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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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andere Wirklichkeit zu schauen. »Sie haben die Schwestern nicht gefunden.«
    »Aber sie - und die Schwestern - sind hier?«
    »Dahinter - jawohl - dort…« Ihr Mund erschlaffte ein wenig, als sie den Kopf hob und auf die massigen Klippen deutete, die der schwarze Schaum bespritzte. »Aye - dort - und dort gehen sie - aber - oh, Onkel! Ich sehe es! Die Schwestern reiten weiter. Aber Onkel? Wo ist Großmutter? Die Schwestern wenden sich gen Osten. Es liegt in ihrer Natur, stets ostwärts zu ziehen. Sie gehen nach Hause.«
    »Gut«, sprach Gaynor in tiefer Befriedigung. »Wir müssen eine Stelle finden, an der wir landen können.«
    Und Wheldrake meinte zu Elric, daß er das Gefühl habe, Gaynor wäre willens, sie alle Schiffbruch erleiden zu lassen, um landen und seine Suche fortsetzen zu können.
    Und doch lief das Schiff schließlich an dem schwarzen salzigen Strand auf Grund, auf den sich die träge Flut rollte und ebenso behäbig wieder zurückglitt.
    »Das«, sagte Wheldrake mißmutig, als er sich seinen Gehrock um die magere Brust schürzte und storchbeinig durch die seichten Fluten schritt, »ist wie eine Art Kleister. Wodurch wird dies verursacht, Meister Snare?«
    Mit seinem Bündel unter dem Arm hob Esbern Snare seine langen Beine durch die Flüssigkeit. »Nichts anderes«, sagte er, »als eine geringfügige Verzerrung im Gefüge der Zeit. In dieser bestimmten Sphäre ist das nichts Ungewöhnliches. In meiner eigenen kam es selten vor. In der Nähe des Nordpols fand ich eine kleinere - wenige Fuß im Durchmesser. Das muß etwa, glaube ich, zur Wende Eures Jahrhunderts gewesen sein, Meister Wheldrake.«
    »Welchen Jahrhunderts, Sir? Ich bin in mehreren zu Hause. Man könnte sagen, daß ich zeitlos bin. Vielleicht ist mir mein eigenes ironisches Verhängnis zugeteilt worden, haha!«
    Esbern Snare sprang nun voraus an den Strand, wo sich in der Marmorwand ein großer Riß aufgetan hatte und durch die zackige Öffnung ein Keil wäßrig-goldenen Lichtes fiel. »Ich glaube, das ist unser Aufgang zum Klippenrand«, sagte er.
    Er steckte sich sein Bündel zwischen die Zähne und machte sich ans Klettern - seine langen Glieder schienen für den Weg von einer Felskante zur nächsten, den er sich erwählt hatte, wie geschaffen zu sein - eine große graue Spinne, die den Felsen hinaufhuschte und erst hier einen Vorsprung fand, dann dort einen weiteren, bis er für die anderen einen Weg markiert hatte, einen leichten Weg, um vom Strand bis zum Klippenrand emporzuklimmen. Nacheinander stiegen sie hinauf, Elric als letzter. Auf Gaynors Befehl setzten die Matrosen bereits wieder die Segel und führten das Schiff auf das Wasser zurück, während vom Vordeck das Heulen und Stöhnen einer gerade erwachten Kröte ertönte, die erst jetzt erkannte, daß ihr Geliebter vielleicht für immer fortging.
    Bald standen sie alle am Rand der Klippe und versuchten, unter sich das Meer auszumachen, aber die sich zusammenziehenden schwarzen Wolken verbargen die Schwere See vor ihren Blicken, und alles, was sie zu hören vermochten, waren die unheimlichen Wellen, die am Strand scheuerten und immer schwächer erklangen, als ob sich die Szenerie nach unten von ihnen fort zurückzöge - oder als ob die Klippe in die Höhe stiege.
    Elric drehte sich um. Sie befanden sich jetzt oberhalb der Wolkengrenze, und das Atmen fiel leichter. Vor ihnen erstreckte sich eine flache Ebene aus leuchtendem Gestein - ein riesiges Marmorfeld, in dem da und dort kleine Lichter aufflackerten, als ob sich dort Geschöpfe befänden, deren Beschaffenheit von einer derartigen Dichte war, daß sie im Marmor lebten wie wir im Sauerstoff und darunter ihren häuslichen Tätigkeiten nachgingen.
    Esbern Snare verlieh seinen eigenen Ur-Ängsten Ausdruck. »Das sieht wie Trolland aus«, sagte er. »Bin ich so weit gereist, um die Gastlichkeit Trollheims erdulden zu müssen? Welche Ironie das wäre.«
    Gaynor brachte ihn zum Schweigen. »Wenn wir alle herumstünden, um die Absonderlichkeiten unserer einzelnen Verhängnisse zu beklagen, meine Herren, dann würden wir hier auf ewig stehen. In Anbetracht dessen, daß mindestens zwei aus unserer Gesellschaft unsterblich sind, dürfte sich dies als einzigartig ermüdend erweisen. Esbern Snare, Euch heiße ich, weder zu plärren noch andere hörbare Zeugnisse Eurer Seelenqual abzulegen.«
    Und der graue Steuermann runzelte die Stirn; vielleicht war er gelinde überrascht ob einer Anklage, die seiner Meinung nach besser auf den

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