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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Prinz von Island einen Blick in Richtung Gelen, der eine andere Technik nutzte – er duckte seinen rundlichen Körper wie ein Igel und warf sich mit voller Wucht in die Pulks seiner Gegner. Kaum waren sie wieder auf den Füßen, war er auch schon in der Menge verschwunden. Sigurd war beruhigt, dass sein Freund sich trotz des Alkohols zu wehren wusste – allerdings machten die Gegner es ihnen auch einfach. Kaum ein Krieger in der Taverne war nüchtern, und ihre Schläge waren so ungelenk wie ihre Blicke unstet waren. Manche fuchtelten kaum mit ihren schlappen Armen, und ihr Kinn wartete nur auf die Faust, die den Körper zu Boden schickte.
    Aus dem Augenwinkel sah Sigurd etwas blitzen – eine Klinge! Er drehte sich zur Seite weg, bekam einen starken Arm zu fassen und zog ihn zu sich. Es war der Langobarde, der den Streit begonnen hatte. Sie standen kurz Auge in Auge, dann hieb Sigurd den Unterarm des Kriegers auf sein emporschnellendes Knie. Der Knochen brach, und seine Hälften rissen durch das Fleisch und das Hemd des Gegners, der schmerzerfüllt den Dolch fallen ließ.
    In diesem Moment spürte Sigurd eine Lederschlinge, die von hinten über seinen Kopf fiel und sogleich um seinen Hals zugezogen wurde. Instinktiv schnappte er nach Luft, die nun nicht mehr zu haben war. Starke Arme packten seine Schultern und rissen ihn zu Boden.
    Vor Sigurds Augen tanzten blaue Flecken, und das Gedröhne des Kampfes wurde ersetzt durch ein seltsames Rauschen in den Ohren, von dem er nur vermuten konnte, dass es sein rasendes Blut war. Mit beiden Händen griff er nach der Lederschlinge, doch sie war zu fest zugezogen, als dass er seine Finger darunter hätte schieben können. Er ruderte mit den Armen, versuchte irgendetwas zu packen, aber es war vergeblich. Zwei, mindestens drei Männer hielten ihn fest.
    Die Schatten und Schemen in seinem Blick luden ihn ein, die Augen zu schließen, sich zu konzentrieren. Doch das wäre ein Fehler gewesen. Er musste sich wehren, statt hilflos im Staub des Tavernenbodens zu liegen!
    Erneut sah er eine Klinge, größer diesmal. Ein Schwert. Ein drahtiger Krieger mit geflochtenem Bart und einem schwarzen Loch, wo einmal das linke Auge gewesen sein musste, drohte seine Waffe in Sigurds Brustkorb zu versenken. Der Prinz mühte sich nach Kräften, die Beine an den Brustkorb zu ziehen, um seinen Gegner davonzustoßen, aber jemand hielt seine Knie fest.
    Von der Seite erwischte ein wuchtiger Schlag den Krieger, dessen Klinge schon fast die Brusthaare Sigurds gekitzelt hatte, die nun aber ungeführt zur Seite klapperte. Einem satten Krachen hinter seinem Kopf folgte eine Lockerung der Lederschlinge, und Sigurd bekam endlich wieder Luft in die Lungen. Es schmerzte schlimmer als alle vorherigen Schläge, einfach nur einzuatmen.
    Zwei Arme packten ihn und zogen ihn auf die Füße. Sigurd schlug schwach um sich, noch zu benebelt, um Freund von Feind zu unterscheiden. Eine flache Hand tatschte seine Wangen. »Prin ... Sig, wir müssen hier raus!«
    Sigurd schüttelte den Kopf, um endlich wieder klar zu sehen. Jon! Es war Jon! Sein alter Gefährte stand vor ihm, den Prinzen immer wieder nach links und nach rechts schubsend, um Fäusten und fliegenden Krügen auszuweichen.
    »Gelen!«, rief Jon.
    »Schon dabei!«, kam es zurück, und Sigurd sah, dass der kleine dicke Gelen seinen Leib als Rammbock nutzte, um den Weg zur Tür freizuboxen. Jon griff Sigurd unter und packte mit der freien Hand die Riemen ihrer Beutel.
    Ein Krug zersplitterte direkt neben ihnen an der Wand, und ein Sachse, der von einem Faustschlag getroffen gegen sie stieß, schubste die kleine Truppe aus Island direkt durch die Tür. Ohne eine Möglichkeit, sich abzustützen, fielen die drei Freunde auf die feuchte Straße. Jemand zog die Tür wieder zu, und in der Taverne ging die Rauferei fröhlich weiter.
    Schwer atmend lagen Sigurd, Jon und Gelen auf der Straße. Irgendwann presste der Prinz krächzend heraus: »Ob die wohl noch lange weiterkeilen werden?«
    Gelen kicherte erschöpft. »So lange, bis keiner mehr steht. Wahrlich, ich habe mich ewig nicht mehr so amüsiert.«
    Jon spuckte etwas Blut aus. »Ich hatte eigentlich darauf gesetzt, dass meine Knochen ein wenig Zeit zum Heilen bekämen.«
    Sigurd setzte sich aufrecht hin und klopfte seinem Freund auf den Rücken. »Ich bin dir überaus dankbar, guter Freund. Die hatten mich ganz schön an der Gurgel.«
    »Ihr hättet Euch nicht von Gelen trennen lassen dürfen«, knurrte Jon.

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