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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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erinnere mich nicht daran, dass darin
deine
Aufgabe gelegen hätte.«
    Odin war nicht wütend. Und das war ein schlimmes Zeichen.

    Seit Siegfried den Fuß auf den Felsen Ballova gesetzt hatte, waren Müdigkeit und Hunger abgeklungen wie lästige Erinnerungen. Damit verschwand das letzte Gefühl für die Zeit, die hier nicht zu vergehen schien.
    Wieland zeigte sich als guter Lehrer, auch wenn sein grober Körper oft die Schwäche des Menschen Siegfried unterschätzte. Der übergroße Hammer brach dem Prinzen glatt das Handgelenk, als er zum ersten Mal damit auf den Amboss schlug, und so mancher Spanfunken brannte heiß genug, um einen Schrei aus Siegfrieds Kehle zu locken. Das Schmiedefeuer, aus einem Vulkan unter der Insel gespeist, war zu heiß, und der erste Versuch, flüssiges Metall dort abzuzapfen, sengte Siegfried jedes Haar vom Körper, und keine Braue hielt nun mehr den Schweiß auf, der von seiner Stirn floss.
    Weil kein Schlaf und kein Essen mehr Pausen erzwangen, hielten Siegfried und Wieland an der Esse nur inne, wenn die Eintönigkeit der Arbeit sie drängte, davon abzulassen.
    »Wieso das Schwert Nothung für meine Väter?«, fragte Siegfried dann.
    Wieland, der nicht geübt war, viel zu reden, kratzte sich am mächtigen Kopf. »Odin versprach dem tapferen Blut eine Belohnung. Doch das Gleichgewicht verlangt für jedes Licht einen Schatten.«
    »Und dann bekamst du den göttlichen Auftrag?«
    Wieland lächelte, und er war darin ebenso wenig geübt wie im Sprechen, und es ähnelte dem Ausdruck eines schweren Schmerzes. »In Idafeld, nahe bei Walhall, schwang ich damals noch den Hammer. Mein Vater Wade aus dem Meere, er wäre stolz auf meine Arbeit gewesen.«
    »Was geschah mit Idafeld?«
    Der Schmied hob seufzend die breiten Schultern, und ein Schatten fiel über Siegfried. »Die Liebe traf mein dummes Herz. Eine Schwanenjungfrau war's, ausgerechnet. Doch Odin wählte sie zur Walküre, und als ich in Wut ihm eine neue Lanze verweigerte, verbannte er mich hierher. Wenn Ragnarök kommt, das Ende der Welt, solle es mich mitreißen, sagte er.«
    Es fiel Siegfried auf, wie hart und ungerecht die Götter oft mit anderen umsprangen, und wie wenig Herz ausgerechnet jene hatten, die alle anderen Herzen erschufen.
    Bald standen sie wieder an der Esse, dann am Amboss, und wenn Wieland den Blasebalg zusammenzog, musste Siegfried sich ducken, damit der Wind ihn nicht von den Beinen riss. Doch er lernte rasch und fleißig, und so manches Mal, wenn Wieland seine Arbeit mit dem Hammer lobte, war der Prinz selber unzufrieden und schmolz das Metall erneut, um abermals zu beginnen.
    Klinge um Klinge faltete Siegfried heiß auf dem Amboss, kühlte sie und drosch dann wieder darauf ein, dass sie weißglühend sich ihm unterwarf. Doch Nothung ließ er unbehauen, in sicherer Entfernung. Mit nicht weniger als der Hand eines Meisters wollte er ans Schwert seiner Väter gehen. Er hatte nicht die Zeit des vorigen Siegfried, der seine gesamte Jugend der Kunst mit Hammer und Zange gewidmet hatte, doch dafür war sein Lehrmeister ein Kind der Götter und trotz seiner Gestalt weise und geduldig. So lernte Siegfried, welche Brösel dem Metall beizugeben waren, um es härter und leichter zu machen, was die Glutfarbe war, bei der es sich am besten formen ließ, und wann eine Klinge zu schmal war, um ihre Länge zu halten.
    Bald gelangen Siegfried Klingen, die manchem König gut gestanden hätten, glatt und glänzend, scharf und von einem Gleichgewicht, dass sie zu führen eine Freude war. Wenn er nicht schmiedete, übte sich Siegfried im Kampf, mit niemandem als sich selbst zum Gegner.
    Irgendwann, nach langer Zeit am Amboss, fand er Wielands Pranke auf seiner Schulter. »So angenehm die Gesellschaft ist – was Siegfried lernen kann, hat er gelernt. Das Schwert Nothung ist nun an der Reihe.«
    Siegfried strich sich über die Stirn. »Wenn meine Gegenwart dir kaum zur Last fällt, wie kommt es dann, dass du keinen Lehrling hast?«
    »Den hatte ich einst. Er zog dann unter die Menschen. Was aus ihm wurde, weiß ich nicht.«
    Es war das erste Mal, dass Siegfried das Gefühl hatte, dass Wieland nicht aufrichtig war. Aber das war sein Recht, und nun standen wichtigere Dinge an.
    Ein Schicksal galt es zu schmieden!

    Der Frühling war in Arbeit schnell vergangen, der Sommer hatte ihre helle Haut gewärmt, und als der Herbst die Blätter bräunte, gestattete sich Xandria zum ersten Mal, den Gedanken Albans selber zu denken.
Was, wenn

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