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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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dann niemanden mehr, mit dem ich die Treppe hätte hinunterrennen können.
    Am Fuß der Treppe zögerte ich und berührte den Anhänger unter meinem T-Shirt. Ich schüttelte die Erinnerungen ab, hängte mir den Rucksack über und verließ das Treppenhaus.
    Nachdem meine Mom gestorben war, waren wir innerhalb von Buffalo ziemlich oft umgezogen. Mein Dad kaufte Luxuswohnungen, wenn das Gebäude noch im letzten Bauabschnitt war, und verkaufte sie wieder, wenn die Arbeiten abgeschlossen waren. Den größten Teil seiner Zeit war er dienstlich unterwegs, und damit war es nicht sonderlich wichtig, irgendwo Wurzeln zu schlagen – jedenfalls nicht für ihn.
    An diesem Morgen war es keine sonderlich brillante Idee gewesen, die Treppe zu nehmen. Denn angesichts meiner Spanisch-Halbjahresprüfung flatterte mein Magen sowieso schon vor Nervosität. Die letzte Klassenarbeit hatte ich vermasselt und letztlich nur mit Ach und Krach bestanden, weil ich das Wochenende, an dem ich eigentlich hätte lernen sollen, bei Beth verbracht hatte. Spanisch war nie mein bestes Fach gewesen, aber wenn ich mich nicht wenigstens auf ein C verbesserte, würde Dad irgendwann doch noch aufmerksam werden und sich wahrscheinlich fragen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, mich eine Schule mit einem Kunstzweig besuchen zu lassen.
    Draußen wartete Milos mit seinem Taxi. Er fuhr mich jetzt seit zwei Jahren, zwei Umzügen und drei Schulen. Als ich einstieg, verstellte er die Sonnenblende auf meiner Seite. Die Morgensonne stach mir trotzdem noch in den Augen, aber das erwähnte ich nicht.
    Mein Magen entspannte sich etwas, als ich mit den Fingern über den vertrauten Riss in der Armlehne strich und den künstlichen Kieferngeruch des Duftbaums einatmete, der sich im Windzug der Lüftung drehte.
    »Ich hab gestern Abend einen Film gesehen«, sagte Milos, während er das Taxi in einer Diagonale über drei Spuren schob. »Die Sorte, die du magst.«
    »Ein Thriller?«
    »Nein.« Er runzelte die Stirn, und seine Lippen bewegten sich, als probierte er mögliche Bezeichnungen aus. »Action-Abenteuer. Du weißt schon, jede Menge Waffen, Explosionen. Ein richtiger Shoot’em-down-Film.«
    Ich hätte Milos’ Englisch viel lieber unverbessert gelassen, aber er bestand darauf, dass ich ihn korrigierte. »Du meinst ein Shoot’em-up-Film.«
    Er zog eine dunkle Augenbraue hoch. »Wenn man einen Mann erschießt, in welche Richtung fällt er dann? Aufwärts?«
    Ich lachte, und ein paar Minuten lang redeten wir über Filme, mein Lieblingsthema.
    Während Milos einen Anruf auf seiner Sprechanlage entgegennahm, sah ich zum Fenster hinaus. Plötzlich kam ein langhaariger Junge hinter einer Gruppe von Geschäftsleuten hervorgeschossen. Er hatte eine altmodische Lunchbox dabei, Plastik mit irgendeinem Superhelden darauf. Ich war so sehr damit beschäftigt, den Superhelden zu identifizieren, dass ich nicht weiter darauf achtete, in welche Richtung der Junge lief, bis er mit einem Satz auf die Straße hinausstürzte und zwischen unserem Taxi und dem Auto vor uns landete.
    »Milos!«, kreischte ich. »Pass …«
    Das letzte Wort wurde mir geradezu aus der Kehle gerissen, als ich gegen den Gurt krachte. Der Fahrer hinter uns und der Fahrer hinter ihm drückten auf die Hupe. Eine Kettenreaktion des Protests.
    »Was?«, fragte Milos. »Chloe? Was ist los?«
    Ich sah über die Motorhaube hinweg und entdeckte … nichts. Bloß eine leere Fahrspur vor uns und Autos, die nach links geschwenkt waren, um uns zu überholen. Die Fahrer zeigten Milos den Mittelfinger, als sie vorbeifuhren.
    »D-d-d-« Ich ballte die Fäuste, als ob ich die Worte auf diese Weise herauszwingen könnte. Wenn du irgendwo feststeckst, nimm eine andere Strecke , sagte meine Sprachtherapeutin immer. »Ich habe gedacht, ich hätte was ge-ge-ge …«
    Rede langsam. Leg dir die Worte vorher zurecht.
    »Es tut mir leid. Ich habe gedacht, ich hätte gesehen, wie jemand vors Auto rennt.«
    Milos ließ sein Taxi wieder anrollen. »Das passiert mir auch manchmal, vor allem wenn ich den Kopf drehe. Ich glaube, ich sehe jemanden, aber dann ist niemand da.«
    Ich nickte. Die Magenschmerzen meldeten sich gerade zurück.
    2
    N ach dem Traum, an den ich mich nicht erinnern konnte, und dem Jungen, den ich nicht gesehen haben konnte, war ich etwas verstört. Wenn ich nicht wenigstens eine Frage aus meinem Kopf bekam, würde ich mich unmöglich auf meine Spanischprüfung konzentrieren können. Also rief ich Tante

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