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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Pfad zwischen Steilufer und Strand finden lassen, auf dessen glatten Steinen sie auszurutschen drohten. Dann knirschten die Hufe schließlich mit einem Geräusch, als ob Eis zermahlen würde, über den schimmernden Kies, und die Gefährten konnten erkennen, daß der Strand sich auch hinter dem Felsvorsprung erstreckte und daß man darauf entlangreiten konnte.
    Prinzessin Tayaratuka ritt ein wenig voraus; dann kamen ihre Schwestern (die sich ein Pferd teilten). Die nächste war die Rose, gefolgt von Elric und Charion Phatt, um deren Hüften Wheldrakes kleine Hände lagen. Eine sonderbar zusammengewürfelte Gesellschaft, aber mit einem weitgehend übereinstimmenden Bestreben…
    Dann umrundeten sie den Vorsprung, und sie sahen auf das Schiff Das War.
    Vor ihnen lag eine der absonderlichsten Siedlungen, die Elric jemals gesehen hatte.
    Früher war es tatsächlich einmal ein Schiff gewesen. Ein Schiff, dessen zahlreiche Decks sich immer höher und höher zu einer riesigen schwimmenden Zikkurat erhoben, die von riesigen unmenschlichen Kreaturen bemannt war, ein Schiff, das des Chaos selbst würdig war. Die Umrisse hatten den Anschein von etwas Organischem, das nach erfolgter Folter plötzlich zu unnatürlichen Formen versteinert war. Euer und dort sah man Andeutungen von Gesichtern, Gliedern, Rümpfen, von unirdischen Tieren und Vögeln, von riesigen Fischen und Geschöpfen, die aus allem zusammengesetzt schienen. Und Elric hatte den Eindruck, als wäre das Schiff aus einem Guß mit der Schweren See, die wie zähflüssig gewordener grüner Quarz ihre Gischt auf den düsteren Strand schleuderte, wo Männer, Frauen und Kinder in allen erdenklichen Bekleidungen, in Lumpen und Seide und Schuhen, die selten zusammenpaßten, im verschmierten Zobel eines dahingemordeten Königs, in den Pluderhosen eines namenlosen Matrosen, in den Kleidern und Untergewändern der Ertrunkenen, in den Hüten und den Juwelen und dem Schmuck, mit denen die Toten einst ihrer Eitelkeit gefrönt hatten, sich zwischen diesen schrecklichen Breehern hin- und herbewegten, zwischen dem von der düsteren Flut herangeschwemmten Aas und dem Strandgut, dem Abfall der Jahrhunderte, umherirrten, um mit allen entdeckten Schätzen wieder an Bord des Schiffes zu schlurfen, das leicht schief am Strand lag; das Steuerbord lag vergraben, das Backbord ragte in die Höhe, vielleicht hatte ein Mast das vollständige Umkippen verhindert.
    Das Schiff war eine tote Hülle und von seinen menschlichen Bewohnern so verseucht, wie der Körper eines erschlagenen Meeresriesen durch Würmer verseucht sein mochte. Sie befleckten es durch ihre bloße Anwesenheit, entehrten es durch ihr Elend, wie die Knochen der Gefallenen durch den Auswurf und den Unrat der Krähen entehrt werden, die von ihrem verfaulenden Fleisch fressen. Im Schiff herrschte unablässige Bewegung, ein Eindruck einer wimmelnden Lebensmasse ohne eigenes Wesen oder eigenen Zweck, ohne Würde, Achtung oder Scham - zappelnd, stolpernd, zankend, streitend, zeternd, schreiend, zischend und greinend, als ob sie die schreckliche See nachahmen wollten. Das waren die Menschen, die sich dem Chaos verschworen hatten, jedoch noch nicht durch das Chaos verwandelt worden waren; Kreaturen, die zweifellos wenig Entscheidungsfreiheit bezüglich ihrer Herren gehabt hatten, als Gaynor das Banner des Grafen Mashabak auf diese Welt getragen hatte. Jetzt waren sie allerdings nur noch elende Wichte, und sie hatten nur noch ihre Scham. Sie sahen nicht auf, als Elric und seine Gefährten zu dem aufragenden Schatten Des Schiffes Das War heranritten.
    Sie antworteten nicht auf die Fragen des Albinos. Sie hörten nicht zu, wenn die Schwestern mit ihnen zu sprechen versuchten. Schrecken und Scham verzehrten sie zur Gänze. Sie hatten schon jede Hoffnung aufgegeben, selbst die auf ein Leben nach dem Tode, denn sie nahmen an, daß das Elend, das sie jetzt erlitten, sicher der Beweis dafür war, daß das gesamte Multiversum von ihren Peinigern erobert worden war.
    »Wir sind hier«, sagte Elric schließlich, »um Prinz Gaynor den Verdammten gefangenzunehmen und über ihn zu richten!«
    Doch nicht einmal dies vermochte sie zu rühren. Sie waren an Gaynors Täuschungen gewöhnt, an seine Spiele, die er in Augenblicken der Langeweile mit ihrem Leben und ihren Gefühlen gespielt hatte. Für sie war jedes gesprochene Wort zur Lüge geworden.
    Die sieben ritten weiter zu der Stelle, wo eine Art Zugbrücke in den Leib des umgekippten Schiffes gebaut

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