Die Rache Der Rose
Kleidungsstücke über und nahm das Schwert mitsamt der Scheide auf. Wheldrake war ebenfalls erwacht, richtete sich jedoch lediglich in seiner Koje auf und murmelte eine Frage.
Elric schritt hinaus in den Salzgestank und suchte nach Gaynor. Dann sah er über der Backbordreling die aufragende Masse von etwas, bei dem es sich nur um ein Schiff handeln konnte. Ein hohes Holzgerüst - eine Art zinnenbewehrter Turm, von dem sich bereits ein halbes Dutzend Gestalten herunter schwangen, die mit langen bösartigen Piken und Krummsäbeln bewaffnet waren, brutalen Waffen, die jedoch für diese Art von Kampf gut geeignet waren.
Wenngleich auch, dachte Elric mit bitterem Humor, nicht ganz so gut wie ein schwarzes Runenschwert.
Und dann zog er die Höllenklinge aus ihrer Scheide und lief auf bloßen Füßen über das Deck, um die ersten Piraten in Empfang zu nehmen, als sie auf das Schiff sprangen.
Über ihnen tauchte auf dem Vorderdeck einen Augenblick lang der Steuermann auf, starrte nach oben und begab sich mit einer Reihe sonderbarer Sprünge wieder in die Takelage. »Dramianische Krötenjäger!« rief er Elric zu. »Sie haben es auf unseren Lotsen abgesehen! Ohne ihn sind wir tot!«
Dann war der Steuermann wieder verschwunden, und der erste Jäger stach mit der zackigen Spitze seiner Pike nach Elric…
… und starb beinahe, ohne es zu begreifen, und wand sich wie ein aufgespießter Fisch, als seine Seele in die Klinge gesaugt wurde…
Sturmbringer schnurrte förmlich vor Vergnügen. Das Lied des Schwertes wurde lauter, gieriger, als die Jäger nacheinander niedersanken.
Elric, der übernatürliche Gegner gewöhnt war, stand wie ein Bauer, der an einem angenehmen Sommertag Heu mäht, im wachsenden Leichenhaufen, und es blieb Charion und der Mannschaft überlassen, die wenigen niederzumachen, die verzweifelt wieder ihr Schiff zu erreichen trachteten…
Aber Elric war ihnen voraus und kletterte an einem ihrer Seile in die Höhe, als ein Jäger es verzweifelt mit seiner Pike zu durchsägen versuchte. Elric erreichte den Jäger, bevor das Seil durchtrennt war: er trieb sein Schwert tief durch das Brustbein des Mannes und sah ihn zappeln. Der Jäger versuchte, das Seil festzuhalten, dann packte er mit beiden Händen die Klinge, als sich das Schwert am langsamen Genuß des reichen Marks seiner Seele ergötzte. Er versuchte sich vom Schwert abzustoßen, sich in das dunkle Wasser zu stürzen, das sich nun zwischen den beiden Schiffen zeigte, und einer Eingebung folgend löste Elric seinen Griff um Sturmbringer und sah mit tiefer Gelassenheit zu, als Schwert und Opfer hinabstürzten. Waffenlos setzte er seinen Aufstieg am Seil fort, schwang sich über die Zinnen und stellte fest, daß der klobige Vorturm zu einem außerordentlich schlank geschnittenen Fahrzeug gehörte. Das war ein Schiff, das auf Geschwindigkeit über der Oberfläche dieses eigenartigen Ozeans zugeschnitten war. Elric konnte große Ausleger erkennen, die sich wie die Glieder eines riesigen Wasserinsekts in die Finsternis krümmten.
Und dann kamen weitere Jäger aus einer Klappe im Verdeck empor; sie waren alle mit Krummsäbern bewaffnet und schwelgten schon in der Vorfreude ihrer Schlächterei. Elric schalt sich im stillen einen Narren und wich zurück, während er nach einer Fluchtmöglichkeit suchte.
Die Jäger sahen wie Männer aus, die die Absicht hatten, ihre Arbeit zu genießen. Der erste hieb versuchsweise mit seinem Krummsäbel durch die Luft. Die breite gekrümmte Klinge pfiff durch die Schwüle.
Sie hatten Elric schon fast erreicht, als der Albino ein tiefes Knurren irgendwo über ihm vernahm und dachte, daß die Kröte den Turm unbemerkt erklommen hätte. Aber statt dessen sah er einen großen knurrenden Hund, silbern in der Dunkelheit schimmernd, der dem nächsten Jäger an die Kehle sprang und solange daran riß, bis sie nur noch blutiges Fleisch war, und dann mit triumphierend geblähten Nüstern aufsah, als die anderen Jäger flohen. Elric war es im Augenblick gleichgültig, woher sein Retter gekommen war. Er dankte dem Tier und blickte auf das Deck hinunter, um zu sehen, wie es seinen Gefährten erging. Er beobachtete, wie Charion einen Gegner niedermachte und ihren schönen Kopf zu einem hohen trillernden Schrei erhob.
Die wenigen noch lebenden Jäger rannten in blinder Panik zu den Seitenaufbauten; denn nun wälzte sich mit schmatzenden Lippen und glühenden Augen und trägem pfeifendem Atem der Kröterich über die Steuerbordreling,
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