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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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der Helfer der Götter inne, und sein Atem ging selber wie ein Blasebalg. »Man hat dich angekündigt.«
    Er drehte sich um. Das Gesicht bestand aus wenig mehr als dunklen Augen und Bartwuchs, in dem der Schweiß glitzerte. Keine Lederschürze schützte die behaarte Brust vor den Funken, und manche alte Wunde zeugte vom Streit mit denen, die seine Dienste in Anspruch nahmen.
    »Wieland«, sagte Siegfried, und er war so unsicher, dass es wie eine Frage klang.
    »Man ruft mich bei vielen Namen«, sagte der Schmied. »Wieland, Wiolant, Velant – vom Anfang der Zeit her auch Völundr. Nur meine Arbeit ist geblieben.«
    »Meine Name ist ... ich bin ...«, stotterte Siegfried, der noch nie bei wachem Geist in der Gegenwart eines Wesens aus dem Umfeld der Götter gestanden hatte.
    »Siegfried«, vollendete Wieland. »Dein Kommen war mir vom Wind angekündigt.«
    Der Hüne beugte sich vor, und das alte Leder seiner Hose knirschte vernehmlich. Er schnupperte an seinem Besucher. »Du riechst wie ein Mensch. Euch hängt schon der Geruch von Fäulnis an, auch wenn euer Herz noch schlägt.«
    »Ich bin hier, um mein Schwert zu schmieden«, sagte Siegfried im Versuch, sich nicht einschüchtern zu lassen. Er hielt das Leder mit dem darin eingeschlagenen No-thung vor sich.
    Wieland nahm die Waffe, und die beiden Teile sahen in seinen Händen aus wie Spielzeug. »Eine gute Klinge, wenn sie nicht gerade entzwei ist«, knurrte der Schmied. »Doch wie es scheint, ist Nothung seinen Besitzern nicht sehr treu.«
    »Du kennst das Schwert meiner Väter?«, fragte Siegfried verblüfft.
    Wieland lachte, und der Felsboden schien darüber zu erzittern. »Kennen? Tumber Schlachtenhansel, unter meinem Hammer ist es einst entstanden!«

    Odin war nicht wütend gewesen, zumindest nicht offen. In den zwölf Palästen von Walhall hatte er Brunhilde empfangen und von ihr Rede und Antwort verlangt, was Siegfried und sein Reich anging. Im ewig rauschenden Fest der Götterburg drängte sich die Walküre zum Thron des Gottvaters vor, an Einflüsterern und geilen Leibern vorbei, bis sie vor ihrem Herrn und Schöpfer stand.
    Den Walküren stand es nicht zu, Odin anzulügen, und Brunhilde musste, ob ihre Seele wollte oder nicht, die Wahrheit sprechen. So erzählte sie Siegfrieds Verlegenheit, von seinem unbändigen Wunsch, im Namen seiner Väter König von Xanten zu werden. Und sie versicherte, den jungen Krieger nur zu Wieland geschickt zu haben, um in der Fertigung Nothungs dem Schicksal neue Nahrung zu geben.
    Zur Ehre Odins.
    Odin war nicht wütend gewesen. Im Gegenteil, er lachte, und jeder, der in Reichweite saß, stieß mit ihm auf Siegfried an, den jungen Recken, der seinem Blutruf folgte, egal wohin dieser ihn führte. Und Brunhilde wurde das Gefühl nicht los, dass der Göttervater davon schon gewusst hatte und dass ihr Bericht mehr Prüfung als Neuigkeit für ihn war.
    Aber wenn Odin bereits wusste, warum Siegfried sich Nothung untertan machen wollte – wie konnte er dann freudig darauf hoffen, dessen Seele bald an seiner Seite zu wissen? Er hätte Wieland leicht anweisen können, den Wunsch des eifrigen Eroberers abzulehnen, ihn gar mit einem Schlag des Schmiedehammers zu zertrümmern. Doch der Ase winkte ab, lachte und trank seinen Met mit großer Zufriedenheit. »Soll er doch das Schwert der Väter schmieden. Wird er sehen, was es ihm bringt.«
    In der scheinbar leichtfertigen Bemerkung lag eine finstere Drohung, denn Odin
wusste
, was Nothung brachte. In seinem Auftrag war es einst entstanden, und das Schicksal, das das Schwert herbeibeschwor, es hatte seinen Ursprung ganz allein in Odins Willen.
    »Wie ist der Weg Siegfrieds zurück in die Welt?«, wollte Brunhilde wissen.
    »Friedlich, wie du es ihm versprochen hast«, gab Odin zur Antwort. »Mit großem Stolz darf er Nothung führen, und Xanten soll ihn gern als König grüßen.«
    »Aber das Ende allen Unglücks ist damit noch nicht gekommen«, vermutete Brunhilde, und ihr Herz wurde schwer.
    Odin lachte wieder. »Siegfried bekommt alles, was er will – und verliert alles, was er hat.«
    »Dann wird es niemals aufhören«, sagte die Walküre nun lauter, als es ihrem Stand entsprach. »Das Rad dreht sich weiter, immer weiter.«
    Der Göttervater wurde ernst, und in seinem Ernst lag berechnende Grausamkeit. »Es ist keine Laune meinerseits, Brunhilde. Dein Siegfried hat gewählt zwischen dem, was ist, und dem, was sein kann. Ich achte nur darauf, dass er den angemessenen Preis zahlt. Und

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