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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihr dieselbe Antwort gegeben.
    Erika konnte seinen Er lass nicht hinnehmen, ohne zumindest zu versuchen, ihre Situation erträglicher zu machen. Von ihren Bemühungen, sich wenigstens von der Kette zu befreien, die sie allnächtlich an die Wand fesselte, waren ihre Fingerspitzen ständig wund. Dennoch versuchte sie es wieder und wieder, obwohl es letztlich zu nichts außer zu noch größeren Schmerzen führte.
    Auch die Erleichterung, tagsüber nicht an der Wand hängen zu müssen, verflog rasch, da ihre Ketten sie ständig daran gemahnten, wie weit sie von wirklicher Freiheit entfernt war. Tagsüber kamen Kristen oder Eda, um sie, falls erforderlich, zum Verrichten ihrer Notdurft nach draußen zu geleiten, doch das waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen man ihr gestattete, Seligs Gemach zu verlassen und eine Weile seiner Gegenwart zu entfliehen. Selig selbst hatte zwar aufgrund der gestrengen Anordnungen seiner Mutter noch weniger Freiheiten, aber das konnte man nicht vergleichen. Seine ihm auferlegte Bettruhe würde enden, sobald er wieder genesen wäre. Erika hingegen würde, wenn er seine Drohungen wahr machte, nie wieder ihre Freiheit erlangen.
    Sie fragte nicht, was er mit ihr vorhabe, wenn er wieder zu Kräften gekommen sei. Einerseits war sie dankbar für die verbleibende Gnadenfrist. Andererseits wollte sie die Sache hinter sich bringen, um genügend Zeit zu haben, sich von den wie auch immer gearteten Foltern zu erholen, bevor ihr Bruder zu ihrer Befreiung kommen würde. Es war natürlich nur eine Vermutung, dass sich Selig mit einem bestimmten Maß an Schmerz zufriedengeben würde. Genauso war es möglich, dass er statt dessen andauernde Qualen im Sinn hatte.
    Nicht nur ihre Situation beunruhigte sie. Sie sorgte sich auch um Thurston und seinen gebrochenen Arm, fragte sich bang, wer ihn nun tröstete und herzte, wenn sie nicht da war. Außerdem sorgte sie sich um Turgeis, der sicher irgendeinen tollkühnen Plan zu ihrer Befreiung ersinnen und dabei womöglich selbst gefangengenommen würde. Und sie sorgte sich, dass sie hier vielleicht monatelang bleiben müss te, ehe Ragnar erfuhr, was ihr zugestoßen war.
    Sicher, man würde Männer nach Ragnar aussenden, aber niemand wußte genau, wo er sich bei seiner Suche nach einer Gattin für sich und einem Gemahl für Erika gerade aufhielt. Er würde natürlich gewiss zu Guthrams Hofreiten. Aber es war auch die Rede gewesen von einem Besuch bei den Norwegern im fernen Norden und bei den Merciern, die noch immer einige Macht im Osten innehatten. Ragnar konnte in der Tat über mehrere Monate hinweg unterwegs sein.
    Die Gespräche mit Selig entsprachen nicht gerade dem, was Erika unter amüsant verstand. Normalerweise endeten sie damit, dass Erika wütend oder noch verängstigter wurde. Deshalb begann sie von sich aus nie ein Gespräch. Manchmal unterhielt er sich freilich mit ihr nur aus purer Langeweile, und bei diesen Gelegenheiten zeigte er ihr mitunter eine andere Seite seines Wesens, jene Seite, die all die Frauen, die ihn vergötterten, sehr gut kannten.
    Der Mann konnte wirklich überaus reizend sein. Er war unterhaltsam. Er verstand es, einer Frau das Gefühl zu geben, etwas ganz Besonderes zu sein. Und er verfügte über die Gabe, Erika in unbewachten Momenten mit einem bestimmten Ton oder Blick, der ihr Herz schneller schlagen ließ, aus der Fassung zu bringen. Kurzum: Er war ein Mann, der die Phantasien der Frauen anregte, und als sich auch Erika dabei ertappte, hätte sie fast laut aufgeheult. Zu spät, denn schon hatte sie sich ausgemalt, wie es wäre, von diesen starken, beschützenden Armen umfangen zu werden, von diesen sinnlichen Lippen zu trinken und zu se h en, wie diese silbernen Augen weich wurden und sich mit Verlangen füllten - Verlangen nach ihr, einzig nach ihr.
    Zum Glück gab er ihr nicht allzu häufig Einblick in jene andere Seite, denn sonst hätte sie womöglich seine grausamen Wesenszüge, die er einzig für sie reserviert zu haben schien, völlig vergessen.
    Nachdem zwei volle Wochen verstrichen waren, begann Selig, ohne Wissen seiner Mutter, sein Bett zu verlassen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit stand er auf und schritt durch den Raum, um seine Muskeln zu kräftigen. Doch damit nicht genug: Dabei packte er Erikas Kette und zog sie, wie an einer Leine, hinter sich her.
    »Gewöhn dich schon einmal daran!« war alles, was er sagte, als sie ihn beim ersten Mal entsetzt angestarrt hatte.
    »An was?«
    Er hatte keine Antwort

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