Die Rache Der Rose
kicherte und dann in echter Überraschung aufquiekte, als Esbern Snare seine Fänge in der Kehle dessen vergrub, den er als seinen wahren Quälgeist erkannte.
Arioch war so erschrocken und ging so sparsam mit den ihm auf dieser Ebene verbliebenen Kräften um, daß er weder die Gestalt wechselte noch zu fliehen wünschte - denn wenn er floh, würde er seinen gefangenen Gegenspieler zurücklassen, der dann vielleicht befreit werden würde, und das konnte er nicht ertragen. Also kämpfte er auf der schwankenden Uhr, während unter ihm die verdammten Seelen sich emsig mühten, jedwede unvorhergesehene Bewegung des Dinges auszugleichen, und das letzte, was Elric von Esbern Snare erblickte, war sein Wolfskörper, der in einem wütenden rotgoldenen Licht brannte, als ob er in selbstloser Freude seine letzten Lebensfunken hingab.
Dann sah Elric die ektoplasmische Sphäre schwanken und zu Boden fallen, während Arioch und Esbern Snare immer noch im Kampf verstrickt waren; etwas flammte auf, und durch ihn schwappte eine Finsternis und verschluckte ihn und trug ihn rücksichtslos durch die zerbrochenen Wälle von tausend Dimensionen, von denen eine jede aufbegehrend eine andere Stimme laut werden ließ und von denen eine jede in einer anderen wütenden Farbe explodierte. Er wurde mit nahezu der letzten Energie, die Arioch auf diese Ebene herbeizurufen in der Lage gewesen war, durch das Multiversum geschleudert.
Das hatte Esbern Snare gewußt, und deshalb hatte er auf diese Gelegenheit gewartet, seinen Gefährten beizustehen.
Denn Esbern Snare war in der Tat ein Mann von seltener Güte und Vernunft. Er hatte schon zu lange im Banne einer bösen Macht gelebt. Er hatte ihretwegen alles, was ihm teuer gewesen war, vernichtet gesehen. Und obwohl er seine unsterbliche Seele nicht zurückzuerlangen vermochte, konnte er zumindest für ein unsterbliches Denkmal Sorge tragen, für eine Handlung, die sicherstellte, daß sein Name und der Name jener Liebe, die er niemals wiederfinden konnte, in den Geschichten, die man sich in den Reichen erzählte, in allen möglichen Zukünften, die bevorstanden, auf ewig miteinander verbunden blieben.
Auf diese Weise erlangte Esbern Snare, der Werwolf des Nordens, wenn nicht seine Seele, so doch seine Ehre zurück.
Buch Drei
Eine erlöste Rose,
eine erneuerte Rose
Drei schnelle Schwerter für der Schwestern Drei,
Aus Elfenbein das erste sei;
Aus Gold sei das zweite Schwert gemacht;
Aus Granit das dritte in grauer Pracht.
Das erste Schwert ›Alter Gerechter‹ heißt;
Als ›Notfeuer‹ das zweite die Wunden reißt;
Und das durstige dritte der schimmernden drei
hungert als ›Freiheit‹ nach Tyrannei.
Wheldrake,
Grenzballaden
DAS ERSTE KAPITEL
Von Waffen mit eigenem Willen; einer Familienzusammenkunft; wiedergefundenen alten Freunden; einer wiederaufgenommenen Suche.
Nun kämpfte Elric gegen die Gewalt von Ariochs Wut; er streckte die linke Hand aus, als ob er sich am Stoff von Raum und Zeit festklammern und seinen Sturz durch die Dimensionen verlangsamen wolle; er klammerte sich an sein Runenschwert, das in seiner rechten Hand heulte und schnatterte und vor übernatürlichem Zorn auf den Herrn der Hölle außer sich war, der den Rest seiner weltlichen Kräfte auf dieser Ebene in einem Akt kleinlicher und flüchtiger Rachsucht vergeudet hatte. Denn Arioch hatte sich als ebenso launisch wie jeder andere Chaosbewohner erwiesen, indem er alle erhofften Zukunftsaussichten zu vernichten bereit gewesen wäre, um einen momentanen Reiz zu befriedigen. Daher konnte man dem Chaos genauso wenig wie der Ordnung vertrauen (die geneigt war, ähnliche Handlungen zu gestatten, die jedoch im Namen von Prinzipien geschahen, deren Sinn und Zweck häufig schon lang vergessen waren, was im Namen des Intellekts genausoviel menschliches Elend hervorrief, wie das Chaos es im Namen der Gefühlsstimmung erzeugte).
Derlei Gedanken waren dem Albino zugänglich, als er durch die unter Leuchterscheinungen durchstoßenen Barrieren des Multiversums - fast eine Ewigkeit lang - geschleudert wurde, denn sobald sich die Ewigkeit dem Bewußtsein entzieht, kennt es nur noch die einzigartige Qual einer nie zur Gänze erfüllten Erwartung. Die Ewigkeit ist das Ende der Zeit; das Ende des Leidens der Erwartung; sie ist der Beginn des Lebens, des entfesselten Lebens! Und deshalb strebte Elric danach, die Schönheit und die seelische Anmut jenes als vollkommen verheißenen Multiversums in einem
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