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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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heraus, und gebt ihn mir.«
    Bruder Thomas tat wie ihm geheißen. Konrad entfaltete das mit einem gebrochenen Siegel versehene Pergament. »Mein Vater hat mir genaue Instruktionen für den Hoftag geschickt. Wie ich auftreten und was ich sagen soll. Gebt Ambros und mir zwei Stunden, und er weiß, was für eine Erklärung er abgeben soll. Ich werde es mit ihm einüben.«
    Es klopfte an die Tür. Alle erstarrten.
    »Wer kann das sein?«, fragte Chassim.
    »Das muss der Graf sein«, sagte Anna. »Ich hoffe es jedenfalls. Ich habe nach ihm geschickt. Chassim, sieh vorsichtshalber nach. Los, Ambros, du versteckst dich!« Schnell zog sie den Hütejungen hinter das Bett des Königs, löste den Vorhang des Baldachins und zog ihn so auf, dass niemand, der hereinkam, Ambros sehen konnte.
    Jetzt erst öffnete Chassim die Tür vorsichtig eine Handbreit und warf einen Blick in den Vorraum.
    Dort wartete ein Mann mit angespannten Gesichtszügen: Graf Georg von Landskron.
    »Schwager, Gott sei Dank«, sagte Chassim erleichtert. »Komm herein.«
    Er umarmte Graf Georg und führte ihn ins Schlafgemach, Bruder Thomas schloss die Tür wieder.
    Der Graf wollte Konrad mit einer Verbeugung seinen Respekt bezeugen. Aber der hatte sich in einer kindischen Anwandlung einen Scherz erlaubt und sich blitzschnell seine Bettdecke über den Kopf gezogen, so dass er nicht mehr zu sehen war.
    »Wo ist der König?«, fragte Graf Georg erstaunt und halb erschrocken.
    Anna hatte geistesgegenwärtig verstanden, was der Streich des Königs bewirken sollte, und reagierte als Erste. Dieser Auftritt sollte zur Nagelprobe für den Hoftag werden. Sie machte einen Schritt hinter den Vorhang des Baldachins, packte Ambros an der Hand und zog ihn ans Bettende. Dort blieb er stehen, in seine geliehenen königlichen Gewänder gehüllt, und sah Graf Georg mit gespielt herrschaftlicher Attitüde herausfordernd an.
    Graf Georg starrte ungläubig zurück, dann beugte er sein Knie und bekreuzigte sich. »Herr im Himmel – was habt Ihr mit dem König vollbracht, Medica?! Könnt Ihr Tote auferwecken?«
    Jetzt hielt es der wahre König unter seiner Bettdecke nicht länger aus, er prustete los, zeigte sich lachend und genoss das völlig konsternierte Gesicht des Grafen Georg, dessen Blick fassungslos zwischen dem König in den Bettlaken und dem König, der aufrecht und gesund in seinen vornehmen Gewändern posierte, hin und her wechselte. Schließlich bekreuzigte er sich erneut. »Wenn ich es nicht besser wüsste, Medica, dann müsste ich jetzt wirklich glauben, dass Ihr Zauberkünste beherrscht, die nur eine Hexe mit Hilfe des Teufels zustande bringt!«, brachte er heraus.
    Freudestrahlend klatschte der König begeistert über den gelungenen Schabernack in seine Hände. »Also wenn schon Graf Georg auf Ambros hereinfällt – was kann da noch schiefgehen?«

X
    I n der riesigen Burgküche herrschte Hochbetrieb. Vor der Mitternachtsmesse musste alles für das anschließende nächtliche Festessen in der weitläufigen Empfangshalle vorbereitet werden. Die adventliche Fastenzeit war damit vorbei, jetzt wurde alles aufgefahren und zubereitet, was Keller und Vorratskammern zu bieten und Markthändler, Bauern und Jäger von nah und fern herangeschafft hatten. Dutzende fleißige und geübte Hände schnitten, schürten, schüttelten, kneteten, brieten, rührten, rupften, zupften, klopften, formten, würzten, salzten, entbeinten, brühten, kochten und buken. Jeder Handgriff musste sitzen, darüber wachte der Hofmeister mit gestrengen Augen, die überall zu sein schienen. Die köstlichsten Düfte zogen in den Burghof hinaus, manchen Soldaten, die in der Nähe zu tun hatten, lief schon voller Vorfreude das Wasser im Mund zusammen.
    Nur Veit war nicht konzentriert beim Gemüseschneiden und lutschte gedankenschwer an seinem blutenden Zeigefinger, in den er sich eben geschnitten hatte. Seit seiner frühmorgendlichen Unterredung mit dem Erzbischof und Pater Severin war er nicht mehr ganz bei der Sache. Er wurde unerklärlicherweise von schweren Gewissensbissen geplagt.
    Vor einem Jahr, als ihn ein Mann im Auftrag der rechten Hand des Erzbischofs, Pater Severin, zum ersten Mal angesprochen hatte, ob er gegen einen gewissen, regelmäßigen Sold bereit war, alles, was er aus der Umgebung des königlichen Hofs, dessen Koch er seit geraumer Zeit war, berichten konnte, weiterzugeben, fand er, dass das leicht verdientes Geld war. Welches er dazu noch gut gebrauchen konnte. Er schickte es

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