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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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gebieten. Viele Argumente hatte sie bereitgelegt, um Wulfgar einzuflüstern, dass ein guter Herr auch ein starker Herr sei.
    Es war umsonst gewesen.
    Doch seltsamerweise bedrückte es Xandria nicht. Auch der Schmerz in der geschwollenen Wange war ihr gleich.
    Sie hatte etwas erkannt.
    Die Lösung – sie lag in dem, was Wulfgar gesagt hatte: »Solange die Krone auf meinem Haupt ruht ...«
    Wie einfach. Wie elegant. Wie selbstverständlich.
    Wulfgar musste sterben.
    Und in den Schatten der Burg hörte eine dunkle Gestalt den Gedanken der Prinzessin.

    Es waren gute Wochen gewesen, die Sigurd, der nun Siegfried war, bei Nazreh verbrachte. Er lernte Dinge, die ihm als Prinz immer gleichgültig gewesen waren, doch die nun viel spannender schienen, als er je gedacht hatte.
    Kochen. Die Magie der Gewürze. Saucen aus dem bratenden Fleisch, feiner Dunst ausgesuchter Kräuter. Er trank erstmals Pfefferbier, versuchte sich an einer Suppe, die direkt aus einer Brotschale getrunken wurde.
    Und an den Abenden erzählte Nazreh. Von seinen Reisen nach Osten wie nach Westen. Von Völkern, deren Augen seltsam geschlitzt waren, und Göttern, deren Namen er sich nicht merken konnte. Reiche, einst prächtig und stolz, waren so lange vergangen, dass selbst die Chronisten kaum noch ihre Grenzen wussten. Im Sand der südlichen Welt fanden sich Statuen von Königen, deren Namen niemand mehr kannte. Und je weiter man reiste, desto seltsamer die Sprachen, auf die man traf. Viele Male lachte Sigurd, wenn Nazreh ein Wort mit fremder Zunge sprach, glucksend und pfeifend.
    Und doch erinnerte jedes genannte Reich, jeder genannte König und jeder genannte Krieg den jungen Prinzen daran, dass eine Aufgabe vor ihm lag, dass er ein Schicksal zu erfüllen hatte. Nazreh mochte nicht an Götter glauben, aber Sigurd zweifelte keinen Augenblick, dass es ihm zugedacht war, Wulfgar zu stellen. Wie konnte die Welt in Ordnung sein, wenn feiger Mord nicht Rache gebar und Klinge nicht mit Klinge bezahlt wurde?
    Sigurd wurde unruhig. Je stärker seine Beine wurden, desto mehr drängten sie gen Süden zur Küste, wo es Schiffe gab, die ihn zum Rhein bringen konnten. Zum Gold der Nibelungen. Und er beschloss, Nazreh darauf anzusprechen.
    »Was weißt du von den Wesen, die man auf dem Kontinent die Nibelungen nennt?«
    Sie waren auf dem Weg ins nächste Dorf, als Sigurd die Frage stellte, und Nazreh hielt inne, als müsse er das Wort nachklingen lassen. »Nibelungen?«
    Sigurd nickte. »Ich ... ich habe von ihnen gehört, und was ich hörte, machte mich neugierig.«
    Nazreh ging weiter, nun langsamer. »Schon lange spricht man nicht mehr von den Nibelungen, junger Siegfried. Aber mich wundert nicht dein Interesse, trägst du doch den Namen ihres letzten Bezwingers.«
    »Du weißt von Siegfried?«, fragte Sigurd überrascht.
    Nazreh nickte und zog die reich bestickte Jacke etwas fester gegen den Wind um seinen Leib. »Jeder Mensch, der je in Worms die Nacht verbrachte, hat die Geschichte gehört. Die Römer mögen nicht, dass man darüber spricht, doch braucht es nur wenig Wein, um den Männern der Stadt die Zungen zu lösen. Und so manch einer von ihnen präsentiert stolz einen Knochensplitter.«
    »Knochensplitter?«
    »Von Fafnir, dem Drachen. Dereinst hing der Schädel im Palast des Königs von Burgund. Die Römer ließen ihn zertrümmern, doch wie es scheint, hat sich wirklich jeder Bewohner der Stadt ein Stück gesichert. Das – oder es ist trunkene Prahlerei.«
    »Gibt es die Nibelungen noch?«, wollte Sigurd wissen.
    Nazreh zuckte mit den Schultern. »Es gibt den Glauben an sie. Man sagt, dass der Wald, in dem Siegfried einst den Drachen stellte, seit damals nicht mehr betreten wurde. Nicht mal das Versprechen des Goldes wiegt so schwer wie die Angst vor den Nebelzwergen.«
    »Glaubst du an die Nibelungen?«
    »Ich glaube, dass es gleich ist«, sagte Nazreh unverbindlich. »So ist die Natur des Glaubens – er bedarf keines Beweises. Ob die Nibelungen dort wirklich im Wald hausen oder nicht, macht keinen Unterschied. Die Menschen meiden ihn trotzdem. Und das seit fast zwanzig Jahren.«
    Sigurds Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, was er nun zu sagen hatte. »Nazreh, ich möchte es selber herausfinden.«
    Der Orientale rupfte einen langen Grashalm aus und begann darauf herumzukauen. »Du willst an den Rhein reisen?«
    Sigurd nickte. »Es ist meine ... ich spüre ... ich glaube, es ist vorbestimmt.«
    Nazreh seufzte. »Ich wünschte, du würdest endlich

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