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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Existenzform herausgeschmettert wurdet. Wie konntet Ihr das überlebt haben? Seid Ihr Gaynor oder ein Gestaltwandler in Elrics Erscheinung?«
    »Ich versichere Euch, Frau Phatt«, sagte Elric nicht minder beunruhigt, »ich bin nur der, als den Ihr mich kennt. Aus irgendeinem Grund will das Schicksal noch nicht, daß ich ausgelöscht werde. Tatsächlich scheint es, daß ich Auslöschungen recht erfolgreich überstehe.«
    Diese letzte kleine Ironie schien sie schließlich zu überzeugen, und sie entspannte sich. Doch war es offensichtlich, daß jeder ihr zu Gebote stehende psychische Sinn sein Wesen auf Zeichen von Falschheit absuchte. »Ihr seid in der Tat ein bemerkenswertes Geschöpf, Elric von Melnibone«, sagte Charion Phatt und wandte sich ab, um sich um ihre Großmutter zu kümmern.
    »Ich bin froh, daß Ihr uns gefunden habt, mein Herr. Wir haben einige ausgezeichnete Hinweise meinen vermißten Sohn betreffend«, rief Fallogard Phatt fröhlich; von den Verdächtigungen seiner Nichte hatte er nichts bemerkt. »Allmählich nehmen wir sozusagen wieder Formen an. Ich glaube, Ihr kennt bereits den Zukünftigen meiner Nichte?«
    Woraufhin Charion Phatt zu ihrer eigenen wütenden Verlegenheit jungmädchenhaft errötete; dennoch war der Blick, den sie dem kleinen Gockel zuwarf, nicht unähnlich jenem, den einst eine gewisse Kröte auf sie geworfen hatte; denn in den Entscheidungen von Liebenden ist nichts weiter als offenbare Widersprüchlichkeit.
    Und Mutter Phatt öffnete den fröhlichen roten Mund, in dem immer noch ein paar Zähne glitzerten, und krähte: »Dingdong für die sechs traurigen Schlampen! Dingdong für den Pfundskerl!« Als ob sie in der Senilität von einem wahnsinnigen Papagei besessen worden sei. Dennoch winkte sie dem Erwählten ihrer Enkelin wohlwollend zu, und als sie Elric zublinzelte, geschah dies mit wissender Schelmerei, und als er das Zwinkern erwiderte, war er sicher, daß sie lächelte. »Dunkle Tage für den lilienweißen Knaben; strahlende Tage für den schwarzen Raben! Fest des Bösen, Fest des Guten, feiern soll’n die Chaos-Bruten. Fest für den Teufel, Fest für den Sohn, dunkle Tage für den hellen Patron. Denn die Waldblumen blühen in der Nacht, und die Meeresschiffe segeln auf Land in Pracht. Dingdong für den lilienweißen Bengel, dingdong für Lieblinge und für Schlingel; segelt durch Urwald, auf dem Meer vorbei, Chaos kam in das Land der Drei.«
    Aber als sie sie nach der möglichen Bedeutung ihrer Reime befragten, gackerte sie nur und verlangte nach ihrem Tee. »Mutter Phatt ist ein gieriges altes Weib«, vertraute sie Elric an. »Aber früher hat sie ihren Beitrag geleistet, Vikar, ich denke, Ihr stimmt mir zu. Unter einem Baum saß Mutter Phatt, gebar fünf starke Söhne für die Ewigkeit.«
    »Koropith befindet sich also nicht weit von hier?« wandte sich Elric an Fallogard Phatt. »Ihr sagt, Ihr könnt ihn spüren, mein Herr.«
    »Zuviel Chaos, versteht Ihr«, rief der lange Hellseher aus und nickte lebhaft. »Schwer zu durchdringen - schwer zu durchblicken. Schwer zu rufen. Schwer, eine Antwort zu hören. Fransig, mein Herr. Stets ist der Kosmos fransig, wenn Chaos sich ans Werk begibt. Diese Welt ist bedroht, mein Herr, fürwahr. Die ersten Eindringlinge haben schon seit langem ein Standbein in ihr. Aber anscheinend hält sie etwas zurück.«
    Elric dachte erneut an das Runenschwert, stand jedoch unter dem Eindruck, daß seine Klinge den komplizierten Verlauf der Ereignisse weder förderte noch hinderte; sie hatte sich lediglich angestrengt, auf die Ebene zu gelangen, auf der sie sich zu einer bestimmten Zeit während einer bestimmten Bewegung des Multiversums aufzuhalten hatte. Irgendeine andere Kraft stellte sich hier dem Chaos entgegen, dessen war er sicher. Und er grübelte über die drei Schwestern und ihre Rolle in diesem Spiel nach. Daß sie bestimmte Schätze besaßen, die sowohl er als auch Gaynor erheischten, war fast alles, was er wußte, abgesehen von Wheldrakes Ballade, die zum größten Teil eine Erfindung des Dichters und daher als objektives Orakel von geringem Nutzen war. Gab es die Schwestern überhaupt? Waren sie lediglich die Schöpfung des Barden von Putney? Verfolgten alle eine Chimäre - die Ausgeburt einer höchst romantischen und übermäßig farbigen Vorstellungskraft?
     
    Im dritten grauen Monat am grauen Tag, dem dritten,
    drei Schwestern nach Radinglay ritten,
    sie suchten drei Schätze, derer sie bar,
    verloren an den Herren Des Schiffes

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