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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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der Letzte, der gegangen war, hatte das Licht ausgeschaltet. Ich hatte keine Ahnung, wo ich es wieder hätte einschalten können. Und um den Lichtschalter zu finden, hätte ich ja was sehen müssen. Im Dunkeln leuchtende Lichtschalter, damit würde ich meinen ersten Film finanzieren. Natürlich würde ich zuerst jemanden finden müssen, der die Dinger herstellte. Wie die meisten Regisseure war ich beim Ideenhaben besser als bei ihrer Ausführung.
    Ich tastete mich zwischen den Sitzreihen hindurch und rammte mir zweimal das Knie. Irgendwann hatten sich meine Augen an die trübe Notbeleuchtung gewöhnt, und ich fand die Treppe, die hinter die Bühne führte. Jetzt wurde es schwieriger.
    Der Bereich hinter der Bühne war in kleinere, mit Vorhängen voneinander getrennte Abschnitte aufgeteilt, die als Lagerräume und improvisierte Garderoben dienten. Natürlich gab es hier eine Beleuchtung, aber die hatte bisher immer jemand anderes eingeschaltet. Nachdem ich die vordere Wand abgetastet hatte, ohne einen Schalter zu finden, gab ich es auf. Die matte Notbeleuchtung ließ mich die Umrisse erkennen – gut genug.
    Es war trotzdem ziemlich dunkel. Ich habe Angst vor der Dunkelheit. Als Kind habe ich ein paar ziemlich üble Erfahrungen gemacht, erfundene Freunde, die an dunklen Orten lauerten und mich erschreckten und so. Ich weiß, dass sich das leicht abgedreht anhört. Andere Kinder erfinden Spielgefährten, ich stellte mir irgendwelche Schreckgespenster vor.
    Der Geruch nach Theaterschminke verriet mir, dass ich in der Garderobe stand, aber das Aroma – vermischt mit dem unverwechselbaren Geruch von Mottenkugeln und alten Kostümen – beruhigte mich heute weniger, als es das normalerweise tat.
    Noch drei Schritte, und ich stieß einen Schrei aus, als plötzlich Stoff rings um mich wogte. Ich war gegen einen Vorhang gestolpert. Toll! Wie laut hatte ich geschrien? Ich hoffte, dass die Wände schallgedämpft waren.
    Mit der Hand strich ich über das kratzige Polyester, bis ich die Öffnung gefunden hatte, und teilte den Vorhang. Weiter vorn erkannte ich den Esstisch, auf dem etwas Gelbes lag. Mein Beutel?
    Der improvisierte Gang schien sich meilenweit vor mir zu erstrecken, ein gähnender Tunnel in die Dunkelheit hinein. Es war die Perspektive – die beiden mit Vorhängen markierten Seitenwände, die aufeinander zu zu laufen schienen, als würde der Raum nach hinten schmaler. Eine interessante Illusion, vor allem für einen Thriller. Das musste ich mir merken.
    Sobald ich den Gang als eine Filmkulisse zu betrachten begann, wurde ich ruhiger. Ich gab der Szene einen Kamerarahmen und verlieh ihr durch den Rhythmus meiner Schritte eine ruckelige Bewegung, die sie unmittelbarer wirken ließ und die Zuschauer in den Kopf der handelnden Person versetzte: ein unvorsichtiges Mädchen, das auf die Quelle des seltsamen Geräuschs zuging.
    Ein dumpfer Aufschlag. Ich fuhr zusammen, und meine Schuhe quietschten. Und das Geräusch ließ mich erst recht erschaudern. Ich rieb mir die Gänsehaut auf den Armen und versuchte zu lachen. Okay, ich hatte schließlich ein seltsames Geräusch haben wollen, oder? Toneffekte einspielen, bitte.
    Wieder ein Laut. Ein Rascheln. Es gab also Ratten in meinem unheimlichen Gang, richtig? Was für ein Klischee. Es wurde Zeit, meine galoppierende Einbildungskraft unter Kontrolle zu bekommen und mich zu konzentrieren. Regie zu führen.
    Unsere Protagonistin sieht etwas am Ende des Gangs. Eine schattenhafte Gestalt …
    Also bitte. Geht’s noch ein bisschen abgedroschener? Mach es origineller, geheimnisvoll.
    Zweiter Take.
    Was ist es, das sie da sieht? Den Lunchbeutel eines Kindes, leuchtend gelb und neu, fehl am Platz in dem alten, zum Abbruch bestimmten Haus.
    Lass die Kamera weiterlaufen. Lass die Gedanken nicht abschweifen …
    Ein Schluchzen hallte durch die leeren Räume, brach ab und wurde zu einem nassen Schniefen.
    Weinen. Okay. In meinem Film. Die Protagonistin sieht den Lunchbeutel eines Kindes und hört gespenstische Schluchzer. Etwas bewegt sich am Ende des Gangs. Eine dunkle Gestalt …
    Panisch stürzte ich zu meinem Beutel, packte ihn und jagte davon.

STRANGE ANGELS: Verflucht
    Lili St. Crow
    Kapitel 1
    M iss Anderson?« Wenn Mrs. Bletchley meinen Namen aussprach, war er von einem Brummen unterlegt.
    Ich hatte das Kinn auf meine Faust gestützt, starrte aus dem Fenster auf das überfrorene Baseball-Feld und wartete, dass es läutete. Nun, eigentlich läutete es nicht, denn an der

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