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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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durchs Labyrinth, aber sie entschlossen sich, noch einmal dorthin zurückzukehren. Es war ein zu großes Risiko, den Heimweg durch die Berge im Spätherbst ungerüstet anzutreten. Sie näherten sich dem Einhorn durch kleine Gassen; kaum jemand begegnete ihnen. Zweifellos war die gefragteste Unterhaltung des heutigen Abends zuzuschauen, wie der Prinz sich aus dem eingestürzten Zelt befreite. Wess hätte den Anblick selbst nicht verschmäht.
    Sie ließen die Pferde bei Aristarchus im Schatten zurück, schlichen die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf und packten ihre Sachen zusammen.
    »Der junge Herr und seine Damen. Guten Abend.«
    Wess fuhr herum, Quartz an ihrer Seite griff nach dem Schwert. Der Wirt erschrak, hatte sich aber gleich wieder gefangen.
    »Nun«, sagte er, zu Chan gewandt. »Ich hielt sie für etwas anderes, aber jetzt sehe ich, daß sie Eure Leibwächter sind.«
    Quartz packte ihn vorne am Hemd und hob ihn hoch. Ihr Breitschwert fuhr aus der Scheide. Wess hatte nie zuvor gesehen, daß Quartz diese Waffe zog. Quartz hatte sie jedoch keineswegs vernachlässigt. Die Klinge glänzte und war offensichtlich scharf.
    »Ich habe diesem Wahnsinn abgeschworen, als ich dem Kriegshandwerk den Rücken kehrte«, sagte Quartz ruhig. »Aber du bringst mich soweit, daß ich diesen Schwur vergesse.« Sie ließ ihn los, und er fiel auf die Knie, die Spitze ihres Schwertes vor Augen.
    »Ich habe es nicht böse gemeint, gute Dame ... «
    »Nenn mich nicht Dame! Ich bin nicht von edlem Blut! Ich war Krieger, und ich bin eine Frau. Wenn diese Tatsache deine Höflichkeit nicht verdient, kannst du von mir auch keine Gnade erwarten!«
    »Ich habe es nicht böse gemeint, ich wollte Euch wirklich nicht verletzen. Bitte verzeiht ...« Sein Blick blieb an ihren undurchdringlichen silbernen Augen hängen. »Ich erflehe Eure Verzeihung, Frau aus dem Norden.«
    In seiner Stimme war kein Spott, nur Angst, und für Wess war das eine so schlimm wie das andere. Sie und Quartz wurden hier entweder verachtet oder gefürchtet. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Quartz steckte ihr Schwert weg. »Dein Silber ist auf dem Tisch«, sagte sie mit kalter Stimme. »Wir hatten nicht vor, dich zu betrügen.«
    Der Wirt rappelte sich auf und sah zu, daß er zwischen sich und seine Gäste einen möglichst großen Abstand brachte. Quartz zog den Schlüssel aus der Tür, und die drei verließen den Raum. Quartz schlug die Tür zu und verschloß sie von außen.
    »Sehen wir zu, daß wir hier rauskommen.«
    Sie polterten die Stiege hinunter. Auf der Straße packten sie ihre Lasten so gut es ging auf die Pferde. Über sich hörten sie den Wirt an die Tür hämmern, und als sie nicht nachgab, rannte er ans Fenster.
    »Helft!« brüllte er. »Helft! Menschenräuber! Plünderer!« Quartz saß hinter Aristarchus auf, und Chan und Wess bestiegen das andere Pferd. »Helft!« kreischte der Wirt. »Feuer! Hochwasser!«
    Aristarchus ließ das Pferd laufen. Wess' Hengst schüttelte die Mähne, blies laut und scharf durch die Nüstern und verfiel aus dem Stand in einen Galopp. Wess konnte nicht mehr tun, als sich an Mähne und Zaumzeug zu klammern, als er die Straße hinunterraste.
    Sie galoppierten durch die Außenbezirke der Stadt, überquerten den Fluß an der Furt und jagten die Straße, die flußaufwärts führte, weiter nach Norden. Die Pferde hatten bereits Schaum vor dem Maul, und Aristarchus riet, langsamer zu reiten, damit sie verschnaufen konnten. Wess wußte, daß er recht hatte; auch bemerkte sie keine Verfolger aus der Stadt. Sie blickte auf zum Himmel, aber es war zu finster, um die Fliegenden zu erkennen.
    Sie zügelten das Tempo und ließen die Pferde im Schritt gehen und gelegentlich traben. Jede Bewegung ihres Reittieres schmerzte Wess' Rippen. Sie versuchte, den Schmerz unter Kontrolle zu bringen, aber dazu brauchte sie Ruhe und müßte absteigen. Im Augenblick aber war das unmöglich. Die Straße erschien ihr endlos in eine ewig währende Nacht zu führen.
    Bei Anbruch der Dämmerung erreichten sie den kaum sichtbaren Pfad, auf dem Wess sie hierhergeführt hatte; er bog von der Straße ab direkt in die Berge.
    Sie ritten zwischen Bäumen hindurch, die sich schwarz vom schieferblauen Himmel abhoben. Es war Wess, als ritte sie aus einem Alptraum in eine Welt, die sie kannte und liebte. Sie fühlte sich noch nicht frei, ahnte aber, daß dieses Gefühl bald zurückkehren würde.
    »Chan?«
    »Ich bin hier, Liebes.«
    Sie nahm seine Hand und küßte sie,

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