Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
dann lehnte sie sich zurück, und er drückte sie an sich.
    Eine Quelle entsprang zwischen den knorrigen Wurzeln der Bäume neben dem kaum sichtbaren Pfad.
    »Wir sollten hier halten und die Pferde ausruhen lassen«, riet Aristarchus. »Und auch wir könnten eine Rast vertragen.«
    »Nicht weit von hier ist eine Lichtung, dort wächst Gras«, sagte Wess. »Sie fressen Gras, nicht wahr?«
    Aristarchus kicherte. »Ja, das tun sie.«
    Als sie die Lichtung erreicht hatten, sprang Quartz vom Pferd, stolperte, stöhnte und lachte. »Es ist lange her, seit ich das letzte Mal geritten bin.« Sie half Aristarchus vom Pferd. Chan stieg ebenfalls ab, nur Wess blieb, wo sie war. Sie fühlte sich, als sähe sie durch Lythandes geheimnisvolle Kugel auf die Welt.
    Das Schlagen gewaltiger Flügel erfüllte die kalte Luft. Satan und Aerie landeten auf der Lichtung und eilten auf ihre Freunde zu. Wess wickelte die Mähne des Schecken um ihre Finger und rutschte zu Boden. Sie lehnte sich an das Tier und atmete erschöpft und in kurzen Zügen. Sie hörte, wie Chan und Quartz die beiden Fliegenden begrüßten, war jedoch nicht in der Lage, sich zu bewegen.
    »Wess?«
    Langsam wandte sie sich um, die Mähne des Pferdes noch immer in der Hand. Satan lächelte auf sie herab. Sie wußte, daß die fliegenden Leute dünn waren, aber alle, die sie kannte, waren geschmeidig, Satan jedoch war dürr. Seine Rippen zeichneten sich scharf unter der Haut ab. Sein kurzes Fell war glanzlos und trocken, und außer den Striemen am Rücken trug er noch Narben an den Knöcheln und am Hals, wo er angekettet gewesen war.
    »O Satan ...« Sie umarmte ihn, und er breitete seine Flügel um sie.
    »Es ist geschafft«, sagte er. »Es ist vorbei.« Er küßte sie zärtlich. Alle sammelten sich um ihn. Er fuhr mit seinem Handrücken sanft über Quartz' Gesicht, dann bückte er sich, um Chan zu küssen.
    »Frejöjani ...«Er sah sie alle an, dabei lief ihm eine Träne über die Wange, er faltete die Flügel um sich und weinte.
    Sie hielten und trösteten ihn, bis das bittere Schluchzen nachließ. Aristarchus stand daneben und blinzelte mit seinen großen grünen Augen.
    »Du mußt mich für einen großen Narren halten, Aristarchus. Einen großen schwächlichen Narren.«
    Der Troll schüttelte den Kopf. »Ich denke, wenn ich endlich glauben kann, daß ich frei bin ...«Er sah Wess an. »Danke.«
    Sie setzten sich an die Quelle und unterhielten sich.
    »Es ist möglich, daß man uns gar nicht verfolgt«, meinte Quartz.
    »Wir beobachteten die Stadt, bis ihr im Wald verschwunden wart«, sagte Aerie. »Niemand sonst war auf dem Generalsweg zu sehen.«
    »Vielleicht haben sie gar nicht gemerkt, daß Satan neben einem zweiten Geflügelten noch andere Helfer hatte. Wenn keiner sah, wie wir das Zelt zum Einsturz brachten ...«
    Wess schöpfte Wasser aus der Quelle und erfrischte ihr Gesicht, dann trank sie aus der hohlen Hand. Die ersten Sonnenstrahlen schienen durch die Baumkronen auf die Lichtung.
    Ihre Hand war immer noch blutig. Das Blut vermischte sich mit dem Wasser, sie spuckte und hustete, dann taumelte sie, wankte und stürzte ein paar Schritte weiter, wo sie auf die Knie fiel und sich heftig würgend übergab.
    Dann kroch sie wieder zur Quelle und reinigte Gesicht und Hände mit dem Wasser. Ihre Freunde starrten sie erschrocken an.
    »Da war einer«, sagte sie, als sie sich wieder erhoben hatte, »Bauchle Meyns. Aber ich habe ihn getötet.«
    »Ah«, sagte Quartz.
    »Damit hast du mir ein weiteres Geschenk gemacht«, sagte Satan. »Nun brauche ich nicht zurückkehren, um es selbst zu tun.«
    »Sei still, Satan, sie hat noch nie zuvor jemanden getötet.«
    »Das habe ich auch nicht. Aber ihm hätte ich mit Freuden die Kehle zerfetzt, wäre er mir nur nahe genug gekommen.«
    Wess schlang die Arme um sich, um den Schmerz zu lindern. Quartz sprang an ihre Seite.
    »Du bist verletzt — warum hast du nichts gesagt?«
    Wess schüttelte den Kopf, unfähig zu antworten. Dann sackte sie zusammen.
    Als sie am Nachmittag erwachte, lag sie im Schatten eines hohen Baumes inmitten ihrer Freunde. Die Pferde grasten in der Nähe, Aristarchus saß auf einem Stein neben der Quelle und kämmte sich den Filz aus dem Fell. Wess erhob sich und ging zu ihm.
    »Hast du gerufen?«
    »Nein«, antwortete er.
    »Ich dachte, ich hätte etwas ...«, sie zuckte die Schultern. »Hat wohl nichts zu bedeuten.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Besser.« Ihre Rippen waren bandagiert. Quartz verstand

Weitere Kostenlose Bücher