Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
mit dem Gerede von Bestimmung und Götterwillen aufhören. Aber du musst gehen, wohin der Schmerz dich zieht. Daran wächst ein Mann. Das war schon immer so. Und Bur-gund ist immer noch ein schönes Reich, und ich bin sicher, die Reise wird deinem Herzen ein Gewinn sein. Sei jedoch gewarnt – wir marschieren direkt in den Winter, und ich kann dir nicht versprechen, dass wir an allen Orten ein Dach für die Nacht finden werden.«
    Nun war es Sigurd, der stehen blieb. »Was meinst du mit ›wir‹?«
    Nazreh lächelte. »Kein Wunder schaut man gern allein, und mir scheint, als könntest du einen erfahrenen Begleiter brauchen. Außerdem – der Rhein ist immer eine Reise wert. Oder bevorzugst du die Einsamkeit?«
    Sigurd schüttelte heftig den Kopf. »Nein, gewiss nicht! Dich an meiner Seite zu wissen, was könnte mich zuversichtlicher machen? Vielleicht ergibt sich so die Gelegenheit, meine Schuld bei dir zu tilgen.«
    Sie ergriffen einander an den Unterarmen, um den Pakt zu beschließen.
    »Es gibt keine Schuld zu tilgen«, widersprach Nazreh. »Nach langen Jahren wieder einen Freund zu haben und einen neuen Weg zu gehen, das ist wahrlich Lohn genug.«
    Die Vorfreude durchströmte Sigurd wie ein betörender Wein, und die Kraft in seinem Körper drängte nach der Tat. »Wann brechen wir auf?«
    Keine andere Antwort als »sofort« schien ihm erträglich.
    Nazreh ließ die Unterarme des Prinzen los und griff ihn stattdessen an den Schultern. »Wenn der Entschluss gefasst ist, braucht es kein Zögern. Lass uns dieser Tage meine Ziegen und Schafe in Obhut geben und die Hütte sichern, auf dass sie auch ohne mich den Winter übersteht. Ein paar warme Kleider noch und Proviant, dann steht der Abreise nichts im Wege.«
    So sehr Sigurd die Erholung bei Nazreh genossen hatte, so sehr die Gespräche am Feuer seinen Kopf für neue Ideen geöffnet hatten, so froh war er nun doch, sich wieder auf dem Weg zu wissen.
    Dem Weg nach Worms.
    Dem Weg zum Gold.
    Dem Weg zur Rache.

    Schon Sigurds Entschluss, mit Nazreh an den Rhein zu reisen, war von den Nibelungen wahrgenommen worden. Niemand in der Welt sprach über die Nibelungen oder über ihr Gold, ohne dass sie davon wussten. Niemand konnte eine Kerze anzünden, ohne dass man das Licht sah.
    Die Entscheidung, Sigurds Leben nicht schon auf dem Schiff zu fordern, war bereits heftig umstritten gewesen. Der erklärte Wille des Prinzen, sich das Gold anzueignen, um damit gegen Wulfgar zu ziehen, bestätigte die schlimmsten Befürchtungen der Geistwesen.
    Sie waren so nahe an ihrem Ziel gewesen. Das Gold hatten sie bereits, bis auf wenige unbringbar verloren gegangene Stücke, seinerzeit von Gunther zurückerhalten. DenRing, Zeichen der Macht wie des Untergangs, hatte dessen Bruder Gernot in den Wald geworfen, um den Fluch zu beenden. Und Gernot war tot, damit auch seine Schande abgegolten.
    Kein Herzschlag mehr aus Sigurds Brust – und es hätte Frieden sein können. Das Gleichgewicht der Götter wäre wiederhergestellt gewesen, und die Nibelungen hätten sich wieder dem zugewandt, was sie wirklich interessierte. Sich selbst.
    Doch nun war aus dem Ende des Fluchs ein neuer Anfang geworden, und aus dem Letzten seines Blutes vielleicht der Erste einer neuen Linie.
    Und er kam, um sich das Gold zu holen.
    Nervös zischten die Nebelzwerge körperlos durch den einheimischen Wald, glitten durch das Holz der Bäume, sprangen in den Schatten von Strauch zu Strauch.
    Konnte Sigurd ihnen gefährlich werden? Konnte er Hand an das Gold legen, das einst schon der Vater für sich beanspruchte? Kein Fafnir hütete mehr den Hort, und in den letzten Jahren hatten die Nibelungen mehr von der Angst der Menschen gelebt als von der eigenen Stärke.
    Sie beschlossen, sich zu versammeln und zu beraten. In der dunklen feuchten Höhle, in der immer noch einzelne Schuppen des besiegten Drachen lagen, kreisten sie umeinander, durchdrangen sich, spürten gegenseitige Gefühle und Gedanken.
    In einem waren sie schnell einig:
    Was geeestern gegeben wurde ... muss heuteee genommen weeerden
...
    In ihrer Arroganz sahen die Geistwesen die Schuld bei Brunhilde, bei ihrer Weigerung, Sigurd sterben zu lassen. Was hatte sich die Walküre überhaupt einzumischen? Wusste Odin davon? Wie konnte jemand, dessen Aufgabe es war, Krieger ins Totenreich zu geleiten, einen ebensolchen schützen?
    Sie hätten warten können. Wäre Sigurd am Strand gestorben und verfault oder auf der Steppe im Osten irgendwelchen kriegerischen Horden

Weitere Kostenlose Bücher