Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
bezogen hat, die er selbst nicht herstellen konnte.«
»Auch dieser Ben Ascher in Köln?«
Anna nickte.
»Allmählich verstehe ich, worauf du hinauswillst. Aber das, was dein Medicus von diesen Händlern erworben hat, wird vermutlich nicht gerade billig gewesen sein.«
»Nein. Im Gegenteil. Aber es gibt noch etwas, das ich noch vor der Soldateska des Erzbischofs in Sicherheit bringen konnte. Dreimal darfst du raten, wem ich unser gesamtes Barvermögen zu treuen Händen anvertraut habe, bevor ich festgenommen worden bin …«
»Willst du damit sagen, dass unsere Barschaft nicht im Schoß der Kirche …«
»… du meinst in den Händen des Erzbischofs …«
»… verzeih, aber das ist für mich dasselbe … nicht im Schoß der Kirche gelandet ist?«
»Genau das. Unsere Barschaft war beim Grafen von Landskron zur Aufbewahrung versteckt. Er hat sie mir vor unserer Abreise aus Oppenheim wieder zurückgegeben. Damit können wir wieder einen Grundstock legen, ohne dass ich Chassim um Geld bitten muss.«
Bruder Thomas runzelte die Stirn, ein Zeichen dafür, dass er konkrete Pläne ins Auge fasste. »Ich denke, ich sollte noch morgen aufbrechen und dafür sorgen, dass wir uns mit genügend Vorräten eindecken, bevor der Winter kommt.«
»Ich hatte gehofft, dass du das sagst«, schmunzelte die Medica und ging Arm in Arm mit Bruder Thomas zurück zur Burg. »Und weißt du, wer dein Reisegefährte sein wird?«
Bruder Thomas blieb stehen und sah die Medica irritiert an.
Anna konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen. »Du erinnerst dich zwar nicht an Bruder Marian, aber er wird dich begleiten.«
Jetzt stand ihm wirklich Unverständnis ins Gesicht geschrieben.
»Ich kenne keinen Bruder Marian«, sagte er konsterniert.
Anna zog ihn wieder mit sich. »Aber ich. Und zwar so gut wie mich selbst.«
III
A m nächsten Morgen wartete der Knochenhauer Jeronimus mit seinem vierrädrigen Gespann schlecht gelaunt und frierend auf dem Kutschbock vor dem Herrenhaus auf Bruder Thomas und einen gewissen Bruder Marian, die er beide nach Köln fahren sollte.
Über die Herkunft und den bisherigen Aufenthaltsort dieses Bruders Marian hatte er sich den Kopf vergeblich zerbrochen, weil er ihm auf Burg Greifenklau nie begegnet war und ihn auch auf seine Nachfrage bei den anderen niemand kannte.
Jeronimus war alles andere als begeistert über seine Begleiter, obwohl er für gewöhnlich froh gewesen wäre, auf so einem weiten und gefährlichen Weg einen Mann wie Bruder Thomas neben sich auf dem Kutschbock zu haben, der allein schon durch seine beeindruckende Gestalt Abschreckung genug für jeden Galgenstrick war, der bei einem Überfall auf leichte Beute hoffte. Gegen Bruder Thomas hatte er nichts. Er hatte ihn als jovialen und lustigen Mann kennengelernt, mit dem man sich auf so einer langen Reise gut die Zeit vertreiben konnte. Auch war der Mönch nicht darauf erpicht, ihn in Glaubensdingen auszuforschen oder mit salbungsvollen Worten zu belästigen, ganz im Gegenteil.
Aber zwei Mönche als Begleitung passten ihm nun ganz und gar nicht. Wie der andere Mönch, den ihm sein Herr, der alte Graf, als zweiten Begleiter anbefohlen hatte, auf die Burg kam, war ihm ein Rätsel. Normalerweise wäre die Nachricht von seiner Ankunft sofort zu ihm gelangt, auf der Burg konnte nichts verheimlicht werden, es war nicht so viel los, dass ein neuer Gast nicht bemerkt worden wäre.
Jetzt hatte er zwei Pfaffen an seiner Backe, das konnte ja eine lustige Fahrt werden, noch dazu bei diesem lausig kalten Wetter! Bei dem Gedanken daran schüttelte er sich.
Ein- oder zweimal im Jahr musste Jeronimus im Auftrag des Grafen nach Köln fahren, um Vorräte zu holen, die man sonst nirgends bekam, nämlich säckeweise Salz und Gewürze sowie zwei Fässer speziellen Wein aus Hispanien für Claus von Greifenklau. Er freute sich gemeinhin schon monatelang auf diesen Auftrag. Aber er bevorzugte es, allein nach Köln zu fahren, weil er so das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden konnte und niemand von seinen kleinen Nebengeschäften etwas mitbekam. Als Erstes pflegte er seine Besorgungen zu erledigen, um dann den Wagen im Hinterhof einer Schenke abzustellen, dessen Wirt er einen Obolus dafür bezahlte. Danach begab er sich zum bischöflichen Palast, wo er von Pater Severin empfangen wurde und gegen eine hübsche Entlohnung alles brühwarm weitererzählte, was sich auf Burg Greifenklau ereignet hatte. Manchmal auch ein bisschen mehr, weil dann das Entgelt
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