dem Teppichboden waren keine frischen Blutflecken zu erkennen. Mit zum Schlag ausgeholtem Nagelbrett schlich ich hinein.
    In dem Zimmer gab es drei Türen. Die erste führte in eine Garderobenkammer, in der außer einem Haufen Rattenscheiße nichts zu finden war. Die nächste Tür stand offen und ging ins spärlich beleuchtete Badezimmer. Kloschüssel und Waschbecken waren mit Schmutz überzogen, und die Wanne war voller Wasserflecken. Einen Duschvorhang gab es nicht, und es roch leicht nach Urin.
    Mal sehen, was sich hinter Tür Nummer drei verbirgt.
    Sie war zu drei Vierteln geschlossen, und ich spähte durch den Spalt zwischen Rahmen und Tür. In dem Ausschnitt konnte ich Fenster ohne Vorhänge erkennen und die Ecke einer Stuhllehne samt der Schulter des Mannes, der darauf saß. Kein gutes Zeichen. Sie mussten gehört haben, wie ich hereingekommen war. Ich krampfte die Finger so fest um die Keule, dass mir die Knöchel weh taten und das alte Holz knarrte. Da zuckte die Schulter des Mannes. Hatte er das etwa gehört?
    Ich drückte mich durch den Spalt und machte mich auf einen Angriff gefasst. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Mein Blick raste durch das Zimmer. Nur der Mann im Stuhl – Phin, ich erkannte das Hemd. Der Stuhl stand direkt vor einem der drei Fenster. Mit dem Fuß schob ich die Spiegeltür des Schranks zur Seite und sah hinein – niemand.
    Mist, verdammte Scheiße!
    Ich trat vor Phins Stuhl und stieß einen Schrei aus. Er war nicht, wie ich erwartet hatte, an den Stuhl gefesselt. Stattdessen hatte man ihn mit Messern, die in seinen Unterarmen steckten, an die Armlehnen genagelt. Auf dem Boden hatten sich zwei Blutlachen gebildet. Der Kopf war ihm auf die Brust gesunken, und er hatte die Augen geschlossen. Die gebrochene Nase war geschwollen und lilafarben. Ansonsten war er viel zu blass.
    Ein Schauder überlief mich. Ich nahm sein Gesicht in die Hände, und seine Haut fühlte sich kalt an. »Phin?«
    Er stöhnte, doch sein Kopf rollte kraftlos in meinen Händen. Dann murmelte er etwas.
    »Phin, wo ist Cole?«
    Erneut stöhnte er, und seine Lider flatterten. Blinzelnd hob er den Kopf, und in seinen blauen Augen lagen Qual und Erschöpfung. Ich nahm die Hände nicht weg, sondern stützte ihn weiterhin. Doch ich wusste, dass ich ihm nicht richtig helfen konnte.
    »Weiß nicht«, flüsterte er, schürzte die Lippen und knurrte. »Er hat Eleri getötet.«
    »Er hat es versucht. Woher hat er gewusst, dass sie ihm nachspionierte?«
    »Sie ist nicht so schlau, wie sie glaubt«, sagte Cole. Mit einem Ruck richtete ich mich auf und holte mit dem Brett aus. Er stand in der Tür zum Schlafzimmer, die Hände hingen locker an seiner Seite. Beinahe lässig. Er besaß die Kühnheit, mich anzulächeln. »Phin ist es auch nicht, obwohl ich gehofft hatte, ihn davon überzeugen zu können, sich mir tatsächlich anzuschließen. Anscheinend hält er dir die Treue, so eigenartig das ist.«
    Ich machte einen Schritt weg von Phin, damit er nicht durch meine Keule gefährdet wurde. Der bloße Anblick Coles erfüllte mich mit kalter Wut. Er kam sich so clever vor wegen all der Dinge, die er eingefädelt hatte. Und er freute sich über das Massaker auf der anderen Straßenseite. Jegliches Verständnis, das ich ihm einmal entgegengebracht hatte, war mit dem ersten Schrei, der aus dem Theater gedrungen war, gestorben.
    »Du erstaunst mich allerdings immer noch«, fügte er hinzu. »Deine Fähigkeiten werden deutlich unterschätzt.«
    »Heißt das, dass du nun endlich selbst gegen mich kämpfst? Oder hast du noch mehr Schergen, die ich vorher aus dem Weg räumen soll?«
    »Wir würden bessere Verbündete als Feinde abgeben.«
    Ich lachte schallend los. »Weil wir uns so ähnlich sind, stimmt’s? Weil wir beide Hunderte von Menschen abschlachten und Clanälteste auf Stühlen festnageln?«
    »Ich habe ihm einen Platz in der ersten Reihe versprochen.«
    »Wow, dann ist ja alles

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