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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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zukünftig auf seine Dienste würde verzichten müssen. Bruder Thomas strich ihn von seiner Liste der Verdächtigen, die er noch zusammen mit Anna angelegt hatte. Auf ihr waren die Namen aller Personen verzeichnet, die irgendwie mit den Speisen in der Burg zu tun hatten und mit denen die Medica noch vor ihrer Abreise gesprochen hatte. Köche, Mägde, Küchenhelfer, Knochenhauer, Bäcker – der gesamte Haushalt von Burg und königlichem Tross. Dann fiel ihm ein, dass der Leibmedicus vielleicht eingesehen hatte, dass er nicht mehr an den König herankam. Konnte es nicht sein, dass er deshalb die Gelegenheit nutzte, Fersengeld zu geben, bevor man in ihm einen Hauptverdächtigen sah und ihn noch einem verschärften Verhör unterzog? Bruder Thomas nahm ihn also wieder in die Liste auf, die eine ganze Seite füllte. Es war nicht auszuschließen, dass der Leibmedicus ein Mann des Erzbischofs war. Niemand sonst hatte so gute Kenntnisse über Wirkungen von Heilmitteln und die Gelegenheit, das Gift dem König zu verabreichen.
    Während Bruder Tomas noch grübelte, fiel ihm ein, wie man dem unbekannten Täter eine Falle stellen könnte. Man müsste ihm nur die Gelegenheit bieten, eine Möglichkeit zu finden, die Kontrollen und die Überwachung zu umgehen. Wenn Bruder Thomas erst einmal einen Verdächtigen hatte, dann würde es doch ein Leichtes sein, das Gift in seinen Habseligkeiten zu finden und ihn damit zu überführen. Wenn Anna jetzt da gewesen wäre, dann hätten sie sich zusammengesetzt und entsprechende Vorkehrungen getroffen, in dieser Hinsicht war die Medica eine wahre Meisterin.
    Das brachte ihn wieder dazu, über Annas plötzlichen Aufbruch gestern Morgen zu spekulieren. Sie wollte ihn mit ihrer Geheimniskrämerei schützen, indem sie ihm ihre Pläne verschwieg, je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich dessen. Er wusste, dass sie zu Burg Greifenklau wollte. In einem Anfall von unstillbarer Sehnsucht nach Chassim? Oder weil sie in Sorge war, dass er wegen ihrer nicht abgesprochenen Abwesenheit eifersüchtig oder sogar ernsthaft verärgert war? Bruder Thomas seufzte – er sah ein, dass er auf dem Gebiet der Liebe zwischen Mann und Frau nicht gerade ein ausgewiesener Fachmann war. Außer einer harmlosen Schwärmerei im zarten Bubenalter hatte er in dieser Hinsicht keinerlei Erfahrung nachzuweisen. Sein Leben, seine Liebe und Hingabe hatte er seinem Herrn Jesus Christus verschrieben, er hatte immer zölibatär gelebt. Aber so gut glaubte er die Medica schon zu kennen, dass sie nicht wegen einer möglichen Liebesnacht mit Chassim alles einfach stehen und liegen ließ, dazu war ihr Verantwortungsbewusstsein viel zu stark ausgeprägt. Doch was wusste er schon über die Rätsel der menschlichen Natur, insbesondere der weiblichen?
    Nein, ihr Motiv, einfach loszureiten, war ein anderes. Sie hatte es eilig gehabt, und mit dem Pferd war sie um einiges schneller als mit dem Fuhrwerk. Warum nur hatte sie dann ein paar Mann Begleitschutz abgelehnt?
    Er schüttelte den Kopf vor lauter Unverständnis über ihre Sprunghaftigkeit. Oder war so eine spontane Handlung etwa auch typisch weiblich? Oder typisch Anna? Wahrscheinlich beides.
    Er rechnete nach. Wenn alles gutging – ein Stoßgebet! – und das Wetter nicht plötzlich umschlug – ein zweites Stoßgebet! – und wenn sie nicht von einer marodierenden Räuberbande überfallen wurde … Er unterbrach seine Stoßgebete und nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit die Burgkapelle aufzusuchen und alle Heiligen, sämtliche Apostel und die Muttergottes um Beistand für die heile Rückkehr seiner Medica anzuflehen.
    Also zwei bis drei Tage hin, ein Tag Aufenthalt und zwei bis drei Tage zurück – dann könnte Anna theoretisch kurz vor Weihnachten wieder auf Burg Landskron sein. Wohlgemerkt, wenn alles gutging.
    Er seufzte wieder. Der König war seiner Meinung nach über den Berg, von Tag zu Tag ging es ihm ein kleines bisschen besser. Er war zwar immer noch so geschwächt, dass er nicht aufstehen konnte, aber er hatte Hunger, was ein untrügliches erstes Anzeichen für eine allmähliche Genesung war. Bruder Thomas hatte ihm von Veit, einem freundlichen, hilfsbereiten Koch aus des Königs Gefolge, extra ein schönes, mit Fettaugen gespicktes Hühnersüppchen zubereiten lassen, selbstverständlich unter strenger Aufsicht und mit der Maßgabe, die Anna für alles, was für Mund und Magen des jungen Königs bestimmt war, sich hatte einfallen lassen.

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