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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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darauf aus, ihn sich zu holen.
    Bei dem Versuch, sich aufzurichten, fiel Siegfried zweimal hin. Seine Beine schmerzten, und seine Knie kämpften gegen jeden Versuch, sich gerade hinzustellen.
    Irgendwann stand er wankend da und rieb sich das Eis aus dem Gesicht, um besser sehen zu können.
    Land.
    Das Boot war auf Land gelaufen.
    Kein Gras, keine Erde, kein Sand. Nur Fels. Grauer, unwirtlicher Fels, dem Boden an den Küsten Islands nicht unähnlich.
    Siegfried packte Nothung in seinem Lederbeutel und ging von Bord.
    Das feste Land unter den Füßen fühlte sich gut an, stark und vertrauenswürdig.
    Es gab keine Frage, wo er war.
    »Ballova«, flüsterte Siegfried.
    Brunhilde hatte Wort gehalten.

    Kaum Königin geworden, fand Xandria es schon beschwerlich, die Aufgaben des Tages zu erledigen. Nicht, weil es ihr an geistiger Regung oder ausreichender Zeit mangelte – sie vermisste Siegfried nur so sehr, dass kaum ein anderer Gedanke in ihrem Kopf Platz fand. Dabei war es in diesen Tagen doppelt dringlich, das Reich besonnen zu verwalten – die Freude über das Ende des Krieges war abgeklungen, und die aus den Kellern der Burg gekarrten Gaben waren vom hungrigen Volk aufgebraucht. Bei den Xantenern kehrte nun der Alltag ein – und der Alltag war noch immer geprägt von Armut und Krankheit. Zwar hatten etliche Söldner das Angebot angenommen, sich niederzulassen, aber die Höfe, die ihnen gegeben wurden, waren in schlechtem Zustand, und für die Herbsternte hatten sie die Aussaat versäumt. Damit war jetzt schon sicher, dass ein weiterer harter Winter auf das Land zukam und kein noch so schöner Sommer darüber hinwegtäuschen konnte.
    Es hatte auch Zwietracht gegeben zwischen Söldnern und Alteingesessenen. Mancherorts stritten sich drei Männer um einen Hof, und die Verwalter der Regionen kamen kaum nach, die Händel zu schlichten. Viele der Dispute kamen vor die Königin, die feststellen musste, dass manchmal zwei Menschen gleiches Recht hatten und ihr Urteil nicht anders konnte, als dem einen Unrecht tun. Es schmerzte, war Xandria doch in der festen Überzeugung aufgewachsen, dass Gut und Böse trennbar waren und die Festlegung für jeden offensichtlich, der reinen Glaubens war.
    Die Nächte waren noch schlimmer. Ihr Körper hatte sich an die Wärme Siegfrieds gewöhnt, an seine starke Hand in ihrer, wenn sie einschlief. Sie fand sich aus tiefem Schlummer hochschreckend, nach ihm tastend, den Namen des Geliebten auf den Lippen. Dann zog sie die Decken über die kalten Schultern, weinte in ihr Kissen und hoffte auf den Sonnenaufgang.
    Niemand konnte ihr sagen, wie lang die Reise Siegfrieds an den Ort, den niemand kannte, dauern würde. Er hatte ihr nur vage Andeutungen gemacht, von seinem Erbe, wieder einmal. Trunken vor Freude hatte er ihr vom Ende aller Sorgen erzählt, wenn es ihm nur gelänge, einen legendären Schmied zu finden. Es beunruhigte Xandria, dass Siegfried sich auf die alten Götter berief. Das war Ketzerei, so hatte sie es von ihrem Vater gelernt, und führte zu nichts als dem Untergang. Sie war überzeugt gewesen, Siegfried zur Hochzeit überreden zu können, in den christlichen Glauben zu treten. Nach dem, was sie wusste, war schon Gernot getauft worden, ebenso wie das Haus von Burgund, also auch seine wahre Mutter Kriemhild.
    Dem Ruf der nordischen Asen zu folgen hieß, sich vom Teufel in die Hölle locken zu lassen!
    Wie zur Bestätigung häuften sich bei Hof die schlechten Omen – eine Kuh brachte ein totes Kalb mit zwei Köpfen zur Welt, und an drei heiligen Sonntagen aufeinander regnete es. Der Blitz schlug in die Kirche von Xanten ein.
    Xandria betete jeden Morgen, jeden Abend. Und jeder ihrer Träume war ein Gebet.
    So gingen die Wochen ins Land, und der Druck auf den Thron nahm zu – Theudebald bat um ein Treffen, weil der Erbkrieg der Sachsen an seinen Grenzen zu Scharmützeln führte, die Xanten schlichten sollte. Und wenn der mächtige Theudebald um etwas bat, war es für jeden anderen Befehl. Der Familienzwist der Sachsenstämme führte außerdem dazu, dass Yor dringlich um Vermählung nachsuchte, um seine Position zu stärken. Er hatte zwar gehört, dass sich Xandria dem Eroberer Siegfried verpflichtet hatte, aber er ging davon aus, dass der Frieden in der Region Preis genug war, die Meinung der Königin zu ändern. Rom hingegen hoffte auf verstärkten Handel, nachdem man den Machtwechsel in Xanten von Burgund aus nach Kräften unterstützt hatte.
    Ohne Siegfried fühlte sich

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