Die Rache der Jagerin
Chloe. Praktisch neonfarbig.«
»Sie bräuchte eine Leiter, um da raufsehen zu können«, sagte Kari.
Ich rammte sie mit der Hüfte, und sie sprang lachend zur Seite.
Beth verdrehte die Augen. »Kommt schon, Leute, wir kriegen keinen Tisch mehr.«
Wir schafften es bis zu Brents Schließfach, bevor Miranda mich mit dem Ellbogen anstieß. »Frag ihn, Chloe.«
Sie sagte es in einem Bühnenflüstern, das kaum zu überhören war. Auch nicht für Brent. Er sah zu uns herüber … und dann hastig fort. Ich merkte, dass mein Gesicht heiß wurde, und drückte die Lunchbox fester an mich.
Karis langes dunkles Haar streifte meine Schulter. »Er ist ein Trottel«, flüsterte sie. »Ignorier ihn einfach.«
»Nein, er ist kein Trottel. Er mag mich einfach nicht. Dafür kann er nichts.«
»Okay«, sagte Miranda. »Ich frag ihn für dich.«
»Nein!« Ich packte sie am Arm. »B-bitte.«
Ihr rundes Gesicht verzog sich angewidert. »Herrgott, du bist manchmal ein richtiges Baby. Du bist fünfzehn, Chloe. Du musst die Dinge selbst in die Hand nehmen.«
»Zum Beispiel so lange bei einem Typ anrufen, bis seine Mutter sagt, du sollst ihn in Frieden lassen?«, fragte Kari.
Miranda zuckte nur die Achseln. »Das war Robs Mutter. Er hat so was nie gesagt.«
»Ach? Ja, red dir das nur weiter ein.«
Jetzt fingen sie wirklich an zu streiten. Normalerweise hätte ich mich eingemischt und gesagt, sie sollten aufhören, aber ich war immer noch sauer, weil Miranda mich vor Brent blamiert hatte.
Kari, Beth und ich hatten ständig über Jungen geredet, aber wir waren nicht vollkommen von ihnen besessen. Miranda war es, sie hatte schon mehr Freunde gehabt, als sie aufzählen konnte. Als sie anfing, mit uns herumzuhängen, wurde es plötzlich wichtig, einen Typen zu haben, an dem einem wirklich etwas lag. Ich machte mir sowieso schon genug Gedanken darüber, zu unreif zu sein, und da hatte es nicht gerade geholfen, dass sie laut losgelacht hatte, als ich zugab, noch nie ein richtiges Date gehabt zu haben. Also hatte ich einfach einen Schwarm erfunden. Brent.
Ich hatte gedacht, ich könnte einfach irgendeinen Typ nennen, den ich mochte, und das würde reichen. Von wegen. Miranda hatte mich geoutet – hatte ihm erzählt, dass ich ihn mochte. Ich war entsetzt gewesen. Na ja, überwiegend entsetzt. Ein kleiner Teil von mir hatte gehofft, er würde sagen: »Cool. Ich mag Chloe auch.« Schon wieder von wegen. Vorher hatten wir uns im Spanischunterricht manchmal unterhalten. Jetzt saß er zwei Reihen entfernt, als hätte ich plötzlich üblen Körpergeruch entwickelt.
Wir hatten gerade den Eingang der Schulkantine erreicht, als jemand meinen Namen rief. Ich drehte mich um und sah Nate Bozian auf mich zutraben. Sein rotes Haar stach aus der Menschenmenge im Gang heraus wie ein Leuchtfeuer. Er rammte einen älteren Schüler, entschuldigte sich grinsend und lief weiter.
»Hey«, sagte ich, als er in Hörweite war.
»Selber hey. Hast du vergessen, dass Petrie den Filmclub diese Woche in die Mittagspause verlegt hat? Wir reden über Avantgarde. Ich weiß doch, dass du Arthouse-Filme liebst.«
Ich tat so, als müsste ich mich übergeben.
»Okay, ich richt’s aus. Und ich sage Petrie auch gleich, dass du nicht dran interessiert bist, die Regie bei diesem Kurzfilm zu machen.«
»Das wird heute entschieden?«
Nate setzte sich rückwärts wieder in Bewegung. »Vielleicht. Vielleicht nicht. Ich sage Petrie …«
»Ich muss los«, rief ich meinen Freundinnen zu und stürzte ihm nach.
Das Filmclub-Treffen begann wie üblich im Nebenraum hinter der Bühne, wo wir Organisationsfragen besprachen und aßen. Im Vorführraum war das Essen nicht erlaubt.
Wir redeten über den Kurzfilm, und ich stand wirklich auf der Liste möglicher Regisseure – die Einzige aus der Neunten, die es geschafft hatte. Danach sahen alle anderen sich Szenen aus Avantgarde-Filmen an, während ich bereits über die Möglichkeiten für einen Bewerbungsfilm nachdachte. Ich schlich mich davon, bevor die Vorführung vorbei war, und ging zurück zu meinem Schließfach.
Mein Hirn ratterte währenddessen weiter. Dann plötzlich knurrte mein Magen, was mich daran erinnerte, dass ich vor lauter Aufregung über meinen Platz auf der Auswahlliste das Essen vergessen hatte.
Und jetzt hatte ich meine Lunchbox im Besprechungszimmer liegen lassen. Ein Blick auf die Uhr: noch zehn Minuten bis zur nächsten Unterrichtsstunde. Es war zu schaffen.
Das Filmclub-Treffen war zu Ende, und
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