Die Rache der Liebe
sie, eine ungläubige Miene aufsetzend. »Seit er zehn und fünf geworden ist, hat er aufgehört, wegen Frauen zu erröten! Mein Bruder hat kein bisschen Schamgefühl ... «
»Da sie auf ihren Gatten nicht hören will«, unterbrach Royce, während er aufstand und Kristen dabei ebenfalls hochzog, »werde ich sehen, ob ich ihren störrischen Geist nicht mit anderen Dingen ablenken kann.«
Auf diese Bemerkung folgte keinerlei Einwand. Kristen sagte lediglich: »Solltest du wieder mal versuchen, mich die Treppen hinaufzutragen, Mylord, wirst du dir sicher das Kreuz brechen!«
»Gütiger Gott, ich hasse es, wenn du mich derart herausforderst!«
Royce trug sie bis nach oben in ihr Gemach, und falls es für ihn anstrengend gewesen sein sollte - ihre extreme Größe sprach zumindest dafür, dass sie kein Leichtgewicht war -, so würde er bestimmt darauf achten, dass ihn seine Gattin anschließend dafür mit jenen »anderen Dingen « entschädigte.
Was ihren Bruder betraf, hatte Kristen freilich recht. Es gab hier zu viele Frauen zur Auswahl, zu viele, die nur allzu bereit waren und darauf brannten, von Selig erwählt zu werden. Und hätte Selig nicht alle, die zur Verfügung standen, erhört, hätte er nicht solche Probleme. ja, er sollte wählerischer sein ... obwohl, nay, das wäre zu selbstsüchtig.
Grinsend krümmte er den Finger in Ediths Richtung. Eigentlich sollte er eine andere nehmen. Sie hatte um ihn gekämpft - und gewonnen -, doch er hatte sie genügend bestraft, indem er die Verliererin dieses Kampfes getröstet hatte. Dennoch waren Ediths Eifersucht und ihr besitzergreifendes Wesen eine außergewöhnliche Erfahrung für ihn. Selbst hatte er derlei Gefühle nie gehabt, und seine Frauen waren klug genug gewesen, die ihren zu unterdrücken. Wenn es sie nach Treue verlangte, muss ten sie sich einen anderen Mann suchen.
»Du willst noch etwas Ale, Mylord?« fragte Edith mit leicht schmollendem Unterton.
Er schenkte ihr jenes Lächeln, mit dem er die Herzen von mehr Frauen, als er zählen konnte, gewonnen hatte. »Ich will nur dich, mein Leckerchen!«
Sie schmiss ihn beinahe von der Bank - keine Kleinigkeit angesichts der Tatsache, dass er sie um etliches überragte und sicher hundert Pfund mehr an Gewicht für sich verbuchen konnte. Doch sie warf sich mit einer Wucht auf ihn, die er nicht vorhergesehen hatte, küss te ihn gierig und ließ die Hände schnurstracks unter seinen Überrock gleiten. Er muss te lachen. Vielleicht war Eifersucht doch nicht so übel, wie er gedacht hatte.
3
Am nächsten Morgen brach Selig nach Ostanglia auf. Der alte Bischof hatte sein Angebot hocherfreut angenommen, und er konnte sogar ein paar Brocken Keltisch. Um der besseren Verständigung willen war allerdings auch Elfmar mitgekommen. Einzig der Bischof konnte es kaum erwarten, das von den Dänen beherrschte Land zu durchqueren. Die anderen Männer hatten zu oft gegen die Dänen gekämpft, als dass es ihnen - Frieden hin oder her - angenehm gewesen wäre, sich in deren Gebiet zu begeben - außer Selig, der die Dänen sehr viel länger als die Angelsachsen kannte und keinen Groll gegen sie hegte.
Doch sie würden die Grenzen von Wessex sowieso erst in einigen Tagen erreichen. Wegen des recht betagten Bischofs ging die Reise nur schleppend voran, da sie häufig auf Gutshöfen oder, falls keiner in der Nähe war, am Straßenrand Rast machen mussten .
Das langsame Vorwärtskommen störte Selig nicht. Er verfügte über ein sehr umgängliches Wesen, war nur schwer in Wut, dafür um so leichter zum Lachen zu bringen. Überdies hatte er bisher kaum etwas von dem Land, in dem er fortan leben wollte, gesehen, außer damals, als er bei der Schlacht ge en die Dänen verwundet worden war und nach seiner Genesung Kristen und die anderen gesucht hatte. Und so genoss er die Reise in vollen Zügen.
Seine Schwester hatte ihm ein Versprechen auf den Weg mitgegeben: »Falls Ivarr und deine Männer vor dir eintreffen sollten, werde ich darauf achten, dass sie dein neues Heim nicht gleich zertrümmern. Und du, lieber Bruder, solltest hoffen, dass sich auf Guthrams Hof keine Frauen befinden, denn sie würden dich sicher nicht wieder ziehen lassen.«
Er hatte nur gelacht. Sie liebte es, ihn zu necken, obgleich ein Großteil dessen, was sie sagte, der Wahrheit entsprach und einzig dazu dienen sollte, ihn zu ärgern, was allerdings nur selten der Fall war. Auch seine Männer neckten ihn gern. Sie riefen ihn Selig Engelsgesicht, statt Selig
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