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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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aber finden werdet Ihr in Fjällhaven keine. Also seht Euch vor, und vertraut weder süßem Fleisch noch starkem Trank.«
    Mit diesen Worten ging er zu seinem Schiff zurück.
    Sigurd verstand die Warnungen – doch sie feuerten ihn nur noch mehr an. Fleischeslust und Verrat, Diebe und üble Gestalten? Das klang vielversprechend! Er schlug seinem erschöpften Freund Gelen auf die Schulter. »Nun dann – lass uns in die Stadt ziehen! Schauen wir, welche Sünden darauf warten, von uns begangen zu werden.«
    »Ich würde ... gerne ... erst mal was essen«, schnaufte Gelen und setzte sich auf die Kiste, die er herumgewuchtet hatte. »Jetzt, da ich das Brot nicht mehr für die Fische kaue, meldet sich mein Magen umso lauter.«
    Sigurd nickte. »Das kann ich verstehen. Suchen wir eine Taverne. Jon wird schon zu uns stoßen.«
    Sie verließen den Steg, der wie zehn andere auf schweren Stämmen in das flache Wasser gezimmert war. Überall waren Schiffe vertäut, und das Geschäft erlaubte keine Muße. Es war ganz anders als in Island, wo allemal eine Handvoll Boote ankerte. Hier in Fjällhaven lagen mindestens hundert Schiffe an. Die meisten davon waren einfache dickbauchige Handelsschiffe, schwer im Wasser, aber geräumig und sicher.
    »Ganz schön was los hier«, sagte Gelen vorfreudig. »Ich habe noch nie so ein Gewimmel gesehen. Was ist das dahinten für ein Schiff?«
    Sigurd folgte dem ausgestreckten Arm seines Freundes, bis er ein großes, aber schmales und stolzes Schiff mit prächtiger Beflaggung sah. »Das ist eine Dromome«, erklärte er. »Ein römisches Kriegsschiff aus Byzanz. Ich wusste gar nicht, dass die Römer hier noch Präsenz zu zeigen wünschen.«
    Er freute sich nun doch über die Bücher und Schriftrollen, die seine Mutter ihm als Kind immer wieder vorgelegt hatte. Er mochte Dänemark nicht
kennen
, aber er
erkannte
vieles sofort. »Da drüben sind ein paar Liburnen. Diese wendigen Schiffe werden auf den großen Flüssen eingesetzt, als Patrouillen.«
    Es war durchaus überraschend, hier auf Römer zu treffen, und vielleicht waren sie schon auf dem Rückzug. Seit dem Zerfall des Reiches in zwei Teile konnte das Imperium den Machtanspruch auf dem Kontinent nicht mehr halten. Immer mehr Stämme und Völker wanderten gen Süden. Teilweise eroberten sie zurück, was die römischen Kaiser ihnen in langen Kriegen genommen hatten, teilweise besetzten sie Land, das noch nie Siedler gesehen hatte. Es war eine Zeit des Umbruchs – das hatte Elsa zumindest immer gesagt.
    Sigurd und Gelen, mit ihren Beuteln über der Schulter, traten vom Hafen in das Gewimmel der langen Straße, die an der gesamten Bucht entlangführte. Hier stand Haus an Haus, und manche waren zwei, sogar drei Stockwerke hoch. Die Menschen drängten sich dicht an dicht, es raunte überall, und es stank wie in einem Stall. Pferde waren an Pflöcke gebunden, und streunende Hunde pissten und kackten, wo es ihnen passte. Hin und wieder waren Karren zu sehen, von denen Händler ihre Waren lautstark anpriesen.
    »Da!«, rief Gelen und deutete auf eine zahnlose Frau, die in ihrer schmutzigen Hand Brot in die vorbeirauschende Menge hielt. »Lass uns Brot kaufen.«
    Sigurd hielt seinen Freund zurück. »Warum so bescheiden? Lass uns heute auf meine Kosten schmausen!«
    Das Gewimmel der Menschen trieb sie weiter, und Sigurd bemühte sich mit wachsender Begeisterung, die vielen Gerüche und Geräusche aufzunehmen. Er sah Reisende, deren Sprache ihm fremd und aufregend vorkam, auch wenn er kein Wort verstand. Er sah Hautfarben und Kleider, die vom anderen Ende der Welt kommen mussten. Manche Leute hatten hier Tücher um den Kopf gewickelt, andere hatten das Gesicht gleich ganz verhüllt, nur mit Schlitzen für die Augen. Es war – überwältigend.
    Ein bärtiger Seefahrer, der rülpsend aus einer Tür stolperte und hinter sich einen Schwall würziger Gerüche herzog, wies ihnen den Weg in eine Taverne.
    Der große Raum war niedrig, und auf grob gezimmerten Bänken saßen Männer aus vielen Ländern, die sich aus großen Krügen Met und Bier in die Kelche kippten. An großen Bratenstücken wurde gezerrt und mit Messern gesäbelt, und schwere Suppen in hölzernen Schalen machten die Runde, damit jeder sein Brot in sie tunken konnte. Das Fleisch kam von einem großen Rost in der Mitte des Raums, und der Rost war mit einer Kette an der Decke befestigt. Darunter schwelte rotglühend die Kohle. Mollige Schankfrauen in einfachen Kleidern trugen das Essen

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