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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Xanten am Hofe der Franken«, fuhr der Bote fort.
    Das Raunen der Generäle wurde störend, und mit einer Handbewegung gebot Gernot sie zu schweigen. »Ihr wisst, dass wir Wulfgar nicht als König anerkennen, bestenfalls als Usurpator.«
    »Mein König ist sich der Blutlinien bewusst«, versicherte der Franke. »Auch das ist ein Grund, warum er mich schickt.«
    Der Mann war sehr geschickt darin, sich vorsichtig auszudrücken. Das war bei seiner Aufgabe auch nötig. So mancher Bote war als Überbringer einer schlechten Nachricht mit einer Klinge entlohnt worden.
    »Was wollte Wulfgar von Theudebald?«, wollte Gernot wissen.
    »Er bot dem König einen Pakt an«, erklärte der Franke. »Freundschaft und freier Handel zwischen den Franken und den Xantenern.«
    Gernot lehnte sich in seinem Thron zurück. »Für so eine Selbstverständlichkeit reist kein Bote durch das Land. Ich wusste nicht, dass die Beziehungen zwischen Franken und Xanten einer Versicherung bedurften.«
    »Wulfgar bezog sich damit nicht auf die Gegenwart«, fuhr der Bote fort. »Er versprach dem König auch künftig gute Nachbarschaft ... unabhängig von der Größe des Reiches.«
    In Elsas Augen flackerte die Angst auf, und Gernots ganzer Körper spannte sich schlagartig. »Dann plant Wulfgar, das Reich zu erweitern.«
    Gernot sprach es nicht als Frage – es war eine Erkenntnis.
    Der Franke nickte. »Er hat ein großes Heer aufgestellt – auch deshalb war es ihm wichtig, sich der Freundschaft meines Königs sicher zu sein. Den Franken gegenüber, das wissen selbst die Römer, zieht man nicht das Schwert.«
    Gernot nickte. In der Tat waren die Franken mittlerweile die stärkste Macht des Kontinents, ihr Reich erstreckte sich von der nordischen See bis zu den warmen Wassern im Süden, und es breitete sich aus wie die Lache Bier aus einem umgestürzten Kelch.
    »Und wenn Wulfgars Ziel nicht das Land der Franken ist – was dann?«
    Er fürchtete die Antwort, die nun unausweichlich schien.
    »Wulfgar hat meinem König angeboten, das Reich mit Erzen zu versorgen – Erzen aus Island.«
    Nun flüsterten die Generäle wieder, diesmal erbost und hektisch. Gernot ließ sie. In seinem Kopf breitete sich eine schwarze Masse aus, die seine Gedanken erstickte. Mit den Handflächen rieb er sich die Schläfen.
    »Wie hat Theudebald auf das Angebot reagiert?«
    Der Bote zeigte keine Regung. Es war nicht seine Aufgabe, Mitgefühl oder Herzlichkeit zu zeigen. »Mein König hat das Versprechen Wulfgars, seine Hand nur nach Island auszustrecken, angenommen. Doch er möchte Euch wissen lassen, dass er weder Unterstützung noch Genugtuung für den Plan des Xanteners hat. Im Gegenteil – er schickt mich, Euch zu warnen.«
    Gernot bemühte sich um Fassung, obwohl der Bote gerade den zu erwartenden Untergang Islands verkündet hatte. »Wann ist mit dem Heer aus Xanten zu rechnen?«
    »Die Truppen haben sich nur langsam gen Norden formiert, um keinen Verdacht zu erregen«, erklärte der Franke. »Doch unsere Spitzel teilen mir mit, dass die Soldaten nun in vollem Marsch unterwegs sind. Der Rhein speit ihre Schiffe in das Nordmeer, während wir hier sprechen.«
    Die Generäle verstummten. Jeder wusste, was das bedeutete.
    Gernot erhob sich, und der Mantel um seine Schulter verdeckte die zitternden Hände. »Lasst Euren König Theude-bald wissen, dass Gernot von Island ihm für den Freundschaftsdienst dankt. Sollte es in unserer Macht stehen, so hoffen wir, eines Tages gleichermaßen bereitzustehen.«
    Der Bote senkte den Kopf. »Der Vater meines Königs, Theudebert, war ein guter Freund Eures Vaters Gundo-mar, der sein Reich Burgund mit gerechter Hand zu führen wusste. Im Gegensatz zu Wulfgar sehen wir die Macht der Reiche im Blut, nicht im Schwert.«
    Gernot nickte, und der Franke drehte sich grußlos um und verließ den Saal. Als die Flügeltür hinter ihm geschlossen war, traten die Generäle vor den Thron. Aber keiner von ihnen wagte es, das Wort zu ergreifen.
    Gernot nahm wieder auf seinem Thron Platz, und seine Hand suchte die seiner Frau. Elsa sah ihren Mann ängstlich an. »Was wird nun werden? Was können wir tun?«
    Gernot schüttelte langsam den Kopf, als müsse er sich zu der Antwort zwingen. »Nichts. Gar nichts. Selbst das kleinste Xantener Heer wäre uns in der Zahl noch so weit überlegen, dass jeder Widerstand einem Gemetzel gleichkäme. Island wird fallen.«

    Es hatte eigentlich ganz harmlos angefangen. Eine Hand voll Langobarden hatte sich an den Tisch

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