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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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sogar aus Hispanien, Bernstein aus den baltischen Ländern, geschliffene Glaswaren aus Venedig, gefärbte Schafswolle aus England, kostbare Stoffe und Gewürze aus dem Morgenland, Wundermittel und Reliquien obskurster Art und Herkunft. Fleischhauer verrichteten ihre blutige Arbeit auf der Straße, quiekende Schweine wurden durch die Gassen getrieben, Kinder tollten umher, Hunde stritten sich um alte Knochen, Betrunkene wurden aus Schenken geworfen und landeten in der Gosse, Tagelöhner boten lautstark ihre Dienste an. Zwei fliegende Händler kamen sich in die Haare und fingen eine Schlägerei an, ihre Ware – Äpfel und Birnen – kullerte aus den Kiepen aufs Pflaster und wurde eilfertig von Vorbeigehenden aufgeklaubt und weggesteckt. Reiche Bürger, Gaukler, Viehhändler, Liebesdienerinnen, Wahrsager und Wanderprediger bevölkerten die Plätze. Bader zogen auf offener Straße zur Belustigung von Gaffern Zähne und machten ein Spektakel daraus. Quacksalber zauberten ihrem Opfer mit viel Brimborium und unter gemurmelten Beschwörungsformeln Steine aus dem Kopf, während der Gehilfe heimlich mit einem Messer die lederne Geldbörse unbemerkt vom Gürtel schnitt. An manchen Tagen, besonders an Namenstagen von Heiligen – und davon gab es unzählige –, durchströmten Scharen von Pilgern die Stadt. Sie lockten Bettler zuhauf an, zerlumpte Gestalten, die an jeder Straßenecke standen, oft begleitet von armseligen, verkrüppelten Kindern, die Mitleid erregen und Freigiebigkeit auslösen sollten. Pilger spendeten in der Regel großzügig, schließlich konnten sie sich so von kleinen und weniger kleinen Sünden freikaufen. Manchmal waren auch Prediger unterwegs, die den baldigen Untergang der Welt prophezeiten, oder sogar Bußprozessionen mit Geißlern, die, während sie sich selbst den Rücken blutig schlugen, singend und betend durch die Straßen zogen.
    Bruder Thomas, der glaubte, einiges in seinem Leben von Gottes weiter Welt gesehen zu haben – schließlich hatte er im Auftrag seines früheren Abtes in Weingarten, als er noch in dessen Gunst stand, einige Klöster jenseits der Alpen besucht –, wähnte sich bei diesem geschäftigen Treiben gar in einem neuen Sodom, so sündhaft schien es ihm zuzugehen. Gegen Köln war Oppenheim, obwohl gewiss auch eine rege Handelsstadt, ein verschlafenes Nest. Das empfand offenbar auch Anna so, die den Großteil ihres Lebens auf dem Land und in einem abgeschiedenen Kloster verbracht hatte und sich beim Anblick des Getümmels und des Geschreis sichtlich unwohl fühlte. Sie zog die Kapuze noch tiefer ins Gesicht, so dass nur noch ihre Nasenspitze hervorlugte.
    Aber wenn sie ihren Plan verwirklichen wollten und Anna wieder ihre Arbeit als Heilerin mit Bruder Thomas an ihrer Seite aufnehmen wollte, dann benötigten sie nun einmal eine Grundausstattung, die sie nur hier in Köln erwerben konnten. Anna hatte nach den Angaben ihres Lehrmeisters einige Namen und Straßen in ihr Notizbüchlein eingetragen. Der beste Lieferant für alles, was sie brauchten, und den auch Graf Claus empfohlen hatte, war ein gewisser Jakob Ben Ascher im Jerusalemsgässchen im Judenviertel, davon brauchte aber Jeronimus nichts zu wissen.
    Der Knochenhauer bugsierte das Fuhrwerk geschickt zwischen den vielen Menschen hindurch, und schließlich gelangten sie in den Hinterhof einer Schenke, wo ein Pferdeknecht half, die Pferde auszuspannen und in den Stall zu bringen. Dort wurde auch der Karren untergebracht. Jetzt hatte jeder genügend Zeit, sich um seine Geschäfte zu kümmern. Jeronimus mietete beim Wirt, den er von seinen Besuchen kannte, zwei Kammern an und bezahlte im Voraus für ihre Unterkunft und die Versorgung der Pferde. Dann verabredeten sie sich für den übernächsten Morgen zur Rückfahrt nach Burg Greifenklau. Von da an trennten sich ihre Wege. Jeronimus hatte es eilig und murmelte etwas von der Schwierigkeit, die Händler seines Vertrauens anzutreffen, und Bruder Thomas und Anna war das nur recht, denn sie wussten nicht, auf welche Probleme sie bei ihren Besorgungen treffen würden und wie lange es dauerte, bis sie ihre benötigten Vorräte zusammenhatten.
    Während Jeronimus sich grußlos absentierte und in der Menge auf der Straße verschwand, orientierten sich Bruder Thomas und Anna erst einmal. Sie hatten den Wirt nicht nach dem Judenviertel gefragt, weil sie nicht unnötig Verdacht erregen und den wahren Grund für ihren Aufenthalt in Köln lieber für sich behalten wollten. Bruder

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