Die Rache Der Rose
ihr brachten, und sie sagte ihnen, daß sich das Reich schon über ein Jahr im Griff des Winters befunden hatte und daß dies zweifellos das Werk des Chaos sei, und sie murmelte von alten Eisriesen und dem kalten Volk und den Legenden des Volkes ihrer Mutter, das, wie sie behauptete, dem Volk, das vor den Menschen kam, entstammte, das Cornwall beherrscht hatte, bevor Menschenzungen es so genannt hatten. Da hatte es auch einen gegeben, sagte sie, der ein Prinz gewesen war, und dieser Prinz gehörte zu dem alten Volk, während die Frau, die er heiratete, zu dem neuen gehörte. Die Kinder aus dieser Verbindung waren die Vorfahren ihrer Mutter. »Deswegen haben wir auch die starke Begabung des Zweiten Gesichts«, sagte sie in vertraulichem Tonfall zu Elric und tätschelte seine Schulter, als er während einer kurzen Rast neben ihr kniete. Sie sprach mit ihm wie zu einem Lieblingsenkel. »Und dieses Volk war Euch nicht unähnlich, bis auf die Hautfarbe.«
»Kamen sie aus Melnibone?«
»Nein, nein, nein! Das Wort bedeutet nichts. Es war das große Vadhagh-Völk, das noch vor den Mabden kam. Also sind wir vielleicht verwandt, Ihr und ich, Prinz Elric?« Einen Augenblick lang zeigte sich ihre ganze Intelligenz und ergänzte ihren Humor. Und Elric sah in ihr Gesicht und dachte, daß er in das Antlitz der Zeit selbst sah.
»Entstammen wir beide«, fragte sie ihn, »diesem Heldenblut?«
»Es scheint wahrscheinlich, Madame«, sagte Elric freundlich, der ihr kaum zuhörte, aber froh war, ihr die Last zu erleichtern, die sie trug und die sie in einigen Punkten zu verdrießen schien.
»Und dazu geboren, auch einen größeren Teil des Leids der Welt zu tragen, wie ich befürchte«, sagte sie.
Dann begann sie wieder zu gackern und zu singen. »Dingli-dongli-dongli! Old Pin ist wieder rührig! Läutet nach dem reichen lebendigen Knaben, damit sein Herz blutet und der Mai wieder blüht!« Darauf begann sie mit dem Löffel auf ihrem Teller einen wilden Trommelwirbel zu schlagen. »Raus aus dem Blut und rein in das Hirn springt die Erinn’rung an Schmerz in die Birn’!«
»Oh, Mama! Oh, Lende, die mich hervorgebracht hat! Wenn das Chaos soviel verschleiert, verhüllt deine Erinnerung an alte Grausamkeiten meine Vision noch stärker!« sprach Fallogard Phatt mit würdevoller Unruhe und flehenden Gebärden.
»Sie werden an Mamas wenigen verbliebenen Hirnstückchen nagen und picken.« Die alte Dame griff auf ihren Pathosvorrat zurück, um ihren Sohn einzuwickeln, doch er blieb hart.
»Mama, wir haben Koropith bald erreicht, und nun sieht es so aus, als ob der Weg schwerer werden würde. Wir müssen unsere Kräfte schonen, Mama! Wir müssen fein stille sein und dieses Verstreuen zufälliger Beschwörungen und Reime unterlassen, oder du hinterläßt einen Hexenpfad auf unserer Spur, auf dem ein Heer marschieren könnte. Was niemals klug ist, Mama.«
»Klugheit hat noch nie Ratten eingepökelt«, sagte Mutter Phatt mit einem wehmütigen Kichern, aber sie gehorchte ihrem Sohn. Sie nahm seine Logik hin.
Elric hatte schon bemerkt, daß die Luft wärmer wurde und das Eis in den Bäumen schmolz; Schnee fiel schwer auf feuchten Boden und wurde rasch verschluckt. Am Nachmittag schien die Sonne, und sie hatten eine Reihe von grotesk gepanzerten Tiermenschen durchschritten, die durch Foltern noch seltsamere Gestalten angenommen hatten und in Eis gefangen waren, das bei einer Berührung brennendheiß war, durch das die Reisenden jedoch Augen sahen, die sich bewegten, Lippen, die zu sprechen sich mühten, Glieder, die in Stellungen ewiger Qualen erstarrt waren. Eine kleine Armee des Chaos, stimmten Fallogard Phatt und Elric überein, von unbekannter Zauberei besiegt, vielleicht durch einen Einsatz der Ordnung? Nun durchquerten sie eine Wüste, durch die ein Wasserlauf führte, der ganz sicher künstlich angelegt worden war und aus dem sie trinken konnten.
Am Tag darauf endete die Wüste, und vor sich sahen sie das gewaltige Unterholz eines dunklen üppigen Waldes, dessen Bäume Blätter trugen, die so lang wie ein Mensch waren, dessen Stämme so schlank und sehnig wie die Arme eines Mannes waren, dessen dichtes Laubwerk tiefrot und dunkelgelb war und unter dessen bedrohliche Farben sich blaßrosige Streifen und purpurne oder graue Adern mischten, als ob sich der Wald von Blut nähren würde.
»Ich glaube, hier werden wir unseren verlorenen Sohn wiederfinden!« kündigte Fallogard Phatt fröhlich an. Seine Mutter sah allerdings zweifelnd
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