Die Rache Der Rose
Prinzessin Mishiguya und setzte sich im Sattel zurecht, »seine Macht sich auf ihrem Höhepunkt befindet.«
»Ganz sicher ist hier eine Macht am Werk«, stimmte Charion mit gerunzelter Stirn zu. »Eine größere Macht als jede andere, die ihm auf dem Schlachtfeld zu Gebote stand. Doch begreife ich nicht ganz, warum er sie dort nicht gegen uns verwendete.«
»Vielleicht wartet er auf uns«, sagte Elric. »Vielleicht weiß er, daß wir kommen werden…«
»Wir müssen die Schätze der Rose wieder an uns bringen«, sagte Prinzessin Tayaratuka. »Wir können nicht zulassen, daß Prinz Gaynor sie behält.«
»In der Tat«, pflichtete Elric ihr mit einem gewissen Gefühl und einem neu erwachten Eindruck der Dringlichkeit bei. Er hatte sich darauf besonnen, daß die Seele seines Vaters in Gaynors Besitz verblieben war und daß schon sehr bald Arioch oder irgendein anderer Herzog der Hölle darauf Anspruch erheben würde; daraufhin würde sie zu ihm fliehen und sich in seinem Inneren verbergen, auf daß Vater und Sohn auf ewig vereint sein würden.
Elric zog seine schwarzen Handschuhe aus und legte die Hände auf die muskulösen Flanken seines Pferdes, doch nichts konnte die Kälte vertreiben, die sein innerstes Wesen umklammert hielt. Keine gewöhnliche Wärme reichte zu seinem Trost aus.
»Was ist mit den anderen?« sagte Charion. »Was ist mit meinem Onkel und meiner Großmutter, meinem Vetter und meinem Verlobten? Ich glaube, sie müssen beruhigt werden.«
Langsam ritten sie zur Höhlenstadt zurück, stellten ihre Pferde unter und begannen dann den langen Aufstieg über die Treppen und die in den Wänden verborgenen Aufgänge, und als sie endlich den Balkon erreicht hatten, wo sie die anderen zurückgelassen hatten, trafen sie lediglich Wheldrake an.
Er grämte sich. Seine Augen waren tränennaß. Er umarmte Charion Phatt, doch geschah dies eher aus dem Bedürfnis, Trost zu spenden, als aus echter Freude. »Sie sind fort«, sagte er. »Sie sahen, daß ihr die Schlacht verlieren würdet. Oder dachten es jedenfalls. Fallogard mußte an seinen Sohn und an seine Mutter denken. Er wollte nicht gehen, aber ich schickte ihn fort. Er hatte die Macht, es zu vollbringen. Er hätte mich mitnehmen können, aber es war keine Zeit mehr, und ich wollte nicht gehen.«
»Fort?« sagte Charion und hielt ihn auf Armeslänge von sich. »Fort, Geliebter?«
»Mutter Phatt öffnete etwas, was sie einen Zipfel nannte, und sie krochen darunter und verschwanden - im gleichen Augenblick, in dem dieses riesige Dickicht Gestalt annahm. Es war zu spät. Sie sind geflohen!«
»Wovor denn?« schrie Charion Phatt wütend auf. »Wohin denn? Geht denn die ganze Sucherei nun wieder von vorn los?«
»Es scheint so, meine Liebe«, sagte Wheldrake verzagt, »wenn wir, wie wir gehofft hatten, den Segen deines Onkels bekommen wollen.«
»Wir müssen ihnen folgen«, sagte sie mit fester Stimme.
»Noch nicht«, sagte die Rose sanft. »Zuerst müssen wir zu Dem Schiff Das War reiten. Ich habe mit Gaynor dem Verdammten noch eine kleine Rechnung zu begleichen - und mit der Gesellschaft, von der ich argwöhne, daß er sie pflegt.«
DAS FÜNFTE KAPITEL
Worin es um das Erringen und die Versteigerung gewisser okkulter Artefakte geht; um Rollentausch in den Höheren Welten; wie die Rose ihre Rache ausübt; und ein Kosmischer Kompromiß erzielt wird.
Als sie endlich die Klippen erreichten, kam die kleine Karawane zu einem allmählichen Halt. Ihre verbliebenen Pferde, von denen einige doppelte Lasten trugen, waren der Erschöpfung nahe. Aber sie hatten die Schwere See gefunden; sie schleppte ihre dunklen, gewichtigen Wellen auf den Strand und zog sie dann unter einem trägen und kränklichen Himmel wieder zurück. Sie blickten auf den schmalen Einschnitt einer Bucht hinunter, in der die See offenbar ruhiger war. Die hohen Obsidianwälle umschlossen einen Strand aus sonderbar gefärbten Kieseln, Quarzstücken, Kalksteinbrocken, Halbedelsteinen und schimmerndem Feuerstein.
In der Bucht lag ein Schiff vor Anker, das Elric sofort erkannte. Die Segel waren aufgerollt, aber der große abgedeckte Käfig auf dem Vorderdeck drückte es am Bug herunter. Gaynors Schiff und seine Mannschaft hatten sich wieder ihrem Herrn angeschlossen. Hinter einem Felsvorsprung, der ihnen die Sicht auf den Rest des Strandes versperrte, schien sich etwas zu regen - vielleicht eine oder zwei Gestalten - und nun mußten sie ihre Pferde sich langsam ihren Weg auf dem schmalen
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