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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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voll in Ordnung.«
    »Du faszinierst mich, Evangeline, wirklich. Dass du nach all dem, was du durchgemacht hast, noch immer einen kühlen Kopf bewahrst. Ich muss zugeben, dass deine Zähigkeit selbst Tovins kühnste Erwartungen übertroffen hat. Er hat verloren, weil er unterschätzt hat, zu was Menschen fähig sind, die wahrhaft lieben. Diesen Aspekt der Menschen hat er nie begriffen.«
    Mir war nicht klar, ob er mich zu einem Angriff provozieren wollte oder nur plauderte, um mich davon abzuhalten, das Massaker im Theater zu verhindern. Da seine Taktik ohnehin nicht funktionieren würde, war es mir auch egal.
    »Ich weiß, dass das kaum ins Gewicht fällt, aber ich wusste nicht, was Kelsa mit dir vorhatte«, erklärte er. »In die Details ihrer Pläne war ich nicht eingeweiht.«
    Okay, vielleicht funktionierte sie doch allmählich. Denn ich musste mich ziemlich beherrschen, um ihm nicht das mit Nägeln besetzte Ende des Bretts über den Schädel zu ziehen. Dass er es nicht gewusst hatte, war keine Entschuldigung, schließlich war Kelsa eine Scheißkoboldfrau gewesen. Und Kobolde waren nicht gerade für ihre Nettigkeit bekannt – vor allem nicht gegenüber Jägern.
    »Und um Jesse und Ash tut es mir besonders leid«, fuhr er fort. »Immerhin waren sie auch meine Freunde, aber ich hatte mich nun mal bereit erklärt, Tovin zu helfen …«
    »Halt die Fresse!« Ich bekam heiße Wangen, während meine Glieder eiskalt wurden. Wut und Hass jagten mir einen Schauer über den Rücken. »Es steht dir nicht zu, ihre Namen auszusprechen oder ihren Tod zu bedauern. Du hättest es verhindern können. Du hättest dies alles verhindern können!«
    Da verschwand seine Heiterkeit. Er richtete sich auf, kniff die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander. »Mag sein, aber was geschehen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Sie sind tot, du nicht. Willst du ihr Andenken ehren, indem du noch einmal stirbst?«
    »Und wer wird mich töten? Du etwa?«
    »Wenn es sein muss, ja. Für meine Vision von dieser Stadt stellst du eine Bedrohung dar.«
    Ich schnaubte. »Vision? Du spinnst.«
    »Es kommen Veränderungen auf uns zu, Evangeline, ob du es willst oder nicht. Und es liegt an dir, ob du auf der Seite bist, die etwas verändert, oder auf derjenigen, die dabei unter die Räder kommt.«
    Schlimmer als seine Worte selbst war die Tatsache, dass er wirklich daran glaubte. Er war zu der Überzeugung gelangt, dass er den rechten Weg beschritt und dass er dies alles für das Wohl sämtlicher Völker tat. Dabei schien er vergessen zu haben, dass die Menschen den Dregs zahlenmäßig in einem Verhältnis von fünf Millionen zu eins überlegen waren. Allerdings glichen die Dregs diesen Nachteil durch ihre einzigartigen Fähigkeiten und Zauberkünste aus. Wenn wir diese Stadt an Kobolde und Halbvamps – oder Schlimmeres – verlieren würden, würden wir bald auch andere Städte verlieren. Und schließlich alles.
    »Kann ich dich etwas fragen, Cole?«
    Er neigte den Kopf zur Seite. »Klar.«
    »Wenn Rain dich jetzt sehen könnte und all das Leid und den Tod, für die du mitverantwortlich bist, was würde sie dann sagen? Würde sie dich noch immer lieben?«
    Damit hatte ich das Richtige und gleichzeitig das Falsche gesagt. Ihm stieg die Zornesröte ins Gesicht, und sein Körper schien sich zum Angriff zusammenzurollen. Ich bildete mir sogar ein, dass ihm Dampfwölkchen aus den Ohren drangen.
    »Ich nehme an, dass das nein heißen soll«, sagte ich.
    Mit einem Brüllen griff er an. Ich tat, als wollte ich nach rechts ausweichen und einen Gegenschlag vorbereiten, und er fiel darauf herein, indem er sich auf meine ungeschützte linke Seite stürzte. Doch ich duckte mich unter dem erwarteten Schlag hindurch und rammte ihm das Ende des Bretts, in dem keine Nägel steckten, in den Bauch. Er taumelte, und ich zog ihm das Brett übers Kinn, so dass sein Kopf zur Seite geschleudert wurde. Ich führte den Schlag weiter, ließ meine Waffe einen weiten Bogen in der Luft beschreiben und stieß sie ihm gegen die rechte Ferse.
    Er heulte auf und stürzte zu Boden. Dabei trat er mit dem Fuß nach mir, und da ich nicht darauf vorbereitet war, stolperte ich und landete auf dem Hintern. Als ob man mir mit Fingernägeln die Haut aufkratzen würde, pflügte der Schmerz an meiner Wirbelsäule entlang. Schneller, als ich gedacht hatte, packte Cole mich am Fußgelenk und riss so fest daran, dass ich vollends umkippte und mein Kopf auf dem Boden aufschlug.

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