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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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herum.
    Obwohl kaum Luft zum Atmen war und eine Schicht von Fett und Schmutz jeden Fleck bedeckte, war besonders Gelen begeistert. »Na, das nenne ich mal einen geselligen Haufen!«
    Sie drängten sich durch die Menge und fanden schließlich einen Platz in der hinteren Ecke, von dem gerade zwei Sachsen aufstanden. Sie saßen kaum, da stand auch schon eine junge Schankmagd mit verschwitzten Haaren neben ihnen. »Was kann ich den Herren bringen?«
    Sigurd warf einen Blick zum Rost. »Kräftig was vom Ochsen, dazu Brot und Bier.«
    »Und nicht zu knapp beim Bier«, fügte Gelen hinzu. »Wir haben eine weite Reise hinter uns.«
    »Ich glaube, die meisten Männer hier sind erheblich länger auf See gewesen«, murmelte Sigurd.
    Er fischte eine kleine Münze aus seiner Börse, sorgsam den Rat von Crassus beachtend, nicht zu viel Aufhebens um sein Vermögen zu machen. Trotzdem bemerkte er, wie angesichts des ledernen Beutels ein paar Augen in der Umgebung unauffällig einen Blick riskierten.
    Die Schankmagd dankte Sigurd seine Münze mit einem Lächeln, das im Preis sicher nicht inbegriffen war. Und der Prinz gönnte sich einen Blick auf ihre Hüfte, die hin und her pendelnd in der Menge verschwand.
    Gelen rieb sich die Hände, als das Fleisch auf einem Holzbrett vor seine Nase gesetzt wurde. »Ich bin kaum hier, und schon gefällt es mir.«
    »Dir gefällt es überall, wo gut gegessen wird.« Sigurd lachte und drückte der Schenkfrau das Geld in die Hand.
    Dann aßen sie reichlich und fett.

    Auf das Zeremoniell wurde am isländischen Hofe nicht viel gegeben. Man empfing so gut wie niemals andere gekrönte Häupter, und die Sorgen der wenigen Untertanen wurden zumeist schnell und wohlwollend entgegengenommen. Der Hofstaat war nicht groß genug, um Bankette oder ausschweifende Feste zu gestatten. Der Thron stand meist verwaist an die hintere Wand des großen Prunksaals geschoben, und die Krone war oft über Wochen sicher verwahrt in der Schatzkammer, wo sie ein vergleichsweise einsames Dasein fristete. Der König war im Verhältnis nicht viel reicher als sein Volk.
    Heute aber war alles anders. Ein Bote hatte sich angekündigt aus dem großen Frankenreich. Das war ebenso ehrend wie erstaunlich. Zu diesem Anlass hatte Gernot die Burg herausputzen lassen, und farbenprächtige Banner und Wandteppiche bedeckten die sonst rauen schwarzen Wände des Saals. Der Thron war nach vorne gezogen worden, damit er den Raum beherrschte, und der Königinnenstuhl stand gleich daneben.
    Elsa trug ein geschmücktes Kleid mit einem goldenen Gürtel, und ihr Haar war von einem geflochtenen Band um die Stirn gehalten. Gernot hatte sich den Königsmantel umgeworfen, und die Krone auf seinem Kopf brach in vielen edlen Steinen das Licht.
    Zwei Trompeter vor dem Eingang verkündeten die Ankunft des Boten, der seinerseits drei Tage zuvor von einem Boten angekündigt worden war.
    Der Franke trat ein. Er war von hagerer, hochgewachsener Gestalt, der breite Gang verriet lange Jahre auf dem Rücken vieler Pferde. Sein Reisemantel war abgebürstet worden, doch viele dunkle Flecken deuteten auf eine lange und beschwerliche Reise hin.
    Der Bote kniete vor dem König, hielt den Blick auf dem Boden und streckte die Hand mit einer Schriftrolle vor. Gernot nahm die Rolle und vergewisserte sich, dass Siegel und Unterschrift den Boten als rechtens auswiesen. »Ihr müsst nicht knien, guter Mann.«
    Der Franke erhob sich und nickte dankbar. Elsa griff ihren Mann am Arm, und mit einer sachten Kopfbewegung machte sie Gernot auf den erschöpften Zustand des Boten aufmerksam.
    »Möchtet Ihr zuerst speisen und ein wenig ruhen?«, fragte der König.
    Der Franke schüttelte den Kopf. »Mein König schickt mich mit der Weisung, schnellstens wieder heimzukehren.«
    Gernot reichte die Schriftrolle zurück. »Es erfreut uns, dass Theudebald, der große König der Franken, uns würdig befindet, Nachricht von seinem Hofe zu erhalten.«
    »Mein Herr ist weise und gerecht«, sagt der Franke. »Er kennt den König von Island nicht persönlich, doch in aller Munde als Mann von Ehre. Und in seiner Güte fand er es angebracht, Euch zu warnen.«
    Die Generäle der kleinen isländischen Streitmacht, die an den Seiten im Halbdunkel standen, begannen leise zu raunen. Der unerwartete Besuch begann bitter zu schmecken.
    »Warnen? Wovor?«, fragte Gernot. Er mühte sich, seiner Stimme keine unnötige Schärfe zu geben.
    »In diesem Sommer weilte ein Abgesandter des Königs Wulfgar von

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