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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nicht, dachte er, lachte dann aber über sich selbst. Nebel und Regen würden ihn und seine Begleiter während des Erkundungsritts vor den Augen jener verbergen, die sie nicht sehen durften. Daher war es besser, für schlechtes Wetter zu beten, als darüber zu klagen. Seine Laune besserte sich bei diesem Gedanken, und als er sein Zelt verließ, konnte er schon wieder lachen.
    Ein Stück weiter vorne entdeckte er Mühldorfer. »Wir reiten gleich los«, rief er ihm zu, doch der Sergeant antwortete ihm nicht, sondern starrte mürrisch vor sich hin. Daher ging Michel achselzuckend weiter zu dem Zelt, vor dem ihr Koch gerade den Morgenbrei für die Männer kochte.
    »Was gibt es heute Gutes?«, fragte er grinsend.
    »Ratteneintopf!«, knurrte ein Krieger.
    »Dann ist wenigstens Fleisch drin«, spottete Michel und ließ sich seinen Napf füllen. Während er sich unter einen Baum stellte und aß, konnte er seinem Kameraden nur zustimmen. Der Brei schmeckte noch schlechter als die letzten Male.
    »Wenn wir wenigstens einen Krug Bier hätten, um das Zeug hinunterzuspülen«, sagte er zu einem Soldaten in seiner Nähe.
    Der Mann nickte mit verkniffener Miene. »Schön wär’s! Soviel man hört, hat Vyszo einen Bierbrauer unter seinen Leuten. Aber an so etwas hat unser königlicher Feldherr nicht gedacht.«
    Offensichtlich war der Mann mit Adalbert von Sachsens Kriegsführung ebenso wenig zufrieden wie mit Hettenheims Pflichterfüllung, denn dem Grafen oblag die Organisation des Lagers und des Nachschubs.
    Da ist er nicht der Einzige, dachte Michel. Auch er hätte sich einen Anführer gewünscht, der sich mehr von seinem Verstand und weniger von den Vorstellungen leiten ließ, was standesgemäß war und seinen Rang betonte. Sogar vor dem Herzog von Sachsen strich Hettenheim ständig heraus, dass er ein enger Verwandter des Königs war. Die Taten aber, die von einem Mann seiner Herkunft erwartet werden durften, unterblieben.
    »Vielleicht wird es sich ändern, wenn wir wie befohlen vorrücken«, murmelte Michel vor sich hin.
    Dafür aber musste er mit Loosen, Haidhausen und Mühldorfer erst den Weg erkunden. Auf die beiden Ritter hätte er verzichten können, doch Mühldorfer war ein erfahrener Soldat und würde mit Sicherheit die Augen aufhalten.
    Während seine Gedanken wanderten, war Michel mit dem Frühstück fertig geworden. Trinken wollte er hier im Lager nichts, denn das Wasser schmeckte zu schlecht. Während ihres Ritts würden sie an Quellen mit frischem Wasser vorbeikommen, und dort konnte er seinen Durst löschen und seine Wasserflasche füllen.
    »Sattle mein Pferd!«, forderte er einen Knecht auf. Dieser nickte und eilte zu der Stelle, an der die Pferde der Ritter und Soldaten an einer langen Stange festgebunden waren. Die Sättel lagen gleich daneben unter einem aus Zweigen errichteten Vordach. Michel sah dem Mann einen Augenblick zu und ging dann weiter zu Loosen und Haidhausen.
    »Meine Herren, wir sollten gleich aufbrechen!«
    Bis jetzt hatten die beiden seine Autorität noch nie anerkannt, diesmal aber eilten sie, ohne zu zögern, zu ihren Pferden und ließen sie satteln. Auch Mühldorfer setzte sich mit verbissener Miene in Bewegung.
    Michel fragte sich, ob der Sergeant beim Spiel verloren hatte, denn sonst war der Mann weitaus fröhlicher gewesen. Schnell schob er den Gedanken beiseite und stieg auf sein Pferd.
    Loosen war kaum langsamer als er, und auch Haidhausen brauchte weniger Zeit als sonst, um in den Sattel zu kommen. Im Gegensatz zu Mühldorfer schienen die beiden bester Laune zu sein. Anscheinend waren auch sie froh, dass sich endlich etwas tat, dachte Michel. Die letzten Wochen waren einfach zu öde gewesen.
    »Einen guten Morgen wünsche ich Euch!« Michel erinnerte sich an seine guten Manieren und setzte sich dann an die Spitze des kleinen Trupps.
    »Es ist wirklich ein guter Morgen, Adler, und er verspricht, noch besser zu werden!« Loosen lachte darüber wie über einen guten Witz, klopfte seinem Pferd auf die Kruppe und pfiff eine Melodie. Diese hatte er vor einigen Wochen von einem Gaukler namens Nepomuk gehört, der mit einer Gruppe von Spielleuten und Huren ins Lager gekommen und eine Zeitlang geblieben war.
    Michel lächelte wehmütig, denn er vermisste die teilweise recht derben Scherze des kleinwüchsigen Narren, die die Soldaten zum Lachen gebracht hatten. Dann sagte er sich, dass es wichtiger wäre, endlich Nachschub zu erhalten. Vom Lachen allein wurden die Leute nicht satt.
    Solange

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