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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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schwer krank, aber bei klarem Verstand war.
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete sie ihm.
    »Ich will sie hören«, sagte er. »Ich habe so gehofft, dass Ihr kommt. Ich habe unsere Begegnung nie vergessen. Da war Lea noch am Leben. Lea – wo ist sie jetzt?« Er wollte sich erheben, schaffte es aber nicht.
    »Sie haben sie begraben«, sagte Anna wahrheitsgemäß. »Sie musste nicht leiden. Sie ist friedlich eingeschlafen«, fügte sie noch tröstend hinzu, obwohl sie sich dessen nicht sicher war.
    Seine Anspannung ließ wieder nach, er schloss kurz die Augen. »Gut, das ist gut. Ich habe Lea sehr gemocht. Sie war ein Geschenk meines Vaters. Ich habe ihr nichts angetan, sie ist einfach krank geworden«, fügte er hinzu, als wolle er sich nachträglich noch rechtfertigen, dass er seinen Vater, den Kaiser, enttäuscht hatte.
    Anna strich ihm fürsorglich ein paar wirre Haare aus der Stirn. »Das wissen alle«, sagte sie. »Ihr dürft Euch keine Vorwürfe machen deswegen. Ihr müsst jetzt an Euch denken, ich werde alles tun, um Euch wieder gesund zu machen, ich verspreche es Euch.«
    »Medica, Ihr glaubt gar nicht, wie froh ich bin, Euch hier zu sehen!« Seine Hand tastete nach der ihren und drückte sie schwach. Anna sah den Verband um seinen Unterarm, der vom Aderlass stammen musste, und erwiderte seinen Händedruck.
    »Bitte erzählt. Erzählt, wie Ihr es geschafft habt, hierher zu kommen«, forderte er sie auf.
    Anna räusperte sich und fing an. Sie begann mit der verschlüsselten Nachricht von Graf Landskron, die mit der Brieftaube gekommen war, und endete damit, dass sie und Bruder Thomas, ihr Helfer, nicht in das königliche Gemach vorgelassen worden waren.
    »Wie seid Ihr dann hier hereingekommen?«, fragte der König. »Ah, ich weiß! Es heißt von der Medica, dass sie Zauberkräfte hat und dass sie hexen kann. Hexen können fliegen, nicht wahr?« Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, als er unter großer Mühe seinen Kopf zum Licht drehte und ihn leicht anhob. »Das Fenster steht offen, dann haben die Leute also doch recht. Ihr seid hereingeflogen!«
    Anna seufzte und drückte seinen Oberkörper sanft wieder in das Kissen zurück.
    »Wenn ich hexen könnte, würde ich Euch auf der Stelle wieder gesund machen, Majestät. Das dürft Ihr mir glauben! Und nun haben wir genug geplaudert. Jetzt will ich von Euch genau wissen, wann und wie Ihr krank geworden seid, und wie man Euch behandelt hat, damit ich Euch wirksam helfen kann.«
    »Nein, nein«, widersprach er mit letzter Kraft. »Zuerst will ich von Euch hören, wie Ihr das bewerkstelligt habt.«
    Anna gab nach und schilderte ihm in allen Einzelheiten, wie sie sich, nur durch Bruder Thomas an der Kordel abgesichert, Schritt für Schritt im dritten Stockwerk an der Außenfassade des Palas den handbreiten Sims entlanggetastet, gegen die beinahe überstarke Versuchung ankämpfend, nach unten in den Abgrund zu sehen, und sich mit den Fingerspitzen in den Fugen des Mauerwerks festgekrallt hatte; wie sie um ein Haar beinahe abgerutscht wäre; wie sie gegen ihre aufsteigende Panik angekämpft hatte; wie sie schließlich den Fensterschacht erreicht, eine Glasscheibe eingedrückt, den Riegel von außen hochgehoben, das Fenster aufgestoßen und sich nach innen in sein Gemach fallen gelassen hatte. Von alledem hatte er nichts mitbekommen, sie hatte ihn schlafend aufgefunden und an seinem Bett gewacht, bis er die Augen aufgeschlagen hatte.
    »Warum habt Ihr das getan?«, wollte er erstaunt wissen. »Warum habt Ihr Euer Leben für mich aufs Spiel gesetzt?«
    »Weil ich Medica bin und weil man mich zu Hilfe gerufen hat. Und weil ich nicht in aller Ruhe abwarten und zulassen kann, wie Euch falsche Behandlung nach und nach umbringt.«
    »Falsche Behandlung? Gott will mich für meine Sünden strafen, deshalb bin ich krank geworden.«
    »Wer sagt das?«
    »Der Leibmedicus. Und mein Kaplan.«
    »Was Ihr für Sünden auf Euch geladen habt, müsst Ihr mit Eurem Gewissen und mit Eurem Beichtvater abmachen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Eure Krankheit nichts damit zu tun hat. Und ich brauche Euch nur anzusehen, um zu sagen, dass die Aderlässe, die Euer Leibmedicus an Euch vornimmt, Euren Zustand nur verschlimmern. Damit hat es jetzt ein Ende, wenn es nach mir geht. Doch dazu brauche ich Eure Hilfe. Und Euer absolutes Vertrauen. Ihr habt einmal gesagt, Ihr vertraut mir.«
    »Ich erinnere mich. Ihr wolltet wissen, warum. Und ich sagte, weil Ihr Leben rettet.

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