Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
ich angefangen habe, mich sterbenselend zu fühlen. Aber ich habe immer alles mitbekommen, glaubt mir.«
»Ihr seid einige Wochen außer Gefecht gesetzt worden. Die Medica und meine Wenigkeit sind der Meinung, dass Euch jemand langsam vergiftet hat.«
»Ja, ich weiß. Mein Vater, der Kaiser, hat mich immer davor gewarnt. Er wusste, wovon er spricht. Auch bei ihm hat man es schon versucht. Es ist nicht leicht, ein Herrscher zu sein. Man hat so viele Feinde.«
Bruder Thomas nickte nur. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Der König fasste wieder nach seiner Hand und drückte sie.
»Wollt Ihr mein Beichtvater sein?«
»Es wäre mir eine Ehre. Wollt Ihr Eure Seele jetzt erleichtern?«
»Ich meinte das auch im übertragenen Sinn. Ich brauche jemanden, bei dem ich mich frei von der Leber weg äußern kann. Ohne Gefahr zu laufen, dass es am nächsten Tag in jeder Ecke des Reiches bekannt ist, was ich sage.«
»Oh, wenn Ihr damit das Beichtgeheimnis meint …«
»Das auch. Aber nicht nur. Ich habe das Gefühl, in Eurer Gegenwart ehrlich sein zu können, versteht Ihr?«
»Jawohl, Majestät. Ich schwöre beim Kreuze Christi, dass alles, was Ihr mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit sagt, unter uns bleiben wird.«
Der König schloss zufrieden die Augen und atmete tief durch. »Ich danke Euch. Es ist beruhigend, dass Gott mir jemand wie Euch geschickt hat, der es gut mit mir meint. Euch und die Medica. Ich wusste es vom ersten Augenblick an, als ich sie gesehen habe. Also – wo ist sie?«
»Sie ist nach Burg Greifenklau geritten. Den Grund hat sie mir nicht genannt.«
»Ich dachte, Ihr seid ihr Vertrauter.«
»Das dachte ich auch, Majestät.«
»Ihr zweifelt an ihr?«
»Nein. Obwohl – ich darf ja nicht lügen. Ja, ich habe kurz gezweifelt. Aber bisher hat sie mich nie enttäuscht. Ich bin überzeugt, das wird sie auch diesmal nicht tun. Sie hat gesagt, sie sei unterwegs, um Euch zu helfen. Ich weiß allerdings beim besten Willen nicht, wie sie das anstellen will.«
Sie schwiegen eine Weile, jeder hing seinen Gedanken nach.
Konrad besann sich wieder auf seine Pflichten. »Sagt mir – ist der Hoftag verschoben?«
»Nein. Der Graf wollte ihn absagen. Aber die Medica hat ihn gebeten, es nicht zu tun. Er soll wie vorgesehen stattfinden. In einer Woche ist Weihnachten.«
»Gott steh mir bei! Ich weiß, wie wichtig dieser Hoftag ist. Mein Vater hat es mir geschrieben. Aber ich weiß nicht, ob ich schon in der Verfassung dazu bin.«
Er wandte sein Gesicht ab. »Wenn mein Vater von meiner Schwäche erfährt, wird er enttäuscht sein.«
»Es ist nicht Eure Schuld.«
»Darum geht es nicht. In den Augen meines Vaters habe ich versagt.«
»Das denke ich nicht. Wenn er nicht an Euch glauben würde, hätte er Euch nicht mit der Königswürde betraut.«
Konrad stieß einen tiefen Seufzer aus. »Seid versichert, es ist eher eine Bürde denn eine Würde.«
»Ihr werdet sie meistern, davon bin ich fest überzeugt.«
»Sagt mir eins, Bruder Thomas … Das ist doch Euer Name, richtig?«
»Ganz richtig. Verzeiht, Majestät, dass ich mich nicht einmal vorgestellt habe.«
»Nach allem, was wir miteinander durchgemacht haben die letzten Tage, dürfte das auch ziemlich überflüssig sein.« Er lächelte. »Ihr kennt mich, wie man einen Menschen nur kennen kann. Sagt mir, Bruder Thomas, wollt Ihr das ausnutzen?«
»Wie meint Ihr das?«
»Warum habt Ihr das getan?«
»Was … getan?«
»Mich gerettet. Warum?«
»Verzeiht, Majestät – ich bin Infirmarius. Anna von Hochstaden ist Medica. Es ist unsere heiligste Pflicht zu helfen.«
»Weil ich der König bin?«
»Nein. Weil Ihr ein Mensch seid, der Hilfe brauchte.«
»Ohne Ansehen der Person?«
»Wenn Ihr ein Bettler gewesen wärt, hätten wir genauso gehandelt.«
»Warum?«
»Vergebt mir, Majestät – kann es sein, dass Ihr den Glauben an das Gute im Menschen verloren habt? Bei allem Respekt, das ist das Einzige, was uns vom Tier unterscheidet.«
Das Gesicht des Königs verdüsterte sich. »Was ist dann mit meinem Gepard, meiner Lea? Sie war ein gutes Tier. Wer immer das war – sie haben sie umgebracht. Ich bin mir sicher. An Lea haben sie das Gift ausprobiert. An einem unschuldigen Tier, das ihnen nichts getan hat. Was sind das für Menschen?«
Bruder Thomas legte beruhigend seine Hand auf Konrads zitternde Hände. »Hört auf, Euch zu quälen, Majestät. Es bringt nichts, glaubt mir. Ihr lebt! Und wer immer davon ausgeht, dass Ihr
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