Die Rache Der Rose
schob die Scheide wieder in seinen Gürtel zurück.
»Man sagt, daß es eine Macht sei, die sogar noch ehrgeiziger als die Lords der Höheren Welten ist. Gefährlicher, grausamer, tüchtiger als alles andere, was das Multiversum kennt. Man sagt, daß die Macht des AntiGleichgewichts über die Mittel verfügt, die gesamte Beschaffenheit des Multiversums mit einem Streich zu ändern.«
»Ich weiß nur, daß das Schicksal mich und die Klinge aneinandergeschmiedet hat«, sagte Elric. »Unsere Schicksale sind dieselben.« Er warf einen Rundblick durch Gaynors spärlich eingerichtete Kajüte. »An großangelegten kosmischen Dingen habe ich wenig Interesse, Prinz Gaynor. Meine Sehnsüchte sind weit weniger übertrieben als die der meisten Personen, die ich in letzter Zeit getroffen habe. Ich suche nur die Antworten auf gewisse Fragen, die ich mir gestellt habe. Gerne wäre ich frei von sämtlichen Lords der Höheren Welten und ihren Machenschaften. Sogar vom Gleichgewicht.«
Gaynor wandte sich von ihm ab. »Ihr seid eine interessante Kreatur, Elric von Melnibone. Zum Dienst am Chaos schlecht geeignet, wie mir scheint.«
»Schlecht geeignet für die meisten Dinge, mein Herr«, sagte Elric. »Dem Chaos zu dienen ist lediglich eine Tradition meiner Familie.«
Gaynors Helm kam wieder herum und starrte grübelnd auf den Albino. »Ihr haltet es für möglich, Ordnung und Chaos zur Gänze zu verbannen - sie aus dem gesamten Multiversum zu verbannen?«
»Dessen bin ich nicht so sicher. Aber ich habe von Orten gehört, über die weder Ordnung noch Chaos Gewalt haben.« Elric achtete darauf, Tanelorn nicht zu erwähnen. »Ich habe auch von Welten gehört, auf denen das Gleichgewicht unangefochten herrscht…«
»Auch ich habe solche Orte gekannt. Ich lebte einst an einem davon…« Aus dem sich wandelnden Helm erklang ein schreckliches Kichern, dann eine Pause, als der Prinz der Verdammten langsam auf die andere Seite der Kabine ging und durch das Bullauge starrte.
Seine letzten Worte erklangen mit derart furchterregender Raserei, daß Elric, der darauf vollkommen unvorbereitet gewesen war, das Gefühl hatte, als ob er mit einem Stahl in die Lebensteile getroffen worden sei, der so unendlich kalt war, daß er seine Seele erreichte…
»Oh, Elric, ich hasse Euch mit einem so abgrundtiefen Haß! Ich hasse Euch für Eure beharrliche Lebensfreude! Für das, was ich einst war, und das, was ich hätte sein können, hasse ich Euch! Für das, was Ihr anstrebt, hasse ich Euch am meisten…«
Als er die Tür schloß, sah der Albino noch einmal zu der Gestalt Gaynors, und es kam ihm so vor, als ob die Rüstung, die den verdammten Prinzen umschloß, schon vor langer Zeit aufgehört hatte, ihn vor jenen Dingen zu beschützen, die er wahrlich fürchtete. Jetzt war die Rüstung zu nichts anderem als einem Gefängnis geworden.
»Und ich, Gaynor der Verdammte«, sagte er mit sanfter Eindringlichkeit, »ich für meinen Teil bemitleide Euch aus ganzer Seele.«
DAS VIERTE KAPITEL
Endlich Land! Ein gewisser Interessenskonflikt. Und über die Anatomie von Lykanthropen.
Leider muß ich sagen, Sir, daß in meiner eigenen Welt menschliches Vorurteil nur noch von menschlicher Duirimheit übertroffen wird. Natürlich behauptet nicht eine Seele von sich, voreingenommen zu sein, da es wenige gibt, die sich als Narren bezeichnen würden…«, sprach Ernest Wheldrake zu dem grauen Steuermann, als sie am Morgen darauf sich zum Frühstück auf Deck unter einem bleiernen Himmel auf der Schweren See niedergelassen hatten und schwarzen Wellen zusahen, wie sie sich mit scheinbar unnatürlicher Behäbigkeit hoben und senkten.
Elric, der auf einem leidlich schmackhaften Stück Pökelfleisch herumkaute, bemerkte, daß dies im gesamten Multiversum auf die meisten Gesellschaften zuträfe.
Der Steuermann wandte seinen scharfen graugrünen Blick dem Albino zu, und bei seinen Worten zeichnete sich auf seinem Gesicht eine gewisse zurückhaltende Erheiterimg ab. »Ich habe ganze Sphären gesehen, in denen Vernunft und Freundlichkeit, Achtung vor sich selbst und vor anderen gemeinsam mit kraftvollen intellektuellen und künstlerischen Strömungen existierten - und in denen die Welt des Übernatürlichen eine bloße Metapher darstellte…«
Darauf lächelte Wheldrake. »Selbst in meinem Engeland, Sir, war derartige Vollkommenheit selten anzutreffen.«
»Ich sagte nicht, daß Vollkommenheit häufig vorkam«, murmelte der graue Mann, und er hob seinen
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