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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Xandria überfordert, und die Reiche, die an Xanten zogen, fanden sie zögerlich und hinhaltend.
    Aus dem Frühling wurde ein Sommer, als Alban das erste Mal die Frage stellte, die Xandria sich selbst seit Wochen verweigert hatte. »Was tun wir, wenn Siegfried nicht mehr wiederkehrt?«

    Ballova war eine Insel, wie Siegfried noch keine gesehen hatte. Aus Fels wie Island, aber von einem helleren Grau in der Farbe, flach, gänzlich ohne Erhebungen, und selbst an der Wasserlinie leicht gerundet wie nach Plan. Es wuchs nichts, und kein Tier schrie in die ewige Dämmerung. Bewegte man sich kaum drei Schritte vom Wasser weg, verstummten die Geräusche des Meeres, und es war, als habe man sich die Ohren verstopft. Sogar die eigene Stimme wurde dumpf und tonlos.
    Siegfried fand, dass er sich weniger auf einer Insel befand und mehr auf einer riesigen runden Steinplatte, die jemand ins Meer gelegt hatte. Wenn er die Rundung des Ufers schätzte, dann mochte die Platte zwei Tagesmärsche von einer Seite zur anderen fordern und bestimmt das Dreifache, wenn man sich am Wasser hielt.
    Der Prinz entschied, den Weg zur Mitte zu suchen, denn dort war der wahrscheinlichste Platz für jeden, der sich hier niedergelassen hatte. Obwohl Hunger und Durst über die letzten Tage seinen Körper geschwächt hatten, war er zuversichtlich, und sein Schritt war fest. Die Götter hatten ihn kaum hergeschickt, damit er kläglich auf dem Fels verreckte. Dann hätte ihn schon vorher das Meer holen können.
    Etwas schimmerte in der Düsternis am Rande der Welt. Es war von weißer Flamme wie helle Glut, dann wieder rötlich wie glimmendes Holz. Es tanzte weit entfernt, und wenn es besonders stark auffauchte, dann züngelte es fast bis zum Himmel. Doch erst, als Siegfried leise, dann immer lauter die Schläge eines Hammers auf Eisen hörte, war er sicher, am rechten Ort zu sein.
    Die Schmiede Wielands!
    Er fand die Kraft zu laufen, und bald dröhnte Metall auf Metall in seinen Ohren, dass er fürchtete, sie würden zu bluten beginnen. Die Wärme der Esse hauchte ihm schon aus der Ferne entgegen, und immer wieder wehte es durch seine Haare von einem Blasebalg, der groß wie drei Mann sein musste.
    Natürlich hatte Siegfried in seiner Jugend viele Schmieden Islands besucht, und er kannte das Handwerk, auch wenn er es nicht beherrschte. Aber hier war eine Werkstatt, die keiner anderen glich.
    Kein Haus, keine Hütte, keine Unterkunft. Das Schmiedefeuer nicht mit Kohle angeheizt, sondern aus glühendem Stein, der aus der Erde direkt in eine Felswanne brodelte. Der Amboss ein Stück Eisen, groß wie ein Langtisch, und zur Kühlung glühender Klinge eine Wasserader, die wie mit einem Messer gezogen die Insel kaum einen Fußbreit durchschnitt. Der Blasebalg so groß, dass man die obere Kelle an einer Kette zu sich ziehen musste. Der hellgraue Felsboden trug im Umkreis der Esse schwarze Flecken wie ein Tier sein Muster.
    Und überall Waffen. Wie Buschwerk lagen sie herum, in Haufen, manchmal sauber gestapelt, dann wieder verkeilt, als könnten sie nie wieder entwirrt werden. Speere, Schwerter, Streitäxte, Hämmer, Schilde, Brustpanzer, Helme. Ausrüstung von Heerscharen, die kein irdisches Auge je geblickt hatte. Viele waren fleißig begonnen, aber nie beendet worden – Dolche ohne Griff, Klingen ohne Schärfe, verzogene Visiere, gebrochenes oder geborstenes Metall. Was nicht dem Anspruch der Götter entsprach, war hier achtlos auf den Stein geschleudert worden.
    Siegfried meinte auch, irgendwo das monotone Schnattern einiger Gänse zu hören, doch mochte er sich vertun in einer Welt, die seine Sinne vielfach narrte.
    Und da war der Mann, in dem Siegfried den Schmied erkennen musste, zu dem er in die Lehre gehen sollte. Er sah ihn erst nur von hinten, wie er wütend mit dem Hammer auf glühendes Eisen eindrosch. Groß von Gestalt, größer als alle Krieger, die der Prinz je gesehen hatte. Er selbst mochte diesem Hünen allenfalls bis zur Brust reichen. Das Kreuz so breit wie mancher Mann groß war, und mit Muskeln bepackt, die unter ölig-schmutziger Narbenhaut pumpten wie ein Meer im Sturm. Haare, schwarz und wild, nur mühsam von einem Lederband gehalten, und jeder Schlag des Arms von einem Schrei begleitet, der das Metall vermutlich stärker bändigte als die schiere Kraft.
    Für einen Moment beobachtete Siegfried die mächtige Gestalt des Schmieds, wie sie am Amboss auf eine Glut fauchende Klinge eindrosch. Doch bevor er sich ein Herz fassen konnte, hielt

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